Karlsfeld:Nutzloses Fluglärm-Gutachten

Hat der Fluglärm tatsächlich so dramatisch zugenommen, wie die Karlsfelder beklagen? Der Messbericht des Flughafens gibt darauf keine klare Antwort.

Gregor Schiegl

Es gibt fürwahr ruhigere Flecken als Karlsfeld. Zigtausende Autos wälzen sich jeden Tag durch die Randgemeinde in Richtung München, und an der Bahnlinie München-Ingolstadt geht es auch nicht leise zu. In der Fliederstraße ist man vom Lärm halbwegs verschont, aber auch nur halbwegs. Nun hat die Flughafengesellschaft auf Bitte der Gemeinde gemessen, was hier aus dem allgemeinen Getöse als "Fluglärmereignis" heraussticht. Das Ergebnis: Jeden dritten Tag wird Karlsfeld vom Himmel durchgängig verlärmt, im Schnitt deutlich messbare 104-mal am Tag.

Und sonst? Der Erkenntnisgewinn des Messberichts tendiert gegen null. An der Fliederstraße wurde noch nie gemessen. Ein Vergleich mit der Messung 2007 in der Rothschwaige hieße Äpfel mit Birnen vergleichen. Es bleibt daher unklar, ob der Fluglärm tatsächlich signifikant zugenommen hat. Doch eines kann man auch ohne Messungen und Gutachten feststellen: Die Karlsfelder leiden mehr unter dem Fluglärm denn je. Das ist Tatsache. Die Flut an Beschwerden zeigt es. Sie muss man ernst nehmen. Der Verweis auf die noch längst nicht erreichten, weil absurd hoch angesetzten Grenzwerte, hilft den gestressten Menschen wenig.

Eigentlich hätte man in der Gemeinderatssitzung über Flughöhen und Routen reden müssen. Aber weil der Flughafenbetreiber dafür nicht zuständig ist, konnte man sich die Diskussion mit den Vertretern der FMG sparen. "Wir können nichts steuern", erklärte der Regionalbeauftragte Rudolf Strehle. Der Flughafen sei von Gesetzes wegen verpflichtet, die ihm zugewiesenen Flugzeuge bei sich landen zu lassen, soweit es die Kapazitäten erlaubten. Das heißt aber auch: Noch schützt die begrenzte Kapazität von zwei Startbahnen die Karlsfelder vor noch deutlich mehr Lärm aus der Luft. Aber über die dritte Startbahn wollte Bürgermeister Kolbe ausdrücklich nicht diskutieren lassen. Aber wenn man weder darüber reden kann, wo, wie hoch und wie oft Flugzeuge fliegen sollen, braucht man sich nicht wundern, wenn man am Ende nur mit einem Sack heißer Luft dasteht.

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