Ausstellung in Karlsfeld:Prinzip Offenheit

Ausstellung in Karlsfeld: Bevor Christl Buck und Christine Kellerer im Kunstkreis auszustellen wagten, hatten sie die Werke im Stadel der Familie Offenbeck getestet.

Bevor Christl Buck und Christine Kellerer im Kunstkreis auszustellen wagten, hatten sie die Werke im Stadel der Familie Offenbeck getestet.

(Foto: Toni Heigl)

Mit Christl Buck und Christine Kellerer stellen zwei außergewöhnliche Autodidaktinnen in der Galerie des Kunstkreises Karlsfeld aus. Ihre Werke ergreifen auch Position zu Politik und Gesellschaft.

Von Bärbel Schäfer

"Wir brauchen einen Zauberer", sagt Christl Buck. In einem ihrer Bilder geht die Karlsfelder Malerin auf den Terror von Isis ein und die Ratlosigkeit der internationalen Staatengemeinschaft. Vor einem rosaroten Hintergrund sind helle und dunkle Figurensilhouetten, Familien, Paare oder Einzelpersonen, angeordnet, die alle auf einen Zauberer mit einem Tupfenumhang und hohem Hut starren. Die halbkreisförmige Anordnung der Figuren veranschaulicht, dass sie zusammengehören, aber die aufgerissenen Konturen und die unruhige Binnenzeichnung lassen die Figuren zerrissen wirken. Die Karlsfelder Malerin und Autodidaktin zeigt zusammen mit der Landshuter Bildhauerin Christine Kellerer beim Karlsfelder Kunstkreis eine sehenswerte Ausstellung mit Bildern und Holzskulpturen. Sehenswert, auch weil die beiden aus dem im Landkreis Dachau riesigen Reservoir an Laienkünstlerinnen hervorstechen.

Christl Buck genießt die Freiheit, offen zu sein. So zeigt sie neben den Figurenbildern auch abstrakte Kompositionen, in denen sie sich beim Malen von der Wirkung der Farbe leiten und herausfordern lässt. Experimentieren und Entdecken, das überraschende Ergebnis und die vielfältigen Möglichkeiten der Acrylfarben sind ihre Antriebskräfte. Ballungen von Farbe und Material, wie Draht, Nessel und Karton, stehen weite, lichterfüllte Flächen gegenüber. Bewegte Spannungsfelder entstehen und Farbräume öffnen sich zu Landschaften. Während die abstrakten Kompositionen die Interpretation offen lassen, sind die Figurenbilder thematisch angelegt. Der "Osterspaziergang" ist nur eine vordergründig unbeschwerte Ansammlung von Menschen unter dem blauen Himmel. In ihrer Mitte spaziert der Tod mit.

Christl Buck bemerkte schon im Gymnasium, dass ihr das Zeichnen Spaß macht. 1994, als die Kinder groß waren, besuchte sie erste Kurse für Acrylmalerei. Seitdem nimmt sie regelmäßig an Malkursen teil, an der Sommerakademie in Bad Reichenhall, am Bodensee und in München: "Ich entdecke immer neue Möglichkeiten in der Malerei." Seit vier Jahren hat sie ein kleines Atelier in Dachau. Sie stellte im Rathaus Aichach, Dachauer Wasserturm und in der Kulturschranne aus.

Einen ähnlichen Werdegang hat die Holzbildhauerin Christine Buck. Sie lebt in Landsberg am Lech, bearbeitet seit fast 20 Jahren ihre Skulpturen mit der Kettensäge und besucht Kurse in Plastischem Gestalten mit Ton, Stein, Holz, Gips und Wachs. "Eingebunden in die Tradition als Bäuerin und Mutter war kaum Zeit für künstlerische Tätigkeiten. Mit dem Erwachsenwerden der Söhne hatte ich immer mehr Zeit, meinen kreativen Neigungen nachzugehen", erzählt Christine Kellerer. In ihren Arbeiten steht der Mensch in allen Facetten im Mittelpunkt. Sie verwendet verschiedenen Hölzern wie Lerche, Eiche, Ahorn und Nussbaum, deren Maserung und Lebendigkeit sie in die Gestaltung einbezieht.

Auch Christine Kellerer arbeitet gegenständlich und abstrakt. Eine schlanke, elegant gearbeitete Frauenfigur steht wie ein stummes Zeichen im Raum, in einer anderen Figur forscht die Bildhauerin die Möglichkeiten der Raumerschließung. Der rechte Arm der Figur ist in die Hüfte gestemmt, wodurch die geschlossene Form aufgebrochen wird und sich ein Durchblick in den Raum ergibt. Ein sich teilender Baumstamm gab die Idee zu einem großen, sich in die Höhe fächerförmig aufblätternden Objekt, während zwei kompakte, kniende Figuren an die Formensprache der Expressionisten wie Erich Heckel erinnern. Unter den naturbelassenen Arbeiten fällt ein Pärchen auf, ein Mann und Frau. Die Figuren sind farbig gefasst. Das Paar ist wohlsituiert, das erkennt man an der Kleidung. "Das Holz war mir nicht ausdrucksstark genug, also habe ich die Figuren bemalt", so Christine Kellerer. Sie beteiligte sich mehrmals an Gemeinschaftsausstellungen in der Sparkasse Fürstenfeldbruck, im Aubinger Wasserturm, im Wasserturm Dachau, in der Alten Schmiede Fürstenfeld und im KOM Olching.

Die Ausstellung ist am Samstag und Sonntag, 18./19. April und am Samstag und Sonntag, 25./26. April von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Vernissage ist am Freitag, 17. April, 18 Uhr in der Galerie des Kunstkreises am Drosselanger in Karlsfeld.

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