Amtsgericht Dachau:Attacke mit Eisenstange

Trockenbauer steht wegen Streits auf einer Karlsfelder Baustelle vor dem Schwurgericht.

Avni T. ist ausgesprochen guter Laune. Und das verwundert. Denn im November 2014 soll der 37-jährige Berliner auf einer Baustelle in Karlsfeld versucht haben, einen Menschen zu töten. So jedenfalls lautet die Anklage der Staatsanwaltschaft: versuchter Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung. Seit Dienstag muss sich Avni T. vor der Schwurgerichtskammer am Landgericht München II verantworten.

Avni T. ist von Beruf Trockenbauer und Eisenflechter. Am 11. November 2014 soll er auf der Baustelle in Karlsfeld mit einem Trockenbauer aus Altomünster in Streit geraten sein. Angeblich schuldete dieser ihm noch 20 000 Euro. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft soll Avni T. den Trockenbauer am Kragen gepackt haben, um ihn Angst einzujagen. Der Trockenbauer saß am Steuer seines Wagens. Das Fenster war heruntergedreht. Danach soll die Situation eskaliert sein.

Warnung im letzten Moment

Ein Angestellter des mutmaßlichen Opfers zog Avni T. zur Seite und ging daraufhin weiter seiner Arbeit nach. In diesem Augenblick soll der Angeklagte sich dem Mann, der zu Hilfe geeilt war, von hinten genähert und ihm mit der Faust in die linke Gesichtshälfte geschlagen haben. Dann soll Avni T. einen Hammer vom Boden aufgehoben und dem Bauarbeiter aus einer Entfernung von nur wenigen Metern nachgeworfen haben. Der Bauarbeiter hatte dies jedoch bemerkt und wich aus.

Da er glaubte, dass sich die Situation nun endgültig beruhigt habe, drehte er sich um und lief zu einem Pkw. Avni T. soll in diesem Moment eine über einen Meter lange und fünf Kilogramm schwere Eisenstange ergriffen und damit versucht haben, dem Bauarbeiter auf den Kopf zu schlagen. Doch der Mann wurde von seinen Kollegen, die das Geschehen zufällig verfolgten, gewarnt. Er drehte sich um und wehrte den Schlag mit der Hand ab. Es kam zu einem Gerangel. Erst als die Kollegen des Bauarbeiters eingriffen, soll Avni T. von diesem abgelassen haben.

Vier Zentimeter lange Risswunde

Das Opfer kam relativ glimpflich davon. Eine rund vier Zentimeter lange Risswunde an der rechten Hand sowie Schmerzen im Gesicht, die von dem Faustschlag herrührten. Dass es "laut" zugegangen sei auf der Karlsfelder Baustelle, auch dass es zu einem Gerangel gekommen war, gab auch der Angeklagte bei seiner Vernehmung zu. Aber er habe weder einen Hammer nach jemandem geworfen, noch habe er versucht, jemandem mit einer Eisenstange auf den Kopf zu schlagen, beteuerte der Trockenbauer aus Berlin vor Gericht. Vielmehr habe sich einer der Arbeiter seines Auftraggebers ihm mit der Eisenstange in den Weg gestellt. Daran hätten der Arbeiter und er gezogen. Mehr nicht. Er, so Avni T., sei es gewesen, der um sein Leben gefürchtet habe. Fünf Leute seien ihm gegenüber gestanden. Er habe sich wehren müssen, so der Angeklagte. "Bin ich einem Film?", habe er sich gefragt.

Einmal habe er zugschlagen, räumte der 37-Jährige ein. Es sei das erste Mal gewesen, dass er sich auf dem Bau geprügelt habe, sagte Avni T. und fügte hinzu: "Ich wollte nicht zuschlagen. Ich wollte nur ernst reden." Der Trockenbauer aus Altomünster, der T. angeblich noch 20 000 Euro schuldet, sagte bei seiner Vernehmung vor der Schwurgerichtskammer, er sei nach dem Streitgespräch an seinem Auto gleich weitergefahren. "Von der Rauferei" habe er "nix mitbekommen". Der Prozess wird fortgesetzt.

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