Novalis' "Blaue Blume" symbolisiert das Streben nach Erkenntnis und Liebe. In dem Werk des Schriftstellers verbinden sich Natur, Mensch und Geist. Im Garten der Korneliuskirche thront Wolfgang Seehaus' Blumenstock mit den blau-lila Blüten auf einem hohen Sockel aus Holzstäben als eine Mahnung an Einigkeit und Frieden in der Welt. In der großen Ausstellung des Kunstkreises Karlsfeld in der Korneliuskirche geht es um das "Miteinander", ein schöner Gedanke in einer immer fragileren Gesellschaft, in der Armut und Ausgrenzung zunehmen. Der Kunstkreis-Vorsitzende Dieter Kleiber-Wurm berichtete, dass die meisten Gastkünstler spontan zugesagt hätten. Das Thema hätte sich wie selbstverständlich aus der Anfrage ergeben, nach fünf Jahren wieder gemeinsam in der Kirche ausstellen zu wollen.
Seit 2000 veranstaltet der Karlsfelder Kunstkreis alle fünf Jahre eine Ausstellung in der evangelischen Korneliuskirche. "Miteinander" ist die vierte, an der sich 19 Gastkünstler und 19 Mitglieder des Kunstkreises beteiligen. Fast alle Künstlerinnen und Künstler waren zur Vernissage in der Kirche anwesend. Die Gastaussteller waren aus München, Prien, Augsburg, Puchheim, Olching und Niederaichbach gekommen. Pfarrer Lorenz Künneth konzentrierte sich in seiner Begrüßung auf theologische Betrachtungen, schlug einen Bogen von der Kunst zur Kirche und zur jüdischen Synagoge. Ein Miteinander unterschiedlicher Menschen sei wichtig, sagte er, weshalb eine Ausstellung mit weltlicher Kunst zu diesem Thema unbedingt in einer Kirche stattfinden müsse. Auf die brennenden Probleme von Vertreibung, Flucht und Ausgrenzung sowie den wachsenden Rechtsextremismus ging der Pfarrer bedauerlicher Weise nicht ein. Gehören doch Toleranz und das friedvolle Einstehen für die Ausgegrenzten und Schwachen zu den urchristlichen Pflichten.
In der Installation "Dynamik" von Lotte Helbig verbinden sich bunte Holzstäbe zu einer Einheit
(Foto: Toni Heigl)Die musikalische Begleitung auf Klavier und Geige gestalteten Sabine Benning und Sabine Künneth. Zwischen den Reden spielten sie unter anderem "What a Wonderful World". Die Künstler stellten sich dem Thema durchaus: John Dorers abstrakte Komposition in Blau wirkt wie ein rotes Flüchtlingsboot, das herrenlos dem Meer ausgeliefert ist. Darüber der aufgewühlte Himmel, aus dem die roten Wolken wie Dämonen über das Boot stürzen. Die Buntheit unserer Welt ist im Bild von Dieter Kleiber-Wurm zu finden. "5 Kontinente - eine Welt?" lautet der fragende Titel der Arbeit, auf der sich fünf Farbflächen treffen und teilweise überlagern. Die ganze Bildfläche ist gleichmäßig mit roten Farbspritzern überzogen. Es betrifft alle.
Um Buntheit und Verschiedenheit geht es auch in Lotte Helbigs Installation im Garten. Ein Bündel hoher Holzstäbe wird in der Mitte eng tailliert zusammengefasst. An dieser Stelle sind die unterschiedlichen Elemente eins. Oberhalb entwickeln sich die Stäbe wieder dynamisch auseinander. Im Kirchenraum befinden sich zwischen den vielen Bildern im Bereich des Altares auch einige Plastiken und Skulpturen, unter anderem eine schöne Holzarbeit Marianne Kanterts aus zwei sich wie Yin und Yang annähernden, geschwungenen Formen. Ein Miteinander von Künstlern und Gästen war an diesem Abend zu spüren. Es wurde interessiert über die Kunst diskutiert.
Die Ausstellung "Miteinander" in der Korneliuskirche ist geöffnet am Samstag, 30. Mai, von 14 bis 18 Uhr und am Sonntag, 31. Mai, von 12 bis 18 Uhr.