Karlsfeld:Familienfeier mit Feuerwerk

Wegen der Fußball-WM kommen in diesem Jahr 40 Prozent weniger Besucher auf das Karlsfelder Siedler- und Seefest. Die Veranstalter äußern sich dennoch zufrieden, vor allem Polizei und Feuerwehr, die kein einziges Mal eingreifen mussten.

Von Johannes Vogel

Ein Volksfest bietet tausenden Besuchern für wenige Tage Vergnügen. Für einige wenige Menschen bedeutet es dagegen eine lange Zeit der Vor- und Nachbereitung. Nach Abschluss des Siedler- und Seefestes zog der Veranstalter, die Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord e.V., Bilanz. Diese fiel fast durchweg positiv aus. "Familiär" sei das Fest gewesen und "friedlich" verlaufen, sagte die Festreferentin Christa Berger-Stögbauer. Feuerwehr und Polizei hätten nichts zu tun gehabt. Von der Anwesenheit des Roten Kreuzes profitierten mehrere nicht am Festbetrieb beteiligte Badegäste, die wegen kleinerer Blessuren verarztet wurden. Ein Schausteller erlitt einen allergischen Schock, den die Sanitäter behandeln konnten.

Die Ruhe des Festes erklärten die Veranstalter mit einer um 40 Prozent geringeren Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr. Alle zwei Jahre locken Europa- und Weltmeisterschaft die Menschen weg vom Fest und vor den Fernseher. Mehrere Gründe hätten dagegen gesprochen, so wie in Gaststätten einfach alle Spiele auf dem Siedler- und Seefest zu zeigen: So gibt es wegen der vielen Besucher besonders strenge Auflagen. Auch konnte im großen Festzelt wegen der Lichtverhältnisse erst in den späten, dunklen Abendstunden ein Beamer eingesetzt werden. Immerhin verfolgten 450 Festbesucher bei "toller Stimmung" das deutsche Viertelfinalspiel.

Wer sich an den anderen Tagen trotz der Fußballweltmeisterschaft zum Karlsfelder See begeben hatte, konnte einiges erleben. Den Gottesdienst bezeichnete Berger-Stögbauer als "ergreifend". Menschen allen Alters besuchten ihn und gaben positives Feedback. Großen Anklang fanden auch das Feuerwerk und das Fischerstechen. Es wird seit Jahren vom Burschenverein organisiert und bietet Interessierten die Möglichkeit zur Teilnahme. Den Festzug begleiteten 1300 Erwachsene und 500 Kinder. Ein Erfolg war auch die Annahme-Aktion der Deutschen Mark. Die Besucher gaben weit mehr als 1000 Mark aus, die sie ansonsten nur bei der Bundesbank eintauschen könnten. Von den Einnahmen der Flughafen-Auktion wiederum ging ein guter Teil an die Karlsfelder Bürgerstiftung. Zum Seniorennachmittag waren alle Karlsfelder Bürger über 65 Jahre eingeladen. 2460 Gäste erschienen und bekamen von der Gemeinde Speis und Trank spendiert. Dies ist ein kleiner Dank des Rathauses an die Generation, die Karlsfeld in der frühen Nachkriegszeit besiedelte und aufbaute. Die Senioren nutzten die Gelegenheit, um unter die Leute zu kommen. Wie es Tradition ist, kam auch eine Gruppe von Kindern des Franziskuswerks Schönbrunn. Die jungen Besucher durften manche Fahrgeschäfte und Attraktionen kostenlos nutzen und waren davon begeistert.

Weniger erfreulich war das Fest für die etwa 7000 Hühner, die für die hungrigen Gäste ihr Leben lassen mussten. Die Festwirte Birgit und Burkhard Greiner wählten einen Geflügelhalter nahe Landshut, bei dem die Tiere nach strengen Kriterien aufgezogen werden. Für den Seniorennachmittag gab es frische Hähnchen, die nur einen Tag zuvor geschlachtet worden waren. Die reibungslose Verpflegung aller Gäste ermöglichten etwa 45 Bedienungen, während 20 Kräfte in der Küche arbeiteten.

Das Siedler- und Seefest lebt von der Veränderung. Neben Schaustellern, die teilweise schon seit vier Jahrzehnten dabei sind, gibt es jedes Jahr auch neue Stände. Diesmal war eine Piraten-Abenteuerwelt, die ansonsten das Oktoberfest bereichert, in Karlsfeld zu Gast. Auch das Organisationsteam lässt sich regelmäßig neue Programmpunkte einfallen und reagiert auf veränderte Rahmenbedingungen. Das verlangt nach frühzeitiger Planung. "Wir fangen mit dem nächsten Fest schon an, wenn das eine noch nicht fertig ist", erläutert Berger-Stögbauer die Arbeitsweise. Der Verein freut sich über Anregungen und Wünsche aus der Bevölkerung.

Im neunköpfigen Festausschuss der Siedlergemeinschaft übernimmt jeder eine spezifische Aufgabe. Das Team ist seit Jahren eingespielt. Beim Fest selbst packen weitere Vereinsmitglieder, aber auch die Ehepartner der Organisatoren mit an. Für die Beteiligten ist die Vorbereitung ein mehrwöchiger "Fulltime-Job". Die meisten sind bereits im Rentenalter. Daher sucht die Siedlergemeinschaft nach jungen Mitgliedern, die helfen, aber auch organisatorische Verantwortung übernehmen möchten. In zwei Jahren gibt es viel zu tun. Dann stehen das 60. Siedler- und Seefest und somit das 60-jährige Bestehen der Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord an.

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