Kommentar:Bürger, die anschieben

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Die Idee, über den Fördertopf der Stadt zwei Lastenräder zu kaufen und dann zu verleihen, ist zukunftsweisend und ein ermutigendes Beispiel für eine Bürgerinitiative

Von Jacqueline Lang

Bis auf ein paar Unverbesserliche dürften sich mittlerweile alle einig sein, dass in Dachau zu viele Autos zu viele Abgase ausstoßen und dass dies gleichermaßen schlecht für Mensch und Umwelt ist. Es wäre unfair zu behaupten, im Rathaus würde sich diesbezüglich nichts tun. Es wird daran getüftelt, wie man die Straßen für Fahrradfahrer sicherer machen kann. Es wird überlegt, ob man Parkplätze nicht zugunsten der Radfahrer reduzieren sollte. Und es wurde ein Fördertopf bereitgestellt, mit dessen Geld sich Bürger ein Lastenrad bezuschussen lassen können. Weil die Räder aber selbst mit Zuschuss noch teuer sind und kaum jemand tagtäglich schwere Dinge über kurze Strecken durch Dachau transportiert, lohnt sich das Angebot in der Praxis kaum und bleibt damit Symbolpolitik. Manchmal muss man eben noch einen Schritt weiter denken.

Ein schönes Beispiel, wie so etwas funktioniert, liefert die Arbeitsgruppe Lastenräder des ADFC. Sie plant unter anderem, über den Fördertopf der Stadt zunächst zwei Lastenräder zu kaufen - und diese stundenweise zu verleihen. Die Idee: So muss nicht eine Person 3000 Euro oder mehr in die Hand nehmen, sondern kann sich für einen kleinen Unkostenbeitrag bei Bedarf das Rad ausleihen. Das spart nicht nur Geld, sondern auch Platz. Denn die sperrigen Zwei- und Dreiräder brauchen Parkmöglichkeiten und Platz, der in einer Stadt wie Dachau immer mehr zur Mangelware wird.

Die Idee der Arbeitsgruppe ist in vielerlei Hinsicht zukunftsweisend und als Initiative von Bürgern für Bürger ein ermutigendes Beispiel. Dafür, dass auch der Bürger etwas verändern kann, wenn er nur will. Dafür, dass er nicht immer darauf warten muss, bis andere sich langsam in Bewegung setzen. Sondern dass er selbst mit anschiebt und Lösungen aufzeigt. Die Stadt Dachau täte gut daran, die Bürger, die in ihrem Sinne aktiv werden, zu unterstützen.

© SZ vom 23.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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