Karlsfeld:Ponyreiten bleibt auf dem Siedlerfest

Karlsfeld: Volksfestreferentin Christa Berger-Stögbauer will das Ponyreiten auf dem Siedlerfest erhalten.

Volksfestreferentin Christa Berger-Stögbauer will das Ponyreiten auf dem Siedlerfest erhalten.

(Foto: Toni Heigl)

Tierschützer haben Demonstration abgesagt. Veranstalter hätten auch nicht nachgegeben, sagt die Festreferentin.

Von Benjamin Emonts, Karlsfeld

Vor acht Monaten hat die Stadt Dachau aus Tierschutzgründen das Ponyreiten auf seinem alljährlichen Volksfest verboten. Von Tierschutzorganisationen wurde die Entscheidung, dass Schausteller dort nicht mehr mit lebenden Tieren arbeiten dürfen, deutschlandweit als historisch gefeiert. In der Nachbargemeinde Karlsfeld, wo am Freitag das Siedlerfest beginnt, ist ein Verbot des Ponyreitens offensichtlich aber kein Thema. Eine Demonstration, die von Tierschützern für Sonntag angekündigt war und einige Besorgnis hervorrief, wurde nach Auskunft des Dachauer Landratsamts inzwischen abgesagt. Das Interesse war offensichtlich zu gering: Im sozialen Netzwerk Facebook sagte bis Dienstagnachmittag keine einzige Person ihre Teilnahme zu.

Das Siedlerfest wird nicht von der Gemeinde organisiert

Größere Proteste wie vergangenes Jahr in Dachau werden in Karlsfeld also ausbleiben. Während des Dachauer Volksfests hatten noch 20 Tierschützer mit Transparenten gegen das Ponyreiten protestiert. Darauf zu lesen waren Parolen wie "Tierquälerei ist keine Unterhaltung" und "Tierwohl über Tradition". Eine Online-Petition gegen das Ponyreiten auf dem Dachauer Volksfest fand fast 3000 Unterzeichner. Die Volksfeste seien für die Ponys eine Qual, so lautete der Tenor. Das stundenlange Im-Kreis-Laufen führe nachweislich zu Schäden an Haltung und Skelett der Tiere. Ganz abgesehen von der Geräuschkulisse, welche die Ponys verstöre. Eine Petition gegen das Ponyreiten in Karlsfeld ist im Netz bislang nicht zu finden. Auf dem dortigen Siedlerfest lässt die Schaustellerfamilie Kaiser seit 40 Jahren Kinder auf Ponys im Kreis reiten. Während die Familie in Dachau nun ihre Lizenz verloren hat, scheint sie in Karlsfeld weiterhin gesichert zu sein. Die Karlsfelder Festreferentin Christa Berger-Stögbauer sagt: "Das Ponyreiten wird es bei uns auch in den kommenden Jahren geben. Wir kennen den Betrieb Kaiser seit vielen Jahren und wissen, dass alles sach- und artgerecht abläuft."

Anders als in Dachau entscheidet nicht der Stadtrat, sondern die Siedlergemeinschaft Karlsfeld Nord über die Auswahl der Schausteller. Sie richtet das Siedlerfest bereits zum 60. Mal privat aus. Für das zehntägige Fest pachtet sie einen Parkplatz vom Landkreis Dachau, der sich unmittelbar neben dem Karlsfelder See befindet.

Kinder kommen in Kontakt zu Tieren

Berger-Stögbauer weist auf "ideale Voraussetzungen" für die Ponys hin. "Unmittelbar neben dem Festgelände haben wir eine große Koppel, auf der sie rasten können." Ein Verbot stehe nicht zur Debatte. Man werde die Existenz eines der traditionsreichsten Schaustellerbetriebe nicht gefährden. Das Ponyreiten ermögliche Kindern, in Berührung mit Tieren zu kommen. "Es gibt ja viele Kinder, die denken, dass Kühe lila sind", bemüht sie ein aus der Fernsehwerbung bekanntes Klischee.

Im Karlsfelder Gemeinderat sei das Ponyreiten nie ein Thema gewesen, sagt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Ich sehe das nicht so tragisch. Die Pferde werden gut behandelt", sagt er. Auch Roderich Zauscher, Tierarzt und Kreisvorsitzender des Bundes Naturschutz Dachau, hält das Ponyreiten aus tierschützerischer Sicht für vertretbar, "vorausgesetzt die Tiere werden ordentlich gehalten und nicht überstrapaziert". Der Hochleistungsreitsport sei wegen Dopings und quälerischer Trainingsmethoden weitaus kritischer zu beurteilen.

Auch in Dachau gab es Forderungen, das Ponyreiten zu erhalten

Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sah das offensichtlich anders. Er brachte das Thema vergangenes Jahr in den Stadtrat. Der Haupt- und Finanzausschuss beschloss am 15. Juli 2015 mit neun zu sechs Stimmen ein Verbot des Ponyreitens auf dem Dachauer Volksfest. Es regte sich Widerstand. Ein Bürgerantrag der Fraktionsgemeinschaft FDP und Bürger für Dachau (BfD), den 150 Bürger unterzeichnet hatten, sprach sich für den Erhalt des Ponyreitens aus und brachte das Thema erneut auf die Tagesordnung. Die Gegner des Verbots erklärten, eine jahrzehntelange Tradition erhalten zu wollen. Die endgültige Abstimmung im Stadtrat endete mit 20 zu 18 Stimmen für ein Verbot jeglicher "Schaustellerbetriebe mit lebenden Tieren".

Die SPD im Münchner Stadtrat nahm die Dachauer Entscheidung zum Anlass, ebenfalls ein Verbot des Ponyreitens auf dem Münchner Oktoberfest und der Auer Dult zu fordern. Im März 2016 wurde der Antrag im Wirtschaftsausschuss bei Stimmengleichheit abgelehnt.

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