Karlsfeld:Gegen den Wucher

Die Kosten fürs Wohnen gehen durch die Decke. Das alarmiert die Politik - auch und gerade in Karlsfeld, wo das Leben besonders teuer ist.

Von Walter Gierlich

Karlsfeld: Karlsfeld , Blick vom Turm der Korneliuskirche Blick Richtung Rathausstraße. Foto: Jørgensen

Karlsfeld , Blick vom Turm der Korneliuskirche Blick Richtung Rathausstraße. Foto: Jørgensen

(Foto: DAH)

Nach der Stadt Dachau hat auch die Gemeinde Karlsfeld bei der Bayerischen Staatsregierung beantragt, dass die Mieten innerhalb von drei Jahren nur noch um 15 statt wie bisher um 20 Prozent erhöht werden. Der Hauptausschuss des Gemeinderats hat einen entsprechenden Beschluss einstimmig gefasst. Aufgrund der vom Bund beschlossenen Mietrechtsreform können die Länder diese Kappungsgrenze für "Gebiete mit Mangel an bezahlbarem Wohnraum" per Verordnung festlegen. Karlsfeld gehöre auf jeden Fall zu den Kommunen, in denen die Mieten für viele Menschen nahezu unerschwinglich sind, betonte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Die Stadt Dachau liegt im bundesweiten Ranking auf Platz zwei oder drei - und wir sind vielleicht mit einem Zehnerl dahinter", sagte er.

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Reinhard Pobel sprach sich klar für die Kappungsgrenze aus, warnte aber davor, sich für die Mieter allzu viel davon zu erwarten: In München etwa sei es nur für fünf Prozent aller Mietverhältnisse von Bedeutung. Dennoch nannte Pobel die reduzierte Kappungsgrenze "ein wichtiges Zeichen für die Vermieter: Da muss auf die Bremse getreten werden". Schließlich hätten die Eigentümer auch eine soziale Verpflichtung gegenüber den Mietern.

Auch CSU-Fraktionschef Stefan Handl sprach sich für die Mietpreisbremse aus, die jedoch für ihn "nur ein gut gemeintes Zeichen" ist. Das Kernproblem sei die enorme Nachfrage nach Wohnungen bei einem viel zu kleinen Angebot: Erforderlich sei es daher, Wohnungen zu bauen. Karlsfeld leiste dazu mit 220 Wohnungen in der Neuen Mitte "einen echten Beitrag". Holger Linde (CSU) machte darauf aufmerksam, dass nur die Erhöhungen bei bestehenden Mietverhältnissen, nicht aber bei Neuvermietungen durch die abgesenkte Kappungsgrenze gedeckelt würden. Für den Zweiten Bürgermeister Wolfgang Offenbeck (CSU) sind "überhöhte Mieterhöhungen nur ein unerfreuliches Symptom". Er regte an, in der Stellungnahme an die Staatsregierung nach weiteren Mitteln zur Wohnraumversorgung zu fragen - etwa der Förderung des Mietwohnungsbaus. "Wir sollten die Gelegenheit nutzen", sagte er. Dem stimmten alle zu.

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