Kinderbetreuung:Unter Hochdruck

Viele Kommunen des Landkreises kommen wegen des massiven Andrangs auf Kindergarten- und Hortplätze ins Schlingern. Die Stadt Dachau will nun langfristig planen und sich kurzfristig mit Provisorien behelfen.

Von Katharina Müller und Petra Schafflik

Das große Problem für die Betreuung der Kinder im nächsten Jahr ist nicht nur die Zahl der Plätze, sondern auch das fehlendes Fachpersonal. Wenn die 16 Gemeinden und die Große Kreisstadt Dachau nicht weitere Fachkräfte finden, nützen ihnen freie Kapazitäten in den Kindertagesstätten nichts. Außerdem beginnt im Landkreis eine Debatte über die pädagogische Qualität der Betreuung.

Dachau strebt jetzt nach dem großen Wurf. Einig waren sich die Stadträte im Familien- und Sozialausschuss, eine Datenbasis für langfristige Planungen zu schaffen. Deshalb soll als Grundlage der bereits bestehende Demografie-Bericht fortgeschrieben werden. Erst dann soll über weitere Neubauprojekte beraten werden. Allerdings mit einer Ausnahme: Sofort wieder aus der Schublade geholt werden die Pläne für eine sechsgruppige Krippe im Stadtteil Dachau-Ost am Otto-Kohlhofer-Weg. Dieses Vorhaben hatte der Stadtrat bei den Haushaltsberatungen im vorigen Jahr zurückgestellt. Jetzt soll es mit Hochdruck wieder aufgenommen werden.

Die Stadträte machten sich ihre Entscheidung im Familien- und Sozialausschuss nicht leicht und diskutierten eineinhalb Stunden lang intensiv über kreative Lösungsansätze, Alternativen und auch langfristige Planungen. Sie wollen endlich wegkommen von provisorischen Übergangslösungen, wie sie fast Jahr für Jahr im Frühjahr aus dem Hut gezaubert werden müssen.

Familienreferentin Elisabeth Zimmermann (CSU) beklagte, dass sie seit Jahren vergebens längerfristige Konzepte fordere. Aber "immer wieder stehen wir mit dem Rücken zur Wand". Der neue Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zeigte sein Unverständnis darüber, warum Zimmermanns Forderung nicht umgesetzt worden sei. Er sagte zu ihr: "Sie hatten den besseren Draht, da hätte man alles machen können." Der frühere Oberbürgermeister Peter Bürgel, Hartmanns Vorgänger, gehört wie Zimmermann der CSU an. Kurzfristig soll ein Paket an Sofortmaßnahmen den Mangel an Kinderbetreuungsplätzen beheben helfen. Allerdings: "Von der zeitlichen Planung wird es eng. Und ob das notwendige Personal gefunden werden kann, ist nicht gesichert", sagte Hartmann.

Einigen Gemeinden im Landkreis geht es nicht viel anders als Dachau. Auch in Karlsfeld fehlt es an Personal. Dagegen hat Bergkirchen kräftig investiert. Haimhausen könnte weiteren Andrang bewältigen, die Gemeinde sucht aber dringend Fachkräfte. Hebertshausen meldet: "Wir können als Wünsche erfüllen." Altomünster hat noch einige freie Plätze. Petershausen indes hätte genügend Plätze anzubieten, auch dort leiden die Einrichtungen unter akutem Personalmangel. Pfaffenhofens Bürgermeister Helmut Zech (CSU) dagegen meldet für seine Gemeinde eine "blendende" Situation.

Seit vergangener Woche stellt sich allerdings auch die Frage nach der Qualität der Angebote. Denn in der Landeshauptstadt München hat der dortige Kreisjugendring (KJR) hat das Konzept des gebundenen Ganztagsgrundschulen angezweifelt, weil die bisherige finanzielle Ausstattung mit Lehrkräften und Betreuungspersonal seiner Ansicht nach nicht ausreicht. Bekanntlich genügen die staatlichen Zuschüsse nicht, um beispielsweise ein festes Betreuungsteam zu installieren. Das Fazit des Kreisjugendrings lautet: Die Halbtagsgrundschule in Kombination mit der Betreuung im Hort ist im Vergleich zur Ganztagsschule die bessere Alternative.

Diese Debatte trifft beispielsweise den Nerv der Diskussion im Gemeinderat Röhrmoos. In einem Antrag stellen die Freien Wähler eben diese Qualitätsfrage auch für ihre Gemeinde. Was ist nun besser? Ein Ganztagsschulzweig, ein Hort als Ergänzung oder Alternative? Und welchen Anforderungen genügt die bestehende Mittagsbetreuung? Klar ist nur: In den nächsten drei Monaten muss der Gemeinderat Röhrmoos eine Antwort finden. Denn 13 Kinder, die von September nicht im Hort des evangelischen Kinderhauses unterkommen können, müssen in der Mittagsbetreuung der Grundschule untergebracht werden. Diese Form der Betreuung halten die Freien Wähler aus pädagogischen Gründen für unzureichend.

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