Katrin Staffler, CSU:Pragmatikerin mit Herz

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Katrin Staffler soll für die CSU Gerda Hasselfeldt beerben

Von Christian Hufnagel, Türkenfeld

"An der Praxis entlang zu diskutieren", ist ein politisches Leitmotiv der CSU-Kandidatin Katrin Staffler. (Foto: Matthias Balk/dpa)

Katrin Staffler lernt an diesem Vormittag einige ihrer Wähler kennen, deren Stimmen ihr sicher sein dürften. Beinahe jeder, der am Infostand auf dem Eichenauer Wochenmarkt stehen bleibt und mit der Bundestagskandidatin der CSU ins Gespräch kommt, legt gegenüber dem Reporter hinterher ein Bekenntnis ab: Eine nette junge Frau, die sehr kompetent erscheine, sagt eine 76-Jährige, die den Weg extra gemacht hat, weil sie wissen wollte, "wer hinter dem Kopf auf dem Wahlplakat steht". Auf eine andere Rentnerin wirkt die Bewerberin "sehr sympathisch und überzeugend". Und ihr Ehemann ergänzt: "Die Richtung stimmt." Alteingesessene Eichenauer sind es vor allem, die von der Aktion der örtlichen Frauen-Union gelesen haben und ganz gezielt gekommen sind, um die Kandidatin persönlich kennenzulernen. Und diese erfüllt jedem die Erwartung. Offen geht die 35-jährige Türkenfelderin auf jeden zu, nimmt sich Zeit und versucht auf alle Fragen eine Antwort zu geben.

Thematisch wird sie dabei nicht allzu sehr gefordert, wie sie selbst einräumt: "Die meisten wollen gar nicht groß inhaltlich diskutieren", kennzeichnet sie den Charakter dieser Wahlkampfform. Und in der Tat überbringen die Besucher mehr ihre Sympathiebekundungen: "Ihnen alles Gute", wünscht ein älterer Herr, steigt auf sein Rad und streckt den Daumen nach oben, bevor er losfährt. Andere wollen einfach mit Staffler ihre Erinnerungen teilen - und schwärmen von Gerda Hasselfeldt. An der scheidenden Chefin der CSU-Landesgruppe im Bundestag kommt die gebürtige Dachauerin nicht vorbei und natürlich auch noch nicht heran. Schließlich darf man sie als Ziehtochter der renommierten Politikerin bezeichnen: in zwei Listenkandidaturen für den Bundestag 2009 und 2013 wurde die Biochemikerin aufgebaut, ehe sie sich im vergangenen Jahr bei der Bewerbung um das Direktmandat innerparteilich gegen drei Konkurrenten durchsetzen konnte, die wichtige kommunalpolitische Ämter innehaben. Über diese verfügt Staffler nicht, sie war gerade einmal Gemeinderätin in Gröbenzell, ist seit 2014 Kreisrätin und nun in der zweiten Amtsperiode stellvertretende Vorsitzende des CSU-Kreisverbandes.

Mit diesem politischen Hintergrund versucht Staffler, die bis vor Kurzem noch Mair hieß, den Wahlkreis zu erobern, den Hasselfeldt 30 Jahre lang innehatte. Und was eine Wahlkampfstrategie an Ideen hergibt, hat die Pressesprecherin einer internationalen Bank in München ausgeschöpft. Keine CSU-Größe von Seehofer und Dobrindt über Söder und Herrmann bis zu Gröhe und Aigner, die in den vergangenen Monaten in Großveranstaltungen wie Bierzeltauftritten oder thematisch zugeschnittenen Expertenrunden nicht versucht haben, der Kandidatin ein Forum zu bieten und ihren Bekanntheitsgrad zu steigern. Eine so große prominente Unterstützung dürfte kaum ein anderer CSU-Bewerber erfahren haben.

Aber rein auf diese Wirkung zu setzen, wäre Staffler zu wenig. Das wäre auch nicht ihre Art, die sich neben Fleiß durchaus mit ihrem Slogan "Mit Herz und klaren Werten" umschreiben lässt. Das Vorhaben, "mit den Menschen in Kontakt kommen", hat sie umgesetzt - allein auf rund 70 Infoständen in beiden Landkreisen. Welche konservativen Werte sie in den Gesprächen vertritt, lässt sich beispielhaft am brisanten Thema Flüchtlingspolitik veranschaulichen. Im Gegensatz zur Linie des Ministerpräsidenten will sie von einer "Obergrenze" nichts wissen, hält eine Diskussion darüber für "falsch und ideologisiert". Auf der anderen Seite ist für sie aber auch klar, "dass es niemals möglich ist, unbegrenzt Menschen aufzunehmen". Einen konkreten Lösungsweg kann die CSU-Frau jedoch auch nicht aufzeigen, was vielleicht genauso ehrlich ist wie ihr Rat pragmatisch, "an der Praxis entlang zu diskutieren".

© SZ vom 19.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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