Karlsfelder See:Die Kobolde der Nacht

Die Bedingungen waren "suboptimal bis katastrophal". Bei strömendem Regen machte sich Hartmut Lichti vom Landesbund für Vogelschutz mit einer Gruppe auf die Suche nach Fledermäusen - und hatte Glück.

Ariane Attrodt

Es ist schon dunkel, kurz nach acht Uhr, die Sonne geht langsam unter. Trotz des anhaltenden Regens stehen etwa 15 Menschen am Ostufer des Karlfelder Sees. Unter der Leitung von Hartmut Lichti vom Landesbund für Vogelschutz wollen sie heute Nacht etwas über Fledermäuse erfahren und diese auch selbst zu Gesicht bekommen. Die Veranstaltung findet anlässlich der 16. Europäischen Fledermausnacht statt. Bereits zum elften Mal wird deshalb im Landkreis Dachau am Karlsfelder See auf Fledermaussuche gegangen.

Karlsfelder See: Trotz Regens wagten sich einige Interessierte zu Fledermausführung mit Hartmut Lichti, der Regen sorgte aber für reduzierten Flugbetrieb.

Trotz Regens wagten sich einige Interessierte zu Fledermausführung mit Hartmut Lichti, der Regen sorgte aber für reduzierten Flugbetrieb.

(Foto: joergensen.com)

Bevor die eigentliche Suche nach den nachaktiven Tieren beginnt, hält Lichti einen kurzen Vortrag über das Leben der "Kobolde der Nacht" unter einem schützenden Vordach. Dann ziehen die Teilnehmer in Regenjacke gehüllt und mit dem Schirm in der Hand hinaus in den Regen. Auch der Ultraschalldetektor, der sogenannte Bat-Detektor, muss natürlich dabei sein. Denn nur damit, können die Rufe der Fledermäuse hörbar gemacht werden. Wegen des Wetters sind es diesmal nur um die 15 Teilnehmer, sonst kämen laut Lichti immer um die 50 bis 60 Personen.

Die Teilnehmer stehen mittlerweile im Regen um Seeufer, horchen und hören - erstmal nichts. Keine Fledermäuse sind in Sicht und die Veranstaltung steht kurz vor dem Abbruch. Ein paar Kekse in Fledermausform halten die Teilnehmer bei Laune. Und dann hallt endlich der Ruf eines Teilnehmers durch die Stille: "Ich hab was gesehen." Also harrt die Gruppe aus und als der Regen etwas nachlässt, hat sie Glück: Nicht nur die Teilnehmer, auch einige Zwergfledermäuse erweisen sich als äußerst wetterfest und fliegen trotz des schlechten Wetters am Seeufer und zwischen den Bäumen umher. Diese Fledermausart zählt neben den Abendseglern, der kleinen Bartfledermaus und der Wasserfledermaus im Landkreis wahrscheinlich noch zu den am häufigsten vorkommenden Vertretern der 24 in Bayern heimischen Arten. Insgesamt wurden laut Internetseite der Kreisgruppe Dachau des Landesbund für Vogelschutz bereits elf verschiedene Fledermausarten in Dachau gesichtet.

Lichti freut sich, dass Fledermäuse aufgetaucht sind: "Eigentlich ist es normal, dass wir welche sehen bei unserer Fledermausnacht." Doch diesmal seien die Bedingungen "suboptimal bis katastrophal. Wir haben Glück, dass wir welche gesehen haben", sagt er. Die Teilnehmer beobachten die Fledermäuse gespannt, deren Rufe aus dem Lautsprecher des Detektors knattern. Die Tiere sind auf der Jagd nach Insekten.

Laubwälder, Hecken, artenreiche Wiesen oder Teiche zählen zu ihren bevorzugten Lebens- und Jagdgebieten. Am Ende der Veranstaltung sind die Teilnehmer sehr zufrieden. Neben vielen wissenswerten Fakten haben sie heute sogar echte Fledermäuse in freier Natur sehen können. Gegen halb zehn macht die sich Gruppe dann auf den Heimweg - mit unvergesslichen Eindrücken und viel Informationsmaterial über die nachaktiven Tiere im Gepäck.

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