Karlsfeld Neue Mitte:Kommentar - Aus für urbanes Zentrum

Die Trauer um den Rückzug des Investors hält sich im Karlsfelder Rathaus verständlicherweise in Grenzen.

Gregor Schiegl

Das also ist des Dramas letzter Akt. Die Hamburgische Immobilien Handlung zieht vom Feld. Das Grundstück an der Gartenstraße will sie verkaufen, diesen 2,2 Hektar großen Krater, der einmal die Neue Mitte Karlsfeld werden sollte. Die Trauer im Rathaus hält sich in Grenzen. Kein Wunder. Nach dem Scheitern der Neuen Mitte hatte der Investor die Gemeinde mit Vorwürfen überzogen; seitdem ist die HIH in großen Teilen des Gemeinderats nicht mehr wohlgelitten. Was sich nun vollzieht ist, wie man so schön sagt, eine Trennung im gegenseitigen Einvernehmen. Offenbar hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass ein Schrecken mit Ende besser ist als ein Ende ohne Schrecken. Das ist die gute Nachricht.

Karlsfeld Neue Mitte: Die 2,2 Hektar große Baugrube an der Gartenstraße steht zum Verkauf. Das ist wohl auch das Ende eines Prestigeprojektes.

Die 2,2 Hektar große Baugrube an der Gartenstraße steht zum Verkauf. Das ist wohl auch das Ende eines Prestigeprojektes.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Die schlechte ist: Die Neue Mitte ist tot. So wie das Ortszentrum ursprünglich geplant und konzipiert wurde, wird es sicherlich kein Investor mehr umsetzen. An den Kosten für das auch bautechnisch anspruchsvolle Bauvorhaben hat sich die ansonsten so erfolgsverwöhnte HIH schon dramatisch überhoben. Allein die bisherigen Planungs- und Baustellenkosten dürften Millionen verschlungen haben. Jetzt geht es den Hamburgern nur noch um Schadensbegrenzung: Sie müssen einen möglichst hohen Erlös für das Grundstück erzielen, um wenigstens einen Teil dieser Verluste abzufedern. Der Nachfolger der HIH wird mit einer zusätzlichen Hypothek starten müssen.

So wie sie in den Hochglanzbroschüren der HIH präsentiert wurde, wird es die Neue Mitte daher vermutlich niemals geben. Ein überarbeiteter Entwurf wird notwendigerweise mehr oberirdische Parkplätzen vorsehen und eine dichtere Bebauung- und weniger großzügige öffentliche Flächen. Denn auch die Kassen der Gemeinde sind leer. Sie hat derzeit gar nicht die Mittel, eigene Räume in einem 80-Millionen-Euro-Projekt angemessen zu bespielen. Als Prestigeprojekt dürfte die Neue Mitte erledigt sein.

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