Karlsfelder Seelauf:Windige Angelegenheit

Am Ende waren die 522 Läufer so nass, als wären sie durch und nicht um den Karlsfelder See gelaufen. Von einem Sportspektakel, dem weder Wind noch Regen etwas anhaben konnten.

Petra Neumaier

Skeptisch schaut Stadionsprecher und Abteilungsleiter Manfred Gimbel am frühen Sonntagmorgen in den grauen Himmel. Regen und kühle Temperaturen sind zwar ideale Laufbedingungen, "aber dass wir die Tribüne als Regenschutz brauchten, daran kann ich mich in den vergangenen 13 Jahren nicht erinnern". Wer beim 34. Seelauf des TSV Eintracht Karlsfeld unter dem neuen Dach des Stadions einen Platz fand, hatte es jedoch weit besser, als die 80 Streckenposten, die im strömenden Regen stundenlang ausharren mussten. Meist mutterseelenallein standen sie an den Absperrungen. Zuschauer gab es hier nur ganz vereinzelt.

Karlsfelder Seelauf: Einen leidenschaftlichen Läufer halten auch wahre Regengüsse nicht auf: Daniel Sturm, Sieger Torben Prohl, Manuel Mohr und Lokalmatador Quirin Kappelmeier (v. li.) auf der Strecke über die fünf Kilometer.

Einen leidenschaftlichen Läufer halten auch wahre Regengüsse nicht auf: Daniel Sturm, Sieger Torben Prohl, Manuel Mohr und Lokalmatador Quirin Kappelmeier (v. li.) auf der Strecke über die fünf Kilometer.

(Foto: DAH)

Schon um 7.30 Uhr hatten sich die ersten Läufer im Stadion eingefunden, um sich warmzulaufen. 15 Minuten vor dem Start des Halbmarathons standen sie dann noch einmal Schlange vor den Toiletten. Unter seinem Regenschirm verschanzt gab Bürgermeister Stefan Kolbe pünktlich um 9 Uhr den Startschuss. Dann unterbrachen 192 Paar Schuhe, teils in grellen Neonfarben leuchtend, das düstere Regengrau, bevor sie hinter dem Stadion verschwanden. Immer dunkler und nasser wurde es, Werbefahnen gaben den Windböen nach, ständig mussten Helfer mit Stangen die Pavillondächer von den angesammelten Wassermassen erleichtern. Doch das Rennen ging weiter: Mit Regenschirmen begleiteten Eltern und Trainer ihre Schützlinge zum Kinderlauf: 47 Buben und Mädchen im Alter von sechs bis elf Jahren marschierten an den Start, kaum weniger als im Vorjahr. Einige Erwachsene liefen sogar mit und ohne Regenschirm neben ihnen her, feuerten sie an, gaben das Tempo vor. Und das war ganz schön flott. Im Vorjahr, erzählte Manfred Gimbel, fuhr er mit dem Fahrrad vorneweg und hatte alle Pedale voll zu tun, nicht eingeholt zu werden. Ins Schwitzen kam der Abteilungsleiter aber auch bei diesem Rennen: Das Mikrofon gab angesichts der Feuchtigkeit seinen Dienst auf, und es dauerte, bis Ersatz gefunden war. So verzögerte sich die Ansage der Sieger im Kinderrennen: Michael Adam (SpVgg Hebertshausen, Jahrgang 2000) und Paula Bergmüller (PSV München, Jahrgang 2001).

Mit vier Minuten Verspätung musste wegen der technischen Probleme der Fünf-Kilometer-Lauf gestartet werden. Torben Prohl (TUS Bad Aibling), einer von 117 Läufern, verwies mit einer Zeit von 17:28 Minuten die Favoriten Michael Stettner, Preisträger der SZ-Talentiade, und Quirin Kappelmeier (TSV Eintracht) auf die Plätze. Schnellste bei den Frauen war Hanna-Verena Felber (Running Company) mit 20:01 Minuten.

Noch während die Nachzügler ins Stadion einliefen, wurden sie von den ersten Halbmarathon-Läufern überholt. An einsamer Spitze: Frank Merwehrt (Sport Ruscher Team). Nur 1:13:52 Stunden brauchte er für die 21,1 Kilometer lange Strecke. Bei den Frauen siegte Silke Kirschke (SG Indersdorf) mit 1:36:29. Etwas enttäuscht über seinen dritten Platz war Vorjahressieger Marcus Klönne. "Aber man kann ja nicht immer der Erste sein", sagte er beim Umziehen fast entschuldigend zu sich selbst. Umkleiden mussten sich jeder der 522 Läufer, ob Erster oder Letzter: Patschnass, als wären sie durch und nicht um den Karlsfelder See gelaufen und von oben bis unten mit Dreck bespritzt wie nach einer Mountainbike-Tour, kamen sie im Stadion an. Umjubelt und empfangen von den vereinseigenen Cheerleadern "Jumpagnes", frierenden Zuschauern - Müsliriegeln und heißem Zitronentee.

Das letzte Rennen: 166 Männer und Frauen gingen über die Zehn-Kilometer an den Start. Rene Manthee (LG Telis Finanz Regensburg) verteidigte mit 33:16 Minuten seinen Vorjahrestitel, bei den Frauen setzte sich Jannika John (LAC Quelle Fürth) mit 38:12 an die Spitze.

Zehn Minuten vor Ende der Veranstaltung dann das Fiasko: Eine Sturmböe riss Pavillons, Banner und Siegerlisten mit sich fort. Manfred Gimbel, erledigt von Organisation und Wetterkapriolen, resümiert dennoch zufrieden: "Wir haben den Abwärtstrend bei der Teilnehmern gestoppt.". Und morgen gleich meldet er beim Verband den Seelauf 2012 an.

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