Kommentar:Die Politik wirft Steine in den Weg

Beim Thema Zuwanderung ist die CSU plötzlich gar nicht mehr so wirtschaftsfreundlich

Von Viktoria Großmann

Kauft mehr bayerische Brezn aus regionalen Handwerksbetrieben! So möchte man spontan um Unterstützung für das Bäckerhandwerk werben. Doch die Brezn von Bäcker Polz aus Ampermoching verkaufen sich ohnehin sehr gut. Er kommt mit seiner zu kleinen Mannschaft mit dem Backen kaum hinterher. Neben der Treue ihrer Kunden brauchen er und seine Kollegen vor allem die Unterstützung der Politik. Ausgerechnet die CSU, die sich sonst gerne mittelstandsfreundlich gibt, versagt sie den Unternehmern. Vielleicht sind die Brötchen, die Polz bäckt, einfach nicht groß genug.

Die Bäcker scheinen unter den Handwerkern eine besondere Zunft zu sein. Allein der Einsatz von Thomas Polz für das Wohl seiner Bäckerei und das seiner Mitarbeiter ist bemerkenswert. So baut er etwa Betriebswohnungen für seine Angestellten. Er weiß, dass sie sonst in der Gegend kaum eine Bleibe finden. Große Unternehmen, auch in Dachau, jammern und schimpfen über den Wohnungsmarkt. Selbst bauen wollen sie dennoch nicht. Noch bemerkenswerter ist die Rückendeckung, die Polz ohne Wenn und Aber von seiner Innung erhält. Während sich der Sprecher des Handwerkertages zurückhaltend gibt und eher vor den Schwierigkeiten warnt, die Betriebe haben, wenn sie Migranten einstellen, ermutigt der Sprecher der Bäckerinnung die Mitglieder mit emotionalen Worten. Den Bäckern geht es nicht nur um Wirtschaftlichkeit, sondern um gesellschaftlichen Zusammenhalt. Selbst die Industrie- und Handelskammer, für das Handwerk nicht zuständig, interessiert sich für den Fall, denn sie will den Fachkräftemangel beheben - und zwar mit jedem, der engagiert arbeitet und lernt.

Eine feste Arbeitsstelle sollte, wie eine Lehrstelle, Schutz vor Abschiebung bieten können. Die Angst, dadurch noch mehr Migranten anzuziehen, die Gerda Hasselfeldt äußert, erscheint ungerechtfertigt angesichts des Fachkräftemangels, den IHK und Bäckerinnung beklagen. Im konkreten Fall hat ein Flüchtling im Landkreis Dachau eine Vollzeitstelle, und sein Arbeitgeber kann ihn nicht ersetzen. Das sollte einer wirtschaftsfreundlichen Politik ausreichen, um zumindest Einzelfallentscheidungen oder Härtefallregelungen zuzulassen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: