Karlsfeld:Reif für die Insel

Da staunen die Gemeinderäte: Erholungsflächenverein genehmigt Jugendlichen von "Karlsfeld 2.0" ein Badeplateau im See.

Von Gregor Schiegl

Vor vielen Jahren hat es einmal eine Badeinsel im Karlsfelder See gegeben. Irgendwann ging sie kaputt und wurde verschrottet. Geblieben ist nur eine im Boden verankerte Kette. Immer wieder haben Karlsfelder Gemeinderäte seitdem Vorstöße gestartet, die vor allem bei Kindern beliebte Insel wieder zu installieren. Der letzte Antrag kam von Anita Neuhaus (SPD). Aber immer beschied der für den See zuständige Erholungsflächenverein dies abschlägig. Der Charakter des Gebietes werde durch die Installation einer solchen schwimmenden Insel verändert, "vom Erholungsgelände hin zu einer Badeanstalt".

Karlsfeld: Liegestühle - schön und gut, aber eine Insel im Karlsfelder See würde den Badespaß erhöhen.

Liegestühle - schön und gut, aber eine Insel im Karlsfelder See würde den Badespaß erhöhen.

(Foto: Toni Heigl)

Nachdem sich allerdings gut 20 Kinder und Jugendliche an den Verein gewandt haben, geht es plötzlich doch. Die Argumente von damals sind jetzt, drei Jahre später, anscheinend null und nichtig. "Wir haben das Okay vom Erholungsflächenverein", teilte der 13-jährige Tizian dem staunenden Gemeinderat am Montag in der Sitzung des Hauptausschusses mit. "Ich finde das super", sagte der Zweite Bürgermeister Wolfgang Offenbeck, "da kann man als Gemeinderat nur vor Neid erblassen." Jugendreferentin Venera Sansone (SPD) zollte den jungen Badeinsel-Aktivisten "großes Lob".

Es ist ein erster durchschlagender Erfolg des Jugendbeteiligungsprojekts "Karlsfeld 2.0", das der Leiter der Gemeindlichen Jugendarbeit Max Haberl vor wenigen Monaten ins Leben gerufen hat. Gut 20 Kinder und Jugendliche gehören dem Team an. Erst wurden Ideen gesammelt, welche sie im Gemeindegebiet gerne realisiert gesehen hätten. Die Badeinsel fand die meisten Unterstützer. Nun versuchen die Kinder und Jugendlichen dieses Ziel zu erreichen, wobei sie selbst die Gespräche und Verhandlungen führen. Max Haberl sagt, er habe bisher eigentlich nur ein paar Kontakte vermittelt.

Das Problem ist noch das Geld: Die vier auf vier Meter große winterfeste Badeinsel mit Einstieg und Absprungmöglichkeit soll 10 000 Euro kosten. SPD-Fraktionssprecher Reinhard Pobel nannte den Preis "happig" und regte an, sich nach einem etwas kostengünstigeren Modell umzusehen. Allerdings hat der Erholungsflächenverein seine Zustimmung an die Bedingung geknüpft, dass die Badeinsel von einem bestimmten Hersteller erworben wird. Rathauschef Kolbe wüsste gerne die Gründe; entscheidend sei doch, dass die Badeinsel TÜV-geprüft sei. "Wir werden noch mal nachfragen", versprach Annika, 14.

Dass die Kosten das Budget von 2000 Euro für "Karlsfeld 2.0" sprengen wird, steht trotzdem außer Frage. Nun brauchen die Jugendlichen eine pfiffige Idee, wie sie das alles finanzieren. "Wir haben schon 300 Flyer mit Spendenaufrufen auf dem Siedlerfest verteilt", berichtete die 14-jährige Lena. Die Bilanz ist bescheiden. Nur 30 Euro kamen zusammen. Bis zu 9970 Euro fehlen noch. Die Gemeinde appellierte an die Bürger, die Kinder zu unterstützen und hat extra ein Konto dafür eingerichtet.

Das Jugendbeteiligungsprojekt "Karlsfeld 2.0" ist entstanden, nachdem der Jugendbeirat sich als eher kurzlebig erwiesen hat. Trotz zahlreicher Reaktivierungsmaßnahmen war er nach kurzer Zeit immer wieder eingeschlafen. Die abstrakten Verfahren aus der Welt der Erwachsenen scheinen dann doch nicht so recht in die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen gepasst zu haben.

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