Karlsfeld:Unterricht im Lernhaus

Karlsfeld: Am Beispiel des Gymnasium Trudering kann man sehen, wie sich die Landeshauptstadt die Schule der Zukunft vorstellt.

Am Beispiel des Gymnasium Trudering kann man sehen, wie sich die Landeshauptstadt die Schule der Zukunft vorstellt.

(Foto: Tamas Magyar/Landeshauptstadt München)

Die Sanierung der Verbandsgrundschule München-Karlsfeld wurde ewig verschleppt. Jetzt muss sie abgerissen werden. Das entpuppt sich nun als Glücksfall.

Von Gregor Schiegl

Revolution in Karlsfelds Schullandschaft: Die Verbandsgrundschule München-Karlsfeld wird abgerissen. Bis zum Jahr 2019 will die Landeshauptstadt München dort eine neue sechszügige Grundschule für 600 Kinder errichten und zwar nach dem Modell des "Münchner Lernhauses": Schüler aller Klassenstufen lernen in räumlich beieinander liegenden Klassenzimmern, wobei zusätzliche Flächen und gemeinsam nutzbare Räume für alle Kinder zur Verfügung stehen. Dieses Modell mehrerer kleiner Schulen in einer großen soll auch an der Grundschule in der Krenmoosstraße verwirklicht werden. Dort steht ebenfalls ein Neubau des inzwischen mehr als 50 Jahre alten Schulgebäudes zur Diskussion. Das an der Montessori-Pädagogik orientierte Lernhaus-Konzept könnte auch auf ein Gymnasium in Karlsfeld angewendet werden, sofern der Landkreis Dachau als zuständiger Schulträger mitspielt. In München werden seit 2012 alle neuen Schulen nach diesem Vorbild errichtet.

"Sie bekommen das Modernste an Schulbau, was es in dieser Republik gibt", versprach Stadtdirektor Peter Scheifele in der Sitzung des Karlsfelder Gemeinderats am Donnerstag. Im Lernhaus gibt es mehr Flächen, insbesondere für Ganztagsbetreuung und Inklusion, die ein flexibles Arbeiten ermöglichen. Mehrere Jahrgangsstufen können zusammengefasst werden. Das Raumangebot umfasst neben Klassenzimmern auch "Entspannungs- und Lebensräume". Statt durch einen Flur sind die Räume durch einen zentralen Raum verbunden, der beispielsweise für Gruppenarbeiten genutzt werden kann. Auch das Mobiliar ist ganz darauf ausgerichtet, dass die Räume flexibel genutzt werden können. Durch Rollen lassen sich die Tische zu ganz unterschiedlichen Tischformationen gruppieren. Viele Wände sind aus Glas, um größtmögliche Transparenz zu gewährleisten.

Im Gemeinderat Karlsfeld stieß die Vorstellung auf einhellige Begeisterung, ganz besonders bei der Schulleiterin, CSU-Gemeinderätin Ursula Weber: "Das sind Rahmenbedingungen, von denen eine Schule nur träumen kann." Die Bedingungen für "rhythmisierten, individuellen, inklusiven Unterricht" seien hervorragend. "Karlsfeld kann mit so einem Aushängeschild nur glänzen." Schon seit Jahren kämpfte Weber vergebens dafür, dass die marode Schule endlich saniert wird. Nun ist die Freude über den Neubau umso größer. "Das ist ein Ergebnis, mit dem ich absolut nicht gerechnet habe." Auch in der Grundschule an der Krenmoosstraße soll das Lernhaus-Konzept angewendet werden. Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) zeigte sich überzeugt, dass dies möglich ist. Vorausgesetzt das Dachauer Schulamt stimmt zu.

Die Leiterin der Baudirektion im Baureferat, Iris Lemke, erläuterte die Planungen. Sie sehen vor, dass 2016 übergangsweise ein Pavillon mit acht Klassenzimmern und vier Räumen für Ganztagsbetreuung auf dem Schulgelände errichtet wird. Neben dem alten Schulgebäude soll das neue gebaut werden, das im zentralen Bereich vier Stockwerke hoch wird. 2019, wenn das Gebäude fertig ist, soll die alte Verbandsgrundschule abgerissen werden, nur die Schulturnhalle bleibt stehen. Nötig wurde die Erweiterung durch den enormen Zuzug in die neu geschaffenen Wohngebiete, dem Prinzenpark auf Karlsfelder Seite und den neuen Wohnungen in der Hirmerei und der Gerberau. Offizielle Beschlüsse dazu stehen noch aus. Sie sollen am 22. April gemeinsam im Schulverband gefasst werden.

Wie teuer die neue Schule wird, ist noch unklar. Bei vergleichbaren Projekten hat die Landeshauptstadt Summen in einer Größenordnung von 30 Millionen Euro investiert. Ihr gehört das Grundstück in Karlsfeld, sie ist auch für die baulichen Maßnahmen der Schule zuständig. Allerdings kommen auch auf die Gemeinde erheblich höhere Kosten zu. Bislang zahlt sie 78 000 Euro Miete im Jahr. In Zukunft dürfte es ein Vielfaches sein. "Wir müssen uns im Klaren sein: Das wird Geld kosten", sagte Wolfgang Offenbeck (CSU).

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