Klinikum Dachau:Kampf der Fettleibigkeit

10.000 Einwohner im Landkreis bringen so viel Pfunde auf die Waage, dass sie dringend therapiert gehören. Darunter sind immer mehr Schulkinder.

Wolfgang Eitler

Schokolade, Chips und Bier, viel Zeit vor Computer und Fernsehapparat, kaum Bewegung: Schnell verwandeln sich überschüssige Kalorien in ungeliebte Fettpolster. Deshalb warnt das Dachauer Klinikum: "Der Übergang zum krankhaften Übergewicht, der Fettsucht oder Adipositas, ist schleichend." In der Aktion "Mach mit!" wollen Experten gefährdete Menschen im Landkreis davon überzeugen, "dass jeder kleine Schritt schon der Anfang großer Veränderungen sein kann".

Am Samstag, 21.Mai, findet in ganz Europa der zweite Tag zur Bekämpfung der Adipositas statt. Das Adipositas-Zentrum des Klinikum Dachau beteiligt sich mit mehreren Veranstaltungen. Adipositas gilt als eine chronische Erkrankung, die ein hohes Risiko für zahlreiche Folgeerkrankungen birgt. Menschen mit krankhaftem Übergewicht leiden häufiger unter Krebserkrankungen oder bekommen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Durch das hohe Gewicht sind zudem die Gelenke überlastet, was nicht nur Schmerzen bereitet, sondern auch die Beweglichkeit einschränkt. Oft führt die Erkrankung auch in die soziale Isolation - die Betroffenen schämen sich und ziehen sich immer weiter zurück, verlassen ihr zu Hause kaum noch.

Um den Menschen mit der Fettsucht-Erkrankung professionelle Hilfe und Unterstützung im Kampf gegen überschüssige Pfunde zu bieten, wurde im letzten Jahr das Adipositas-Zentrum am Klinikum Dachau gegründet. Nach einer deutschlandweiten Erhebung (Nationale Verzehrstudie) leiden mehr als 50 Prozent der Frauen und mehr als 60 Prozent der Männer in Deutschland an Übergewicht, mehr als jeder fünfte Bundesbürger gilt als adipös. Als besonders erschreckend wird die Zunahme der Adipositasrate bei Schulkindern hervorgehoben.

Regional gibt es deutliche Unterschiede. In Bayern sei sogar von höheren Zahlen als im Bundesdurchschnitt auszugehen, teilt das Klinikum mit: "Die Zahl von behandlungsbedürftigen Menschen allein im Landkreis Dachau liegt nach Schätzungen an die 10000 Einwohner. Beziehe man das weitere Umland mit ein, so kann man von etwa 30000 adipösen Menschen mit Behandlungsbedarf ausgehen." Am Adipositas-Zentrum stellen sich nach Angaben des Klinikums jede Woche etwa zehn Patienten vor: "Tendenz steigend."

Ärzte verschiedener Fachrichtungen am Klinikum arbeiten deshalb eng zusammen. Leiter Georg Guggenberger: "Wir möchten nicht nur eine Gewichtsabnahme erreichen, sondern die Betroffenen so betreuen, dass sie das gesunde Gewicht auch halten können." Denn oft seien nach einer erfolgreichen Diät die verlorenen Pfunde schnell wieder da, das Gewicht sogar höher als vorher. Guggenberger weiß: "Für einen langfristigen Erfolg ist deshalb eine Umstellung nicht nur der Ernährung, sondern meist auch der Lebensgewohnheiten nötig."

Neben der medizinischen Betreuung durch einen Internisten ist dazu die Begleitung durch einen Ernährungsberater erforderlich, der einen Ernährungsplan aufstellt und den Verlauf der Gewichtsabnahme kontrolliert. Bewegungstherapie, bei der unter ärztlicher Anleitung einfache körperliche Übungsprogramme durchgeführt werden, unterstützen die Gewichtsreduktion. Wichtig für den langfristigen Erfolg der Diät ist eine psychologische Begleitung.

Am Mittwoch, 18.Mai findet 17Uhr im Klinikum ein Vortrag mit dem Titel "Diabetes und Adipositas: Vermeidbare Erkrankungen?" statt. Am Samstag, 21.Mai, gibt es von 14 bis 15Uhr in der Vital-Arena eine Mach-Mit-Aktion. Eine Selbsthilfegruppe trifft sich jeden zweiten Montag im Monat in der Krankenpflegeschule (0160/98431067).

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