Knabenkapelle Dachau:"Da kann man's richtig krachen lassen"

Die Knabenkapelle Dachau wird 60 Jahre alt und feiert den Geburtstag am Wochenende ausgelassen mit mehreren Aufführungen.

Von Philip Kammerl

Knabenkapelle Dachau: Die Knabenkapelle unter der Leitung von Peter Weber. Foto: Toni Heigl

Die Knabenkapelle unter der Leitung von Peter Weber. Foto: Toni Heigl

(Foto: DAH)

"8. September 1953, 12.05 Uhr" - kaum ein Verein weiß so genau über seine Geburtsstunde Bescheid. Aber nicht nur in dieser Hinsicht ist die Knabenkapelle Dachau einzigartig. Sie war einer der ersten Musikvereine im Landkreis und der erste, in dem Kinder und Jugendliche musizieren konnten. Gründer Peter Paul Winkler, Militärmusiker und Komponist, hatte zunächst nur einen reinen Knabenchor geplant. Doch schon nach kurzer Zeit ließen ihn der Stimmbruch der Knaben und ihre Begeisterung für Instrumentalmusik umdenken. Seither spielen die Kinder und Jugendlichen auf verschiedenen Blas- und Perkussionsinstrumenten klassisch-traditionelle Blasmusik. Mit dem Wandel hin zu einem Blasorchester durften auch erstmalig Mädchen mitmusizieren. Mittlerweile ist der Mädchenanteil sogar auf 50 Prozent angewachsen.

Der Einfluss der Knabenkapelle war von Anfang an sehr groß - sie gab für die meisten anderen Gemeinden im Landkreis den Startschuss für weitere Vereinsgründungen. Schon von 1958 an begab sich das junge Orchester auf Konzertreisen nach Österreich, Norddeutschland, Dänemark, England und Italien. Neben zahlreichen Rundfunkkonzerten folgten auch Fernsehauftritte wie 1967 in der ZDF Sendung "Die Drehscheibe" und 1999 im "Musikantenstadl" mit Karl Moik.

Ein besonderer Höhepunkt ist die jährliche Teilnahme am Trachten- und Schützenzug des Münchner Oktoberfestes. Dieses Jahr wird die Kapelle dort zum 57. Mal auftreten. Vorsitzender Tilo Ederer sagt: "Da reißt sich jeder drum. Alle wollen da hin." Auch für die Fahnenträger, die nicht mitspielen, sei es eine große Freude und eine Ehre, das Emblem des Vereins, den Dachauer Reitersporn, in die Höhe halten zu dürfen.

Schließlich braucht sich der Traditionsverein wirklich nicht zu verstecken: Er feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen. "Einen 60 Jahre alten Musikverein - da werden sie hier nicht viele finden", sagt Ederer stolz. Die Tradition wurde trotz Veränderungen an Tracht und musikalischem Repertoire durch Winklers Nachfolger Otto Sauter, Wolfgang Grünbauer und Peter Weber bewahrt. Als Musikhaus nutzt der Verein seit 1963 ein Kino, dass damals abgerissen werden sollte. Das dazugehörige Grundstück in der Sudetenlandstraße 63 stellte die Stadt Dachau zur Verfügung. Trotz staatlicher Zuschüsse und Einnahmen aus Auftritten bleibt der Verein bis heute auf private Spenden und Unterstützung angewiesen.

Mittlerweile gibt es neben dem Nachwuchsorchester und dem großen Blasorchester auch noch "De Dachauer", die sich aus älteren "KKDlern" zusammensetzen, welche auch über die Jugend hinaus Freude am Musizieren haben. Zudem gründete der langjährige Trompetenlehrer Hartl vor drei Jahren die "Bigband Dachau - der KKD Dachau", die schon viele Auftritte in der Dachauer Kulturschranne in der Altstadt bestritt.

Die vielen Reisen, die es noch mit Winkler und dessen Nachfolgern, Otto Sauter und Wolfgang Grünbauer gegeben hatte, ließen in den letzten Jahren etwas nach. Doch jetzt hat den Verein erneut die Reiselust gepackt. Zusammen mit dem aktuellen musikalischen Leiter Peter Weber wird das Blasorchester wieder fernab der Heimat auftreten. "Ab der 60-Jahr-Feier wollen wir an alte Zeiten anknüpfen", sagt Ederer.

Im Herbst geht es gleich los mit einem Auftritt im Europapark Rust. Aber auch Auftritte in den Dachauer Partnerstädten Fondi und Klagenfurt sowie in den Städten der Partnerkapellen Coburg und Mühldorf sind geplant. Jetzt liegt der Fokus allerdings erstmal auf der großen Jubiläumsfeier dieses Wochenende."Da kann man's dann richtig krachen lassen", freut sich Vorsitzender Ederer.

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