Kommentar:Ein Abschied ist nicht akzeptabel

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Das Finanzamt versagt dem Förderkreis der Klinikpartnerschaft mit Rehovot die Anerkennung der Gemeinnützigkeit. Dass der Dachauer Verein sich deshalb aber zurückzieht, erweckt auf israelischer Seite Unverständnis und Enttäuschung

Von Helmut Zeller

Die eine Seite: Ein Verein will über eine Klinikkooperation die Aussöhnung zwischen Israel und Dachau voranbringen. Nach mehreren vergeblichen Anläufen scheitert er am bösen Finanzamt. Allgemeines Bedauern - und Schluss. Man kann dem Verein ernsthafte Absichten und guten Willen nicht absprechen. Doch bleiben Fragen auf der anderen Seite: Entscheiden hierzulande über die deutsch-israelischen Beziehungen die Finanzbehörden? Ist es in Deutschland verboten, potenzielle Spender auf das Kaplan Center aufmerksam zu machen, die wie überall auf der Welt via Banküberweisung helfen könnten? Kann nicht einmal die CSU-Landesgruppe im Bundestag eine andere Tür öffnen? Oder war es einfach so, wie die israelische Seite vermutet: Dass man nach der anfänglichen Begeisterung die Sache angesichts der Probleme einschlafen lassen wollte? Wie auch immer, drei lange Jahre hat es gedauert, bis man den Gesprächspartnern in Israel reinen Wein eingeschenkt und den geweckten Erwartungen eine klare Absage erteilt hat. Und - so ein Zufall - in diesem Moment kündigt Helios, außer Absichtserklärungen war bisher nichts gewesen, einen Personalaustausch an. Dabei weiß man doch, dass das Kaplan Center sich das finanziell nicht leisten kann.

Zeitgeschichtsreferent Günter Heinritz betont, dass die Kooperationspläne nie im Stadtrat diskutiert oder beschlossen worden seien. Deshalb darf die Stadt nicht für ein Scheitern verantwortlich gemacht werden - und trotzdem fällt es auf Dachau zurück, bestätigt sogar, wie man befürchten muss, seinen schlechten Ruf in Israel als zentralen Ort der NS-Geschichte. Darüber sagt der Vereinschef kein Wort. Übrigens hat man nie das Gespräch mit dem neuen Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) gesucht, der die Israelpolitik seines Vorgängers fortsetzen will. Er muss jetzt reagieren, denn Dachau hat den Schaden. Es ist ein einzigartiges Projekt, sein Ende ist für keinen Beteiligten akzeptabel.

© SZ vom 15.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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