Kindermusical:Der Rattenfänger von Karlsfeld

Rattenfänger von Hameln

Nicht nur die Ratten folgen dem verlockenden Flötenspiel von Anja Brandstetter, auch die Kinder verschwinden mit dem Rattenfänger.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Unter Leitung von Felix Fluk begeistern die Musical-Teens und die Kornelius-Kindersinggruppe ihr Publikum durch eine farbenfrohe Aufführung des bekannten Stücks

Von Susanne Schröder-Bergen, Karlsfeld

Es war der Wunsch der Kinder. Sie haben den "Rattenfänger von Hameln " ausgewählt. 2009 hatten einige der Chormitglieder der Musical-Teens das Stück bereits in der evangelischen Kirchengemeinde aufgeführt. Damals spielten sie die Ratten, jetzt durften sie tragendere Rollen übernehmen. Und so waren sie mit Feuereifer dabei, als die Rattenplage zu Hameln im Pfarrheim der Korneliuskirche in Karlsfeld ausbrach.

Nur ein zufällig vorbei reisender Schausteller kann bekanntlich helfen. Er lockt mit seinem Flötenspiel die Ratten in die Weser. Weil den Bürgern die Arbeit des Rattenfängers zu leicht vorkommt, betrügen sie ihn um seinen Lohn. Dies lässt er sich nicht bieten und so wiederholt er sein Flötenspiel, nur dass dieses Mal ihm nicht Ratten, sondern die Kinder folgen. Trotz intensiver Suche können die Eltern sie nicht mehr wiederfinden. Mit mehrstimmigen Choreinlagen, Passagen, in denen die kleineren Kinder entweder als Ratten oder Kinder auftreten und Theaterszenen wird die Aufführung nie langweilig. Eine tragende Rolle spielt nicht nur die Rattenfängerin, sondern auch die Nachtwächterin der Stadt, die die Bürger davor warnt, den Schausteller zu betrügen.

Die Botschaft ist klar: Die Kinder sind diejenigen, die Wort halten. Außerdem sind sie etwas ganz Wertvolles und ihre Eltern sind traurig, dass sie verschwinden. Obwohl es also kein klassisches Happy End gibt, ist es auch kein trauriges Ende, denn die Kinder sind glücklich im Traumland. Dort ist es fast so schön wie im Paradies. Die rund 100 Zuschauer sind begeistert von der farbenfrohen Darbietung der fast 40 Kleinen. Auch wenn sich mancher vielleicht einmal verhaspelt hat oder wie Regisseur Felix Fluk es nennt, "die Kinder den Text an manchen Stellen kreativ umgeschrieben haben", ist die Aufführung ein echter Erfolg. Für die Kleinen, aber auch für Felix Fluk, der zum ersten Mal alleine die Federführung übernommen hatte.

Seine Großmutter Elke Fluk hatte vor 39 Jahren zuerst die Chöre und später das begleitende Flötenensemble gegründet. Der jetzt 25-jährige Felix Fluk war von klein auf dabei. Die 79-Jährige wollte nun die Arbeit "in jüngere Hände" legen, um die Kinder besser erreichen zu können. Der Übergang zwischen den beiden war gleitend. Einige Jahre haben Oma und Enkel die Gruppen gemeinsam betreut, dabei hatte er die dramaturgische und sie die musikalische Leitung. Auch wenn Felix Fluk nun beides übernommen hat, ist seine Großmutter bei allen Proben dabei gewesen. Denn für sie ist die Arbeit in der Kirchengemeinde neben der Familie immer noch ihr "zweites Standbein".

Jeden Samstag haben die Kinder im Gemeindehaus geprobt - außer in den Ferien. Erst übten die Kornelius-Kindersinggruppe mit den Vier- und Zehnjährigen, dort machen 22 Kinder mit. Dann studierten die Musical-Teens ihren Part ein. Das sind die Älteren ab der fünften Klasse, die, wie gesagt, die tragenden Rollen beim Musical übernahmen. Insgesamt besteht der Chor aus 14 Jugendliche. Später probten die beiden Gruppen in Begleitung des Blockflötenensembles. Bei der Aufführung wurden sie außerdem von der Blockflötensolistin Anja Brandstetter, Volker Exner am Schlagzeug und Ingrid Reh am Klavier begleitet. Die Kulissen haben die Kinder übrigens mit Hilfe von Familie Wehrle selbst konstruiert und erdacht.

Vielleicht wird es im Oktober noch eine Aufführung des Rattenfängers geben - zumindest kann sich Elke Fluk das vorstellen. Weiter will sie sich aber noch nicht aus dem Fenster lehnen. Das müsste man bald planen, denn der Bürgersaal ist immer früh ausgebucht, sagt sie nur. Bei Interesse würde man auch in Schulen auftreten, sagt Felix Fluk. Bei der Aufführung hat das Ensemble Spende gesammelt. Die Hälfte ist für das Hilfsprojekt "Kindernothilfe Dürre-Katastrophe in Afrika". Die andere Hälfte wird für die Chorarbeit der Gemeinde, also Noten oder Freizeiten, ausgegeben.

Felix Fluk ist jedenfalls sehr zufrieden mit seinen kleinen Sängern und Schauspielern. Die gesamte Gruppe hat ihn bei der Regiearbeit unterstützt und die Handlung in den Proben selbst entwickelt sowie die Richtung festgelegt. Selbst wenn vielleicht nicht alles perfekt war, so ist das auch nicht sein Anspruch, betont er. Ihm ging es vielmehr darum, dass die Kinder Spaß haben, dass sie Eigeninitiative entwickeln und natürlich um die Botschaft des Stücks.

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