Karlsfeld:Letzte Hoffnung für die Bamberger-Schule

Karlsfeld: Der Kinderschutz München als Träger schließt die Bamberger-Schule.

Der Kinderschutz München als Träger schließt die Bamberger-Schule.

(Foto: Toni Heigl)

Der Kinderschutz München will die Einrichtung in Karlsfeld schließen. SPD fordert, dass nun der Landkreis einspringen muss

Von Helmut Zeller, Karlsfeld

Die SPD will die Elisabeth-Bamberger-Schule in Karlsfeld retten. Der Landrat und die Kreisverwaltung sollten sich dafür einsetzen, dass die Schule nicht, wie angekündigt, zum Juli aufgelöst werde, heißt es in einer Pressemitteilung der SPD. Die Bamberger-Schule ist ein staatlich anerkanntes privates Förderzentrum mit dem Schwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung. Der Träger, der Kinderschutz München e.V., schließt die Einrichtung zum Ende des laufenden Schuljahres. Martin Güll, Dachauer SPD-Landtagsabgeordneter und Vorsitzender des Bildungsausschusses im Bayerischen Landtag, erklärt, dass das derzeitige Domizil in Karlsfeld aufgrund zu hoher Mietkosten nicht mehr weiter genutzt werden könne.

"Da es eher unwahrscheinlich ist, einen neuen privaten Träger zu finden, kommt nur der Landkreis Dachau als neuer Schulträger in Frage. Aber auch der Landkreis braucht auf die Schnelle ein freies Schulgebäude", sagt Bildungspolitiker Güll. Die SPD-Kreistagsfraktion will nun von Landrat Stefan Löwl (CSU) kurzfristig einen aktuellen Sachstandsbericht. "In dem privaten Förderzentrum werden Schüler in den Klassenstufen 3 bis 9 sehr erfolgreich unterrichtet. Die Jugendlichen bekommen dort eine optimale Förderung und Unterstützung. Wir müssen deshalb alles tun, diese Einrichtung zu erhalten, notfalls auch auf Kosten des Landkreises", fordert der SPD-Fraktionssprecher im Kreistag, Vierkirchens Bürgermeister Harald Dirlenbach. Der Kreisausschuss solle sich auf der Sitzung am kommenden Freitag mit diesem Thema befassen, erklärt Dirlenbach. Die Zeit drängt: Es sei schon merkwürdig, dass der Schulausschuss des Kreistages dazu noch nicht einberufen wurde, meint SPD-Kreischef Martin Güll. "Es ist fünf vor zwölf. Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, wenn die Schüler im September einen passenden Förderort haben sollen." Dem bayerischen Schulfinanzierungsgesetz entsprechend sei ohnehin der Landkreis zuständig, wenn es um den Betrieb eines Förderzentrums geht. Allerdings ist es in Bayern üblich, dass ein Förderzentrum mit dem Förderschwerpunkt emotionale und soziale Entwicklung privat geführt wird. Dies gilt aber nur, wie Güll betont, solange ein privater Träger gefunden wird. Seiner Einschätzung zufolge ist die Angelegenheit klar: Im Falle einer Schließung der Schule müsse der Landkreis einspringen.

Die Förderschule unterrichtet zurzeit 60 Kinder und Jugendliche, darunter elf aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck. Der Mietvertrag ist bereits gekündigt. Die Kinder würden auf ähnliche Schulen verteilt oder müssen zurück in Regelschulen. Die Förderung von Freistaat und Bezirksregierung reicht nicht aus, wie Kinderschutz-Vorstand Norbert Blesch erklärt. "Wenn wir die Schule weiter betreiben, gefährden wir den gesamten Verein mit seinen 500 Mitarbeitern." Der Verein betreibt Kindertagesstätten, Wohngruppen für Jugendliche und bietet ambulante und stationäre Erziehungshilfe an.

Blesch macht nicht allein den Freistaat für das Ende der Schule verantwortlich, sondern auch Fehlentscheidungen im Verein. Der damalige Vorstand des Vereins hatte Ende der Neunziger Jahre beschlossen, für die Bamberger-Schule ein neues Gebäude an einem anderen Ort zu errichten. Lange wurde nach einem neuen Grundstück gesucht, Grafrath war als Standort so gut wie beschlossen, dann legte man sich 2005 auf Markt Indersdorf fest. Insgesamt 19 Millionen Euro hatten der Schulneubau und ein Wohnheim kosten sollen, 12,2 Millionen wollte der Freistaat übernehmen - allerdings nicht vorschießen. Dem Verein wuchsen die Kosten über den Kopf, er verkaufte mit Verlust das Grundstück.

Die Konsequenz: Der ehrenamtliche Vorstand wurde ersetzt durch geschäftsführende Vorstände und einen gewählten Aufsichtsrat, regelmäßig gibt es eine externe Buchprüfung. Die Bamberger-Schule scheitert nun aber an der viel zu hohen Miete in Karlsfeld. Eine neue Bleibe kommt laut Norbert Blesch nicht in Frage, weil die Regierung den Verein auf einen Mietvertrag auf 25 Jahre verpflichten will. Außerdem müsste er Umzugs- und Umbaukosten vorstrecken oder selbst tragen.

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