Katholischer Frauenbund:"Uns geht es um Angebote des täglichen Lebens"

Sophie Nauderer führt den Katholischen Frauenbund in Dachau seit 1991. Ein Gespräch zum 100-jährigen Bestehen der Organisation

Interview von Wolfgang Eitler

Bei Sophie Nauderer hat es am Freitagmittag selbst gemachte Zwetschgenrohrnudeln gegeben. Deshalb kam der Anruf am Freitagmorgen mit der Bitte um ein Interview über die 100-jährige Geschichte des Katholischen Frauenbunds in Dachau etwas ungelegen. Die jahrzehntelange Vorsitzende der katholischen Organisation bearbeitete gerade den Hefeteig. Der verträgt keine Verzögerungen, sonst geht er nicht richtig auf. Und wer will schon stören, wenn ein herrlich bayerisch-österreichisches Gericht gebacken wird? Der Frauenbund in Dachau feiert das 100. Jubiläum am Sonntag, 5. Juni, mit einem Gottesdienst um zehn Uhr in Mariä-Himmelfahrt in Dachau-Süd. Anschließend folgt der Umzug zur ASV-Festhalle, musikalisch begleitet von der Blasmusik der Stadtkapelle. Der bairisch-traditionelle Auftritt passt zwar zu einem solchen historischen Ereignis, aber das Selbstverständnis des Frauenbunds wirkt durchaus zeitgenössisch. Zu dem Gespräch mit Sophie Nauderer ist es dann doch noch gekommen. Sie erzählt von den "vielen kleinen Dingen", welche die Arbeit der Organisation prägen.

SZ: Frau Nauderer, Sie sind seit 1991 Vorsitzende des Katholischen Frauenbunds in Dachau. Und seit mehr als 30 Jahren Mitglied. Warum sind Sie damals beigetreten?

Sophie Nauderer: Meine Freundinnen und ich haben damals gesagt, dass es jetzt Zeit wird, einzutreten. Dann sind wir halt in den Frauenbund reingegangen.

100 Jahre Katholischer Frauenbund

An diesem Sonntag feiert der katholische Frauenbund in Dachau mit einer Messe und einem Festzug sein 100-jähriges Bestehen

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Dann war die Mitgliedschaft eine gesellschaftliche Selbstverständlichkeit?

Das kann man so sagen. Die Mitgliedschaft war auch mit keinem Engagement verbunden. Das ergab sich erst später. Übrigens bin ich nicht Vorsitzende des Frauenbunds im klassischen Sinn. Vor vier Jahren haben wir beschlossen, ein Team zu bilden. Ich gelte jetzt als Teamsprecherin.

Sophie Nauderer

Sophie Nauderer vom Katholischen Frauenbund.

(Foto: oh)

Warum soll eine junge Frau heute in den Katholischen Frauenbund mit bundesweit 200 000 Mitgliedern eintreten?

Zunächst muss ich sagen, dass wir Nachwuchs dringend bräuchten. Der Großteil unserer Mitglieder ist schon mehr als 65 Jahre alt. 100 Mitglieder liegen darunter. Ein paar jüngere haben wir auch.

Dann werben Sie für den Frauenbund.

Ich muss zwischen der überregionalen und der lokalen Perspektive unterscheiden. Überregional ist unsere Dachorganisation politisch sehr aktiv. Die Mütterrente in der jetzigen Form wäre so nie möglich gewesen. Da braucht es enormen politischen Druck, der auch davon abhängt, wie stark eine Organisation tatsächlich ist. Unsere ist beachtlich stark.

Ergänzend kann man den innerkirchlichen Einsatz für ein weibliches Diakonat und auch für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern in der Wirtschaft anführen.

Genau. Am 30. April jeden Jahres erinnern wir die katholische Kirche an unsere Forderung eines sakramentalen Diakonats für Frauen. Und wir beteiligen uns auch international am Equal Pay Day jedes Jahr im November. Aber wie gesagt, das sind die überregionalen Perspektiven. Auf lokaler Ebene machen wir kleinere Sachen.

Zwei starke Frauen

Zwei Namen sind für die Gründungsgeschichte des Katholischen Frauenbunds in Dachau maßgeblich: Ellen Ammann, eine zum katholischen Glauben konvertierte Schwedin, die in München einen Arzt geheiratet hatte und dort 1911 den Katholischen Frauenbund für Bayern initiierte. Freifrau Marie von Freyberg aus dem Grafengeschlecht in Jetzendorf war eine Freundin von Ellen Ammann und gründete im damaligen Dachauer Raum mehrere Ortsverbände des Frauenbunds. Den letzten 1916 in Dachau. Ziel war es, Soldaten im Ersten Weltkrieg zu betreuen. Die Geschichte von Ellen Ammann wird auch im NS-Dokumentationszentrum in München erzählt. Denn sie hatte sich am Widerstand gegen den Putschversuch von Adolf Hitler in München beteiligt. we

Ist der Frauenbund vor allem eine karitativ tätige Organisation in der Stadt?

Uns geht es um Angebote des täglichen Lebens für Frauen, die deswegen nicht weniger wichtig sind. Beispielsweise schneidern wir Herzkissen für Frauen, die eine Brustkrebsoperation hinter sich haben. Diese Kissen haben eine besondere Füllung und passen wegen ihrer Form gut unter den Arm als Stütze. Viele Frauen sagen uns: Sie lindern auch den seelischen Schmerz.

Dann beteiligen Sie sich auch am Projekt "Omnibus".

Dieses Engagement ist uns sehr wichtig. Wir kooperieren mit der Haunerschen Kinderklinik. Eltern aus ganz Bayern bringen ihre Kinder dorthin und müssen oftmals längere Zeit übernachten. Wir unterstützen das Projekt in München finanziell.

Fassen wir zusammen: Der Katholische Frauenbund ist eine Organisation, die, auf einen Nenner gebracht. . .

. . . die Interessen von Frauen vertreten will und sie im spirituellen Sinne stärken möchte. Denn wir verstehen uns als katholischer Verbund.

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