Karlsfeld:Neun Bewohner eines Seniorenheims bewusstlos - Curanum schließt Dehydrierung aus

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Elf Rettungswagen des Bayerischen Roten Kreuzes in Dachau einschließlich eines Rettungshubschraubers waren am Samstag im Einsatz, um neun bewusstlose Bewohner von Curanum Dachau zu versorgen. (Foto: Niels P. Jørgensen)
  • Neun Bewohner des Seniorenheims in Karlsfeld sind am Samstag ins Krankenhaus gekommen, weil sie auf ihren Zimmern bewusstlos geworden waren.
  • Ein erster Verdacht auf Gasaustritt hat sich nicht bestätigt, nun wird nach möglichen medizinischen Ursachen geforscht.
  • Der Betreiber des Heims schließt eine Dehydrierung der Bewohner aus.

Von Maxi Köhler und Wolfgang Eitler, Karlsfeld

Samstagmorgen, 9.30 Uhr. Vor dem Curanum-Seniorenpflegezentrum in Karlsfeld fahren elf Rettungsfahrzeuge des Bayerischen Roten Kreuzes vor. Ein Hubschrauber des ADAC landet. Innerhalb von zwei Stunden versorgen die Rettungskräfte neun Bewohner, die bewusstlos geworden sind. Sie werden so schnell wie möglich in die umliegenden Kliniken transportiert. Alle neun Senioren leben im vierten Stock des Gebäudes an der Münchhausenstraße, das in der Nähe der Allacher Straße auf Höhe des Bürgerhauses liegt.

Der erste Verdacht am Unfallort: Es könnte Gas ausgetreten sein. Denn die Rettungskräfte registrieren, dass die Erkrankten die gleichen Symptome aufweisen. Genauere Auskünfte wollen die Rot-Kreuz- Mitarbeiter nicht geben. Sie sagen nur, dass alle sich in einem Zustand "einer leichteren oder tiefen Bewusstlosigkeit" befänden. Die Feuerwehr aus Dachau untersucht den vierten Stock, kann aber keinerlei Schadstoffe registrieren. Damit ist ein Defekt am Gebäude ausgeschlossen. Jetzt bleibt nur noch eine medizinische Indikation.

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Der Aufnahmestopp soll aber nicht in Zusammenhang mit den Ermittlungen wegen Misshandlung von Heimbewohnern stehen.

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Auch am Sonntag bleibt unklar, was denn tatsächlich passiert ist. Die Notärzte schlossen nach einer ersten Diagnose noch im Pflegeheim eine Infektion aus. Am Samstagmorgen mündeten die Spekulationen in die Frage, ob die neun Senioren eventuell eine Lebensmittelvergiftung erlitten haben könnten. Alle neun Bewohner hatten sich am vergangenen Freitag auf einem gemeinsamen Ausflug befunden. Was also ist die Ursache für die Lebensmittelvergiftung? Und wie geht es den neun Patienten?

Die Pressesprecherin des Unternehmens für ganz Deutschland, Daniela Jachmich, sagte am Samstag zu, die beiden Fragen zu klären. Am Sonntagnachmittag teilt sie stellvertretend für das Unternehmen mit: "Uns ist keine akute Lebensgefahr bei den neun Bewohnern des Seniorenheims von Curanum in Karlsfeld bekannt." Aber sie habe die Frage nach der Ursache der Bewusstlosigkeit noch nicht klären können. "Die Untersuchungen laufen noch."

Dennis Berendt, Leiter des Rettungsdienstes des Bayerischen Roten Kreuzes in Dachau, ist der Vorfall ebenfalls ein Rätsel. Die Erkrankungen seien nach Einschätzung an Ort und Stelle immerhin nicht so gravierend gewesen, dass der Hubschrauber hätte eingesetzt werden müssen. In solchen Fällen würde er immer angefordert, um auf alle Fälle angemessen reagieren zu können.

Als zentrales Problem in Seniorenheimen gilt die zu geringe Zufuhr von Flüssigkeit. Das Curanum in Karlsfeld beherbergt nach Angaben des Betreibers 165 Senioren. Der vierte Stock sei als "beschützende Station für demenziell oder geronto-psychiatrisch erkrankte Bewohner ausgelegt". Erleichtert teilte Curanum-Pressesprecherin Daniela Jachmich der SZ mit: "Wir können Dehydrierung als Ursache definitiv ausschließen." Denn: "Bei den Untersuchungen an den Kliniken ist eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr nachgewiesen worden.

© SZ vom 26.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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