Karlsfeld/Dachau:Geteiltes Grün

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Die SPD im Gemeinderat Karlsfeld beantragt nun auch die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebietes am Tiefen Graben.

Von Viktoria Großmann und Gregor Schiegl, Karlsfeld/Dachau

Karlsfeld und Dachau sollen auch in Zukunft über Felder und Wiesen miteinander verbunden sein und nicht über ein einziges Gewerbegebiet. Gemeinsam wollen die SPD-Fraktion im Karlsfelder Gemeinderat und die Dachauer Stadträte von SPD, Grünen, Bündnis für Dachau und Überparteiliche Bürgergemeinschaft die Ausweisung des Gebiets um den Tiefen Graben als Landschaftsschutzgebiet erreichen.

Die SPD-Fraktion in Karlsfeld reicht nun ihren Antrag im Gemeinderat ein, konkret geht es dabei um das Gebiet zwischen Tiefem Graben und der Bajuwarenstraße bis zum Karlsfelder See, der Dachauer Antrag für die Flächen vom Seeber-Gelände bis zum Tiefen Graben liegt bereits seit April dem Landratsamt vor. Das Gebiet gehört zum Flora-Fauna-Habitat "Niedermoorreste und Gräben im Dachauer Moos".

Grünzug Dachau Karlsfeld
:Besser als nichts

Beim Vorstoß der Karlsfelder SPD für die Ausweisung eines Landschaftsschutzgebiets hätten sich viele mehr Mut gewünscht. Aber dieser kleine Schritt geht immerhin in die richtige Richtung

Von Viktoria Großmann

Bei der Bürgerinitiative Grünzug Karlsfeld und Dachau trifft das Vorhaben der Karlsfelder SPD auf Skepsis. Bruno Schachtner von der Dachauer Seite der Initiative findet den Gemeinderatsantrag "einigermaßen unglaubwürdig" und "halbherzig". Denn auf der Ostseite der Bajuwarenstraße hat die Karlsfelder SPD ganz andere Pläne. Gemeinsam mit der Mehrheitsfraktion CSU im Karlsfelder Rathaus will sie dort schnellstmöglich ein Gewerbegebiet ausweisen, um neue Einnahmequellen für die Gemeinde zu schaffen. In den kommenden zwei Jahren soll der Schuldenberg auf 30 Millionen Euro anwachsen.

Ursprünglich hatte die schwarz-rote Mehrheit des Gemeinderats auch Flächen westlich der Bajuwarenstraße für ein Gewerbegebiet heranziehen wollen. In einem Ratsbegehren war die Gemeinde 2010 mit diesem Vorhaben klar am Votum der Bürger gescheitert. Wegen der sich zuspitzenden Finanzlage der Gemeinde und den Schwierigkeiten, andere geeignete Standorte in der flächenarmen Gemeinde für Gewerbe zu finden, hat sich die Stimmung in der Bevölkerung inzwischen etwas gedreht.

Bei einem Bürgerworkshop zur Gewerbeentwicklung kam die Mehrheit der Teilnehmer zu dem Schluss, dass dieses Areal auf jeden Fall mit in die engere Auswahl gezogen werden soll - allerdings in reduzierter Form. Die Flächen westlich der Bajuwarenstraße sollten auf keinen Fall angetastet werden. Nun verbindet die Karlsfelder SPD diesen Wunsch mit ihrem eigenen. Ihr Vorschlag: Das künftige Landschaftsschutzgebiet solle zum Ausgleich für die Bebauung mit Gewerbebetrieben entstehen. Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll beteuert, dass dieser Antrag keineswegs nur Mittel zum Zweck sei. "Wir sind auch der Meinung, dass ein gewisses Trenngrün zwischen den Kommunen bestehen bleiben sollte."

In gewisser Weise soll es aber auch ein Signal des guten Willens an die Gegner der Gewerbegebietspläne sein. "Ich sehe es schon als Entgegenkommen." Allerdings erwarte sie nicht, dass sich die Hardliner unter den Gewerbegebietsgegnern durch diese Initiative umstimmen ließen. In den vergangenen Wochen haben sie sich immer wieder sehr entschlossen gezeigt, alle Hebel in Bewegung zu setzen, damit Karlsfeld den Grünzug nicht zubauen kann - bis hin zur Klage.

Allerdings ist es gut möglich, dass das Landratsamt die Verantwortung für die Grünflächen zurück an die Kommunen verweist. "Wenn es nur darum geht, eine Bebauung zu verhindern, dann können die Kommunen ihren Flächennutzungsplan ändern", sagt Landrat Stefan Löwl (CSU). Darauf hat die Naturschutzbehörde im Landratsamt das Stadtbauamt Dachau bereits in einem Schreiben vom Juli 2014 hingewiesen.

Für Löwl würde der Sinn der Ausweisung darin bestehen, dass das LSG als großes, zusammenhängendes Gebiet etwa an das Naturschutzgebiet Schwarzhölzl anschließt. Ein Gebiet in dieser Größe ausweisen zu lassen, hatten bereits die Grünen im Kreistag 2010 vorgeschlagen. Ihr Antrag war im Umweltausschuss des Kreistags einstimmig angenommen, kurz darauf jedoch im Kreistag mit einer Zweidrittelmehrheit abgelehnt worden.

© SZ vom 12.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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