Karlsfeld:"Wir sollten uns nichts verbauen"

Landkreis plant Wohnungen, doch Karlsfeld möchte Feld freihalten

Bezahlbarerer Wohnraum wird in Karlsfeld dringend gebraucht, in keiner Gemeinde des Landkreises sind die Mieten so hoch wie hier. So hätte man erwarten können, dass im Bauausschuss des Gemeinderats eitel Freude herrscht über Pläne Dritter für den Bau von Sozialwohnungen. Einen entsprechenden Antrag auf Vorbescheid hatte das Landratsamt Dachau eingereicht. An der Münchner Straße gegenüber der Einmündung der Bajuwarenstraße will es ein Gebäude mit acht Wohneinheiten errichten. "Das Grundstück gehört dem Landratsamt noch nicht", erläuterte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Aber es trägt sich mit dem Gedanken, es zu kaufen." Der Bauausschuss erteilte keinen positiven Bescheid, sondern stellte ihn lediglich in Aussicht. Dafür gibt es viele Gründe.

So wären noch knifflige Fragen zu klären, etwa über welche Straße man das Grundstück eigentlich erschließen soll, das auf einem noch weitgehend leeren Feld inmitten der Gemeinde liegt. Solche Areale sind sehr rar in der flächenmäßig kleinen Gemeinde, deren Bevölkerung inzwischen schon mehr als 22 000 Menschen zählt. Hier bleibt der Gemeinde noch ein Rest Entwicklungspotenzial, und das würde sich der Rathauschef ungern verbauen lassen. "Unsere Nachfolger ärgern sich vielleicht", sagte er. Außerdem sehe er Wohnbebauung an der Münchner Straße sehr kritisch.

Mit mehr als 40 000 Fahrzeugen am Tag ist die vierspurige Durchgangsstraße die am stärksten befahrene des ganzen Landkreises. Immer wieder werden Grenzwerte für Feinstaub und Kohlenstoffdioxid verletzt, dazu kommt der Verkehrslärm. In den vergangenen Jahren hatte die Gemeinde immer wieder Schwierigkeiten, Wohnbebauung an weit ruhigeren Straßen, etwa der Allacher Straße, vom Landratsamt genehmigt zu bekommen, und das ärgerte Kolbe sichtlich. "Angeblich ist Wohnen da unmöglich, und hier, an dieser großen Straße, geht es auf einmal." SPD-Fraktionschefin und Sozialreferentin Hiltraud Schmidt-Kroll (SPD), eine glühende Verfechterin des sozialen Wohnungsbaus, teilte Kolbes Einschätzung: "Wir sollten uns hier nichts verbauen."

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