Karlsfeld:Vier Hektar für Betriebe

Karlsfelds Gemeinderat beschließt das Gewerbegebiet am See. Das Straßenbauamt hält einen Anschluss an die Staatsstraße 2063 doch für möglich.

Gregor Schiegl

Der boomende Karlsfelder Kosmetikhersteller Artdeco ist einen großen Schritt weiter, ein Logistikzentrum direkt neben dem Erholungsgelände Karlsfelder See zu errichten. Der Gemeinderat stimmte der Ausweisung eines Gewerbegebiets auf rund vier Hektar am Spitz zwischen Hoch- und Bajuwarenstraße mit großer Mehrheit zu. Zudem fasste das Gremium den Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan.

Karlsfeld: Vier Hektar Gewerbefläche will die Gemeinde Karlsfeld im Spitz an der Hochstraße / Bajuwarenstraße ausweisen. Weil der Standort direkt neben dem Erholungsgebiet Karlsfelder See liegt, formiert sich nun Widerstand.

Vier Hektar Gewerbefläche will die Gemeinde Karlsfeld im Spitz an der Hochstraße / Bajuwarenstraße ausweisen. Weil der Standort direkt neben dem Erholungsgebiet Karlsfelder See liegt, formiert sich nun Widerstand.

(Foto: DAH)

Wie Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) darlegte, zeichnet sich auch eine Lösung ab wie die "25 bis 30 Lastwagen am Tag" am Wohngebiet vorbeigeführt werden können. Das Staatliche Straßenbauamt habe mitgeteilt, dass die Behörde es nun doch für "grundsätzlich möglich" halte, das Gewerbegebiet über die Staatsstraße 2063 (Bajuwarenstraße) anzubinden. Eines der brisanten Probleme wäre damit aus dem Weg geräumt.

Begeisterung über den Standort gab es auch bei den Befürwortern nicht. "Ich war der Ansicht, dass wir an der Schleißheimer Straße prächtige Gewerbeflächen haben", sagte Kolbe. In einem Bürgerentscheid hatten die Karlsfeld sich aber dagegen ausgesprochen, im Regionalen Grünzug ein 7,2 Hektar großes Gewerbegebiet auszuweisen. "Jetzt sind wir in einer Situation, in der wir nicht mehr viele Handlungsoptionen haben", sagte der Bürgermeister. Nach intensiven Untersuchungen sei nur noch der Standort am Karlsfelder See übrig geblieben.

Die Gemeinde agiert unter hohem Zeitdruck. Die Mietverträge von Artdeco für seine derzeit verstreut liegenden provisorischen Lager läuft 2014 aus. Danach will der rasch expandierende Kosmetikhersteller eine zentrale Lager- und Produktionsstätte einrichten, bevorzugt in Karlsfeld - notfalls aber auch andernorts. Artdeco ist mit mehr als 400 festen Stellen der größte Arbeitgeber im Ort. Außerdem wird er als Gewerbesteuerzahler dringend benötigt.

Das ist kein Schnellschuss", sagte CSU-Fraktionssprecher Stefan Handl an die Kritiker gerichtet. "Wir haben uns das nicht leicht gemacht." Ein Standort am Biomasseheizkraftwerk nahe der Münchner Straße sei- nicht zuletzt aus verkehrlichen Gründen - "noch ungeeigneter" als der am Karlsfelder See. Dem Vernehmen nach lehnt Artdeco diesen Standort auch selbst als ungeeignet ab. SPD-Fraktionssprecher Reinhard Pobel sprach von einer "Kompromisslösung", die man nun gefunden habe.

Artdeco muss bleiben!", formulierte CSU-Gemeinderat Dag Hogh Binder die Maxime für den Gemeinderat. "Wenn wir Arbeitsplätze von Karlsfeldern aufs Spiel setzen, handeln wir in diesem Gremium nicht mehr verantwortungsvoll." Gemünzt war dieser Satz auf das Bündnis für Karlsfeld, das mit der Ausweisung von vier Hektar Gewerbeflächen am Karlsfelder See nicht einverstanden ist. Ihre Fraktion könnte "mit Bauchschmerzen" der Ansiedlung Artdecos zustimmen, erläuterte Sprecherin Mechthild Hofner, "das ist ein ganz großes Entgegenkommen". Dass aber weitere zwei Hektar für andere Firmen hinzukommen sollen, sei inakzeptabel.

Bürgermeister Kolbe warnte jedoch, das Straßenbauamt würde eine Erschließung über die Bajuwarenstraße nicht mehr erlauben, wenn es lediglich um die Anbindung einer einzigen Firma gehe. (Kommentar, Seite 3)

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