Karlsfeld:Google löscht Hakenkreuz noch nicht

Erst wenn die Satellitenaufnahmen in der Region um Karlsfeld im Internet aktualisiert werden, wird auch die Aufnahme von 2012 mit der NS-Insigne auf einer Wiese am Ortseingang verschwinden.

Gregor Schiegl

Karlsfeld: Das Satellitenbild zeigt das Hakenkreuz mitten in der Wiese.

Das Satellitenbild zeigt das Hakenkreuz mitten in der Wiese.

Vor dem Ortseingang am M3-Fachmarktzentrum in Karlsfeld gibt es ein großes Feld. Vom Satellitenbild auf Google Earth und Google Maps sieht man eine etwas fuselige grüne Fläche und mittendrin: ein Hakenkreuz von schätzungsweise 15 Metern. Vermutlich waren der oder die Täter betrunken, jedenfalls ist das Kreuz ein wenig krumm und verbogen. Die Aufnahme stammt von August 2012, das Feld ist abgeerntet, das Nazi-Symbol verschwunden. Aber nicht im Internet. Auf Google Earth und Google Maps ist es nach wie vor zu sehen, obwohl schon mehrere Hinweise an den Betreiber Google gingen. Das ärgert Bündnis-Gemeinderat Peter Neumann. Inzwischen, sagt er, kämen schon Kommentare: "Na, wie geht's denn so in Kreuzfeld?" Über die braunen Umtriebe auf dem Acker hat Neumann im Januar bereits den Verfassungsschutz informiert. "Es ist meiner Meinung nach nicht damit getan, das Bild zu löschen, sondern die Täter müssen ermittelt werden."

Das zuständige Polizeipräsidium Oberbayern Nord hat nach Angaben seines Sprechers bislang allerdings "keine Ermittlungsansätze". Weder gebe es sachdienliche Hinweise, noch Spuren, denen die Ermittler nachgehen könnten, zudem lag die Tat schon Monate zurück, als die Polizei informiert wurde, "das ist sehr schwierig." So wie es aussieht, wird man den oder die Täter wohl nicht mehr ermitteln können.

Dass die Trampelei im Feld nicht nur Sachbeschädigung ist, sondern den Tatbestand der "Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole" erfüllt, liegt an den Google-Diensten, denn erst durch sie wurde das Hakenkreuz "einer breiten Öffentlichkeit sichtbar", wie der Polizeisprecher erklärt. Auch die Polizei habe das Unternehmen Google schon aufgefordert, das Bild aus dem Netz zu nehmen.

Aber warum ist das nicht längst geschehen? Das werde Google "so bald wie möglich" tun, versicherte ein Sprecher des Unternehmens der SZ. Wann das sein werde, könne er nicht sagen. Das hänge davon ab, wann die Satellitenaufnahme in der Region um Karlsfeld wieder aktualisiert werde, denn wie in einem riesigen Puzzle müssten die Einzelaufnahmen ja auch zueinanderpassen. "Wegen eines einzelnen Felds kaufen wir kein neues Bild." Was vielen nicht bewusst ist: Google hat keinen eigenen Satelliten im Orbit, sondern kauft die Bilder selbst von einem Satellitenbild-Provider und stellt sie dann, so wie sie sind, ins Netz. "Wir verändern nichts." Die Aktualisierung aber ist ein äußerst langwieriger Prozess. "Das ist, als würden Sie die Golden Gate Bridge anstreichen", sagt der Sprecher des in Kalifornien ansässigen Unternehmens. "Wenn Sie fertig sind, können Sie wieder von vorne anfangen." Im Klartext: Google weiß zwar, dass sich an einer Strebe eine rechtsextremistische Schmiererei befindet, Karlsfeld muss mit dem Makel aber leben, bis die Anstreicher irgendwann einmal wieder mit einem Eimer neuer Farbe vorbeikommen. Und das kann dauern.

Die Gemeinde ist bislang nie als Ort mit rechtsextremistischer Szene in Erscheinung getreten. "Karlsfeld ist eine weltoffene, tolerante Gemeinde, in der schon immer Menschen verschiedenster Herkunft freundlich aufgenommen wurden", schreibt Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) in einer Stellungnahme. Für das Hakenkreuz im Feld habe er "keinerlei Verständnis". Deswegen habe die Gemeinde auch sofort Kontakt zur Bayerischen Informationsstelle gegen Extremismus aufgenommen. "Wir nehmen diese Sache sehr ernst."

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