Karlsfeld:Großes Stühlerücken

Karlsfeld: Schön, aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit: die Grundschule an der Krenmoosstraße.

Schön, aber nicht mehr auf der Höhe der Zeit: die Grundschule an der Krenmoosstraße.

(Foto: Toni Heigl)

Beide Grundschulen in Karlsfeld werden neu gebaut. Das Gebäude an der Krenmoosstraße bleibt erhalten und wird künftig für andere Zwecke genutzt.

Von Gregor Schiegl

Karlsfelds Schullandschaft befindet sich in einem radikalen Umbruch: Die Verbandsgrundschule München-Karlsfeld wird abgerissen und mit sechs Zügen neu gebaut, das haben die Verbandsräte des Schulverbands München-Karlsfeld am Mittwoch beschlossen. In der Gemeinderatssitzung am Donnerstag wurde außerdem bekannt, dass auch die Grundschule an der Krenmoosstraße neu errichtet werden soll und zwar mindestens fünfzügig. Standort wird nach Angaben von Karlsfelds Bauamtsleiter Günter Endres das freie Feld hinter dem Parkplatz an der Mittelschule sein.

Im Gegensatz zur völlig maroden Verbandsgrundschule bleibt das Gebäude an der Krenmoosstraße stehen und wird der Volkshochschule und Musikschule Karlsfeld ein neues Zuhause geben. Beide sind bislang im benachbarten Gebäude der Mittelschule untergebracht. Wegen ihres bayernweit einzigartigen Modells eines Abschlusses auf dem Niveau der Realschule, erfreut sich Karlsfelds Mittelschule - gegen den Trend der Mittelschulen - steigender Schülerzahlen. Aus diesem Grund will die Gemeinde auch alle "schulfremden" Nutzungen aus der Mittelschule entfernen und umsiedeln. Das Gebäude der mehr als 50 Jahre alten Grundschule an der Krenmoosstraße wurde mehrfach saniert - es hat neue Fenster und eine Wärmedämmung - allerdings genügte es heutigen Brandschutzbestimmungen nicht mehr; die Gemeinde musste einen Fluchtturm anbringen lassen.

Außerdem fehlt der Platz: Derzeit sind 425 Schüler an der Grundschule in der Krenmoosstraße, eine vierte Klasse muss nebenan in der Mittelschule Unterschlupf suchen. Und die Schülerzahlen wachsen weiter. Nach den Prognosen werden es im Schuljahr 2019/20 noch 70 Kinder mehr sein. Aus Platzmangel ist schon heute ein Ganztagsangebot an der Krenmoosstraße nicht möglich, auch keine Inklusion, also Betreuung behinderter Kinder. Deshalb folgt die Gemeinde, wie bei der Verbandsgrundschule, dem Konzept des "Lernhauses". Dieses Modell der Landeshauptstadt München sieht vor, dass Schüler aller Klassenstufen in räumlich beieinander liegenden Klassenzimmern lernen, wobei zusätzliche Flächen und gemeinsam nutzbare Räume zur Verfügung stehen. "Ich bin von dem Lernhauskonzept überzeugt", bekannte Grundschulrektor Roland Karl. "Architektur ist auch ein Puzzlestein für den Bildungserfolg."

So sehr das Konzept die Gemeinderäte begeistert, so sehr schrecken sie aber auch die Kosten. Eine grobe Schätzung spricht von 21 Millionen Euro allein für den Neubau an der Krenmoosstraße. Abzüglich der staatlichen Zuschüsse käme auf die Gemeinde eine Rechnung in Höhe von 15 Millionen Euro zu. Bauamtsleiter Günter Endres betonte zwar, dass diese Zahl überhaupt nicht belastbar sei. Das beruhigte die Gemeinderäte aber ganz und gar nicht. "Wir stehen jetzt schon mit dem Rücken zur Wand", sagte SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll. "Wie wollen wir diesen Beschluss verantworten, wenn wir nicht mal die genauen Kosten kennen?" Der Freie Wähler Anton Flügel nannte den Neubau hingegen "alternativlos": "Die Grundschule ist so, wie sie ist, nicht zukunftssicher." Eine Sanierung käme die Gemeinde noch teurer.

Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) konnte das Gremium dafür gewinnen, das Verfahren weiter voranzutreiben, musste aber auch eingestehen, dass die finanzielle Kraftanstrengung Folgen für die gesamte Gemeindepolitik habe. "Das nimmt uns in der Zukunft viele Handlungsmöglichkeiten."

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