Kommentar:Der Ton ändert sich

Noch vor wenigen Monaten mahnte Landrat Löwl zu Aufgeschlossenheit gegenüber Flüchtlingen. Nun befeuert er Vorurteile

Von Viktoria Großmann

Der Landrat geht in der Aufgabe der Unterbringung von Flüchtlingen gerne voran. Doch der Ton, der damit verbunden ist, hat sich verändert. Als erster in ganz Bayern hat Löwl im Landratsamt eine Stelle für einen Sicherheitsbeauftragten im Bereich Asyl geschaffen. Dieser soll die Asylkoordinatorin unterstützen, deren Einstellung vor einem Jahr ebenfalls ein Vorzeigeprojekt war. Genau wie das Schaffen der Stellen für die sogenannten Kümmerer, die als Hausmütter oder -väter tagsüber für die Bewohner der Unterkünfte ansprechbar sind. In jedem Ort wurden die Einwohner vom Landrat persönlich über die bevorstehende Einrichtung von Flüchtlingsunterkünften informiert.

Das zeigt, dass Stefan Löwl der Herausforderung, deren Bewältigung in diesen Monaten nun einmal zu seiner Pflicht als Landrat gehört, mit guter Organisation begegnet und dass er Schwierigkeiten verhindern möchte. Dazu gehört es auch, Bedenken abzubauen und Vorurteilen zu begegnen. Das hat Löwl auf früheren Informationsveranstaltungen getan. Etwa, wenn er misstrauischen Anwohnern erklärte, dass auch feiernde Abiturienten mal Dreck machen, wenn er dazu aufrief, sich kennen zu lernen oder Verständnis für die schwierige Lage der Flüchtlinge äußerte. Immer wieder betonte er, dass durch die Flüchtlinge kein Kriminalitätszuwachs zu verzeichnen sei. Besorgt gab sich der Landrat darüber, dass die Stimmung in der Bevölkerung, wie man so sagt, kippen könnte. Auch sein neuer Sicherheitsbeauftragter soll eigentlich genau das verhindern.

Damit scheint er bei Löwl anfangen zu müssen. Von seinem Vorhaben, Flüchtlinge zu bestrafen, die ihre Unterkünfte nicht sauber genug halten oder sich widerspenstig zeigen, lässt Löwl trotz Kritik aus den Helferkreisen nicht ab. Stattdessen holt er sich für diese Ideen Applaus von jenen Seiten ab, die er noch im Sommer abblitzen ließ. Er rückt damit letztlich alle Asylbewerber in ein schlechtes Licht, diskreditiert sich selbst und torpediert die Arbeit von Hunderten Helfern im Landkreis, die - ganz ohne Bezahlung - Zusammenleben und Integration fördern. Das beste Sicherheitskonzept nutzt dem Landrat nichts, wenn er selbst mit Worten zündelt.

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