Karlsfeld:Platzmangel

Während die Gemeinde wächst, stagniert die Mitgliederzahl des TSV Eintracht Karlsfeld seit Jahren. Dem größten Sportverein im Landkreis Dachau fehlt es an Fußballfeldern und Hallenkapazitäten

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Die Gemeinde Karlsfeld wächst, aber die Mitgliederzahlen des örtlichen Sportvereins stagnieren seit Jahren. Daran wird auch der am Freitagabend als Nachfolger von Toni Cremers neu gewählte Präsident Rüdiger Meyer nichts ändern können, denn Ursache dieser für den TSV Eintracht Karlsfeld misslichen Situation ist die schlechte Finanzlage der Gemeinde. Seit Jahren vorliegende Pläne zur dringend notwendigen Erweiterung des gemeindlichen Sportparks liegen seit Jahren in der Schublade. Und dort werden sie wohl auch noch einige Zeit bleiben, wie Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) den Mitgliedern bei der Jahreshauptversammlung eingestehen musste.

Karlsfeld: Nach acht Jahren hörte Toni Cremers (links) als TSV-Präsident auf, sein Nachfolger ist Rüdiger Meyer.

Nach acht Jahren hörte Toni Cremers (links) als TSV-Präsident auf, sein Nachfolger ist Rüdiger Meyer.

(Foto: Toni Heigl)

Dass der Saal der Sportgaststätte am Freitag völlig überfüllt war, hatte aber weniger mit den Platzproblemen des Vereins zu tun als mit einem Wechsel an der Spitze. Der 70 Jahre alte Präsident Toni Cremers machte wahr, was er schon lange angekündigt hatte: Er trat nach acht Jahren nicht mehr an. Zuvor legte er letztmals einen Geschäftsbericht vor, in dem er noch einmal deutlich auf die Probleme hinwies, die der TSV hat, die aber auch die Sportvereine in der benachbarten Kreisstadt Dachau haben: Sie platzen aus allen Nähten und haben bei weitem nicht mehr genug Kapazitäten, um den Sportbetrieb auszuweiten. Seit Jahren bewege sich die Mitgliederzahl des TSV Eintracht um die 4150 - mal ein paar mehr, mal ein paar weniger, sagte Cremers. Damit sei der TSV zwar immer noch der größte Sportverein im Landkreis und einer der größten in Bayern, doch müsse man immer wieder Anfragen auf Mitgliedschaft ablehnen, weil die Sportanlagen, vor allem die Hallen, nicht ausreichten. Darüber habe er erst kürzlich den Gemeinderäten berichtet: "Die Dinge sind dort bekannt."

Das neue Team

Zum neuen Präsidenten wählten die Mitglieder des TSV Eintracht den 59 Jahre alten gebürtigen Karlsfelder Rüdiger Meyer, der aus der Leichtathletikabteilung des Vereins kommt und bisher Vizepräsident war. Udo Hattwig bleibt weiterhin Vizepräsident, ihm zur Seite steht künftig Bündnis-Gemeinderätin und Sportreferentin Birgit Piroué. Vereinsjugendleiter bleibt Andreas Hartwich, Referentin Protokoll, wie die Schriftführerin beim TSV genannt wird, ist weiter Karin Köberle. Keine Nachfolger fanden die Seniorenbeauftragten Hannelore und Wolfgang Elias. Nach 16 Jahren an der Spitze von TSV Ü55 aktiv hörte die 75-Jährige auf. Gar auf 41 Jahre ehrenamtlicher Tätigkeit kann der 78 Jahre alte Wolfgang Elias zurückblicken, für den am Freitag ebenfalls Schluss war.w.g.

Durch den Zuzug junger Familien würden die Anforderungen an den Sportverein steigen, sagte Cremers. "Aber ohne weitere Sportstätten werden wir das Problem nicht in den Griff kriegen." Das Geld wäre sehr gut eingesetzt, sagte er an den Bürgermeister gewandt, denn die Misere habe gravierende Auswirkungen auf den Kinder- und Jugendbereich. Dabei sei die Jugendarbeit auch Jugendsozialarbeit und gerade in Karlsfeld mit seinem hohen Migrantenanteil ein wichtiger Integrationsfaktor. Abschließend sagte der scheidende Vereinsboss: "Wir legen den Gemeinderäten ans Herz, dass bei uns bittere Not herrscht." Und damit meinte er weniger das Minus von 37 000 Euro, das der TSV 2013 bei Gesamtausgaben von 720 000 Euro gemacht hatte und das durch eine fast einstimmig gebilligte Beitragserhöhung abgefedert werden soll, sondern den Platzmangel.

Doch der Bürgermeister konnte dem Verein nicht allzu viel Hoffnung machen. "Wir können im Moment keine Perspektive bieten", sagte Kolbe. Das große Erweiterungskonzept aus dem Jahr 2006 habe nicht verwirklicht werden können, weil sich die finanzielle Lage der Gemeinde drastisch verschlechtert habe. Zudem habe die Gemeinde eine Menge Pflichtaufgaben erfüllen müssen, vorneweg die Frage der Kinderbetreuung. Tatsächlich sind in den vergangenen Jahren trotz knapper Finanzen Millionen Euro für den Bau und den Betrieb neuer Kindertagesstätten ausgegeben worden. Kolbe erinnerte zudem daran, dass die Gemeinderäte erst wenige Tage zuvor den Bau eines weiteren provisorischen Kinderhauses für 2,3 Millionen Euro beschlossen hätten. "Da die Wertigkeit des Sportvereins uns sehr wohl bewusst ist, werden wir versuchen zu tun, was wir können, auch wenn es uns nicht zufriedenstellt", kündigte der Bürgermeister an. Dem neuen Präsidenten Meyer wolle er auf jeden Fall das Gefühl vermitteln, dass er die Unterstützung der Gemeinde habe. Schließlich sei der TSV "keine kleine Klitsche mehr, sondern ein Wirtschaftsbetrieb mit 700 000 bis 800 000 Euro Umsatz".

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