Karlsfeld:Riskante Investition

Das Bündnis für Karlsfeld würde gern eine weitere Bürgersolaranlage auf dem Dach der Mittelschule errichten lassen. Doch der Eingriff an dem Gebäude zieht hohe Folgekosten nach sich

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

In den vergangenen Jahren wurden in Karlsfeld mehrere Bürgersolaranlagen errichtet, das heißt: die Finanzierung übernahmen großteils die Bürger selbst. Sie kauften Anteile und bekamen dafür auch eine Beteiligung aus dem Gewinn. Die ökologisch saubere und finanziell relativ risikoarme Geldanlage fand so viel Anklang, dass immer wieder neue Bürgersolaranlagen errichtet wurden. Das kann sich in erster Linie das Bündnis für Karlsfeld als Erfolg auf die Fahnen schreiben, schließlich ging die Initiative von ihr aus. Und natürlich will sie an alte Erfolge anknüpfen und hält nach neuen Standorten für Bürgersolaranlagen Ausschau.

Dabei kam ihr das Dach der Mittelschule Karlsfeld in den Sinn, das vor gar nicht allzu langer Zeit saniert worden ist, übrigens in alter Flachbauweise, weil dies einfacher wäre, um Solarpaneele anzubringen. Deshalb beantragte das Bündnis, die Verwaltung möge doch prüfen, ob man dort nicht demnächst eine weitere Bürgersolaranlage errichten könne. Das Ergebnis war, man kann es nicht anders sagen, ernüchternd. Nach Berechnungen von Tobias Neuhäusler vom Bauamt würde es mindestens 15 Jahre dauern, ehe die Anlage ihre Kosten wieder erwirtschaftet hat. Und das hat mit einigen baulichen Besonderheiten der Mittelschule zu tun.

Zwar stünden 1200 bis 1400 Quadratmeter für die Solarpaneele zur Verfügung, sagte Neuhäusler, auch die Installation dürfte kein Problem sein. Allerdings würde der Eingriff auf dem Dach den Bestandsschutz aufheben, was bedeutet: Im Zuge der Baumaßnahme müsste dort oben alles soweit erneuert werden, dass es den Vorgaben entspricht, die auch für Neubauten gelten. Konsequenzen hätte das für die Blitzableiteranlage, die zwar als sicher gilt, aber eben nicht den Anforderungen der neuesten Vorschriften entspricht. Sie müsste folglich erneuert werden, und das kostet Geld. Außerdem müssten bis zum Hausmeistergebäude 100 Meter Kabel verlegt werden. Dort muss die Technik untergebracht werden, um zu wissen, wie viel Strom von der Schule selbst verbraucht und wie viel ins Netz eingespeist wird.

Verschärfend kommt hinzu, dass infolge der Entflechtung mit der Grundschule in der Mittelschule neue Räume frei werden und die Mittelschule sich ein ganz neues Raumprogramm geben will. Dazu soll auch eine zweite Schulküche gehören, die eine entsprechende Belüftung auf dem Dach benötigen würde. Wie dieses Raumprogramm genau aussieht, wird voraussichtlich erst 2017 feststehen. Dann wäre das Dach der Mittelschule bereits 22 Jahre alt, und die Wahrscheinlichkeit hoch, dass in absehbarer Zeit Dachsanierungen notwendig werden. Aus Sicht der Rathausverwaltung ein riskanter Rahmen für eine Investition, die sich inklusive Planungskosten auf 335 000 Euro beliefe.

Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) sprach von einem "grundsätzlich guten Antrag", machte aber angesichts der extrem angespannten Haushaltslage keinen Hehl daraus, dass er derart hohe Summen derzeit nur ungern ausgeben würde. CSU-Fraktionssprecher Bernd Wanka regte an, die Idee einer neuen Bürgersolaranlage lieber im Zuge der Sanierung gemeindlicher Gebäude oder von Neubauten aufzugreifen. In den kommenden Jahren will die Gemeinde zwei neue Grundschulen bauen lassen. Hiltraud Schmidt-Kroll von der SPD sah es genauso: "Man sollte Fotovoltaikanlagen da verbauen, wo sie wirtschaftlich sind und sich rechnen."

"Das sind nachvollziehbare Argumente", kommentierte Adrian Heim vom Bündnis die Ausführungen Neuhäuslers. Gleichwohl wehrte er sich gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung, das Mittelschuldach als "ungeeignet" für eine Bürgersolaranlage zu verwerfen. Der Beschluss wurde dahingehend geändert, dass der Standort noch einmal gründlich geprüft werden soll, wenn das neue Raumprogramm für die Mittelschule bekannt ist.

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