Karlsfeld: Jagd auf Graffiti-Sprayer:"Der Hubschrauber war eh im Einsatz"

Die Bahnpolizei jagte einen Graffiti-Sprayer mit dem Hubschrauber. Polizeisprecher Berti Habelt rechtfertigt den Einsatz.

Wolfgang Eitler

Der Einsatz am vergangenen Sonntag klang spektakulär. Ein Hubschrauber verfolgt flüchtende Graffiti-Sprayer bei Karlsfeld. Die beiden 18-jährigen Männer aus Karlsfeld und München hatten sich an einer Lärmschutzwand zu schaffen gemacht. Tatsächlich gehören Hubschraubereinsätze zum Tagesgeschäft der Bundespolizei, die seit 1992 die Aufgaben der Bahnpolizei übernommen hat und bis 2005 Bundesgrenzschutz hieß. Pressesprecher Berti Habelt sagt: Sprayen an Bahnanlagen verursacht Schäden in Millionenhöhe - und ist außerdem gefährlich. Da hört für ihn die Debatte über Kunst im öffentlichen Raum und Street-Art auf.

Hubschrauber Bundespolizei

Die Bundespolizei setzte einen Hubschrauber ein, um die Faschingsnarren auf den rechten Weg zurück zu bringen.

(Foto: Bundespolizei)

Herr Habelt, wie oft werden Hubschrauber eingesetzt werden, um Graffiti-Sprayer an Bahnanlagen zu fassen?

Das ist immer wieder notwendig. Zu den zentralen Aufgaben der Bundespolizei gehört es, die Bahngleise zu überwachen. Das ist eine unserer Regelaufgaben. Wir werden also nicht nur bei Castor-Einsätzen aktiv, sondern auch im Alltag des Bahnverkehrs.

Was erforschen diese Hubschrauber?

Sie sollen Gefahrensituationen für den Bahnverkehr melden, die aus der Luft besser einsehbar und schneller erkennbar sind als vom Boden aus; wie zum Beispiel Gefahren durch spielende Kinder oder auch Trampelpfade über Gleise. Immer wieder entstehen solche Trampelpfade beispielsweise an den Ortsenden von Karlsfeld, wo Passanten den Weg zu ihren Wohngebieten abkürzen.

Was passiert nach der Entdeckung?

Dann überwacht die Polizei dort intensiver und erhöht die Präsenz. Sie klärt außerdem in den umliegenden Wohngebieten über die Gefahren auf und spricht Leute an, die Gleise überschreiten wollen. Wenn alles nichts nützt, erheben wir auch Bußgelder. Ende vergangenen Jahres ist ein älterer Mann bei Oberschleißheim auf so einem Trampelpfad ums Leben gekommen, weil er im Schneetreiben die herannahende S-Bahn nicht sehen konnte.

Um auf den aktuellen Fall zurückzukommen: Die Fahndung mit dem Hubschrauber war Zufall?

Korrekt. Der Hubschrauber war eh im Einsatz. Wissen Sie, für die Polizeistreife und auch für die beiden flüchtenden jungen Männer wäre eine Verfolgung in der Nähe der Gleise außerdem zu gefährlich geworden. Der Einsatz aus der Luft war für alle Beteiligten der sicherste.

Was geschieht jetzt mit den beiden jungen Männern aus Dachau und Karlsfeld. Werden Sie angeklagt?

Zunächst bekommen sie eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Deswegen ermittelt die Koordinierungsgruppe Graffiti von Landes- und Bundespolizei. Die beiden Männer müssen mit einem Strafverfahren rechnen. Zunächst bekommen sie eine Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Deswegen ermittelt die Koordinierungsgruppe Graffiti von Landes- und Bundespolizei. Die beiden Männer müssen mit einem Strafverfahren rechnen. Außerdem müssen sie damit rechnen, dass die Deutsche Bahn Schadenersatz fordert. Sollten ihnen auch noch andere Fälle nachgewiesen werden können, wird es richtig teuer. Die Regressforderungen summieren sich leicht auf einen fünfstelligen Betrag.

Wie oft im Jahr wird gegen Graffiti-Sprayer in der Region München ermittelt?

Genaue Zahlen habe ich nicht, aber es sind viele Vorfälle. Die Schäden an Lärmschutzwänden und S-Bahnen liegen bei 500.000 Euro jährlich.

Nun könnte man doch dafür plädieren, Graffiti nicht zu entfernen, es handelt sich doch aus Sicht vieler Kunstexperten um Kunst.

Diese Frage dürfen Sie einem Polizisten nicht stellen. Für mich hört die Freiheit der Kunst dort auf, wo fremdes Eigentum beschädigt wird. Oder glauben Sie, die Graffiti-Sprayer fänden es gut, wenn jemand in ihrer Wohnung oder an ihrem Haus sprayen würde?

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