Kommentar:Bitteres Ende auch für den Landkreis

Grundsätzlich sollte man also froh sein, dass es Frauen wie Claudia Schwarz gibt. Nichtsdestotrotz ist die Auflösung des Klosters in Altomünster nachvollziehbar

Von Benjamin Emonts

Das oberste Gericht der Apostolischen Signatur hat die Auflösung des jahrhundertealten Klosters in Altomünster erwartungsgemäß bestätigt. Aus kulturhistorischer Sicht ist dieser Vorgang äußerst bedauerlich, zumal er einer traurigen Entwicklung folgt. Immer mehr Klöstern in Oberbayern droht die Auflösung, da es ihnen schlichtweg an Nonnen mangelt. Die Zahl der Ordensfrauen geht dramatisch zurück. Laut einer Statistik der Deutschen Ordensobernkonferenz (DOK) gab es 1995 noch mehr als 38 000 in der Bundesrepublik. Ende 2015 waren es nur noch knapp 17 000. Die deutschen Nonnen, die zu 85 Prozent älter als 65 Jahre alt sind, sterben allmählich aus - und mit ihnen die Klöster, die in der Geschichte Oberbayerns eine prägende Rolle spielten. Bis heute sind sie Landmarken mit erheblichem kulturhistorischen und touristischen Wert. Es sind aber auch spirituelle Orte, die eine jahrhundertealte Geschichte immer noch greifbar und sichtbar machen.

Grundsätzlich sollte man also froh sein, dass es Frauen wie Claudia Schwarz gibt, die diese Tradition aufrecht erhalten wollen. Die gelernte Juristin folgt ihrer Überzeugung. Sie sieht sich von Gott dazu berufen, in Altomünster Nonne zu werden und den Birgittenorden wieder neu aufzubauen. Dass sie bis zuletzt so hartnäckig an diesem Traum festgehalten hat, ist vor diesem Hintergrund nur verständlich. Sie will ihren Lebenstraum nicht einfach kampflos aufgeben. Allein deshalb zog sie vor Gericht, allein deshalb ließ sie sich nicht vertreiben.

Nichtsdestotrotz ist die Auflösung des Klosters in Altomünster nachvollziehbar. Die Zahl der dort lebenden Schwestern hat sich über die vergangenen Jahrzehnte so lange dezimiert, bis nur noch die Priorin Apollonia Buchinger übrig blieb. Die Postulantin Claudia Schwarz lebte und betete zuletzt mehr als ein Jahr völlig allein in dem riesigen Kloster, nachdem Schwester Apollonia ihre Koffer gepackt hatte. Die Ordensgemeinschaft war schon lange keine richtige Gemeinschaft mehr - ihre Auflösung dementsprechend folgerichtig.

Es liegt nun an der Erzdiözese München Freising, sich ein sinnvolles Konzept für die künftige Nutzung des Klosters auszudenken. Keine geringe Verantwortung, der das Ordinariat gerecht werden muss.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: