Kommentar:Beklemmendes Schweigen

Die krassen Dissonanzen in der Mitterndorfer Asyldebatte sind nicht zu überhören. Die Androhung juristischer Schritte steigert das gewittrige Klima ins Aggressive

Von Wolfgang Eitler

Zuerst die moralische Keule: Dachau kann es sich nicht leisten, ein Klima der Vorbehalte gegen Flüchtlinge zu schaffen; egal aus welchen Gründen die Menschen aus Afrika, Syrien oder aus Kosovo hierher kommen. Klingt vortrefflich, ist richtig, nützt aber nichts. Denn die kritische Diskussion darüber, wo und wie Asylbewerber eine Unterkunft erhalten können, muss nicht notwendigerweise eine sein, die moralischen Grundsätzen zuwider läuft.

Deshalb ist die Mitterndorfer Asyldebatte so lehrreich: Es stimmt, dass nirgends im Landkreis eine Wohncontaineranlage mitten in einen Ort gepflanzt werden soll. Es ist richtig, sich darüber zu unterhalten, welche Optionen Dachau hat. Anscheinend sind es mehr als gedacht, wie Oberbürgermeister Florian Hartmann sibyllinisch andeutet. Weitergehendes kann er nicht sagen, weil mit den jeweiligen Eigentümern Verhandlungen geführt werden müssen. Die Zweifel und Anregungen, wie sie einige Mitterndorfer vortragen, sind also berechtigt.

Aber die krassen Dissonanzen sind unüberhörbar: Wenn scheinheilig gefragt wird, ob eventuelle Asylbewerber ordentlich betreut werden, oder auf angeblich ausländerfreundliche Kontakte irgendwo in Afrika verwiesen wird. Auf diese Weise schürt man Ressentiments. An dem Punkt ist die Mitterndorfer Debatte angelangt. Die Androhung juristischer Schritte steigert das gewittrige Klima ins Aggressive.

Die Dachauer Kommunalpolitik, die Spitzen von Stadt und Stadtrat schweigen dazu. Auf der Informationsveranstaltung am Dienstagabend wagten zwei Frauen das Bekenntnis zu einer Willkommenskultur. Weder die anwesenden Stadträte aus fast allen Fraktionen noch Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sprangen ihnen bei. Sie hätten es bitter nötig gehabt. Die Ausnahme war Landrat Stefan Löwl (CSU): "Nehmen Sie die Menschen auf, sie sind eine Bereicherung. Helfen Sie ihnen."

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