Karlsfeld:Hallenbad muss dringend saniert werden

Kaputte Fliesen, Risse in den Wänden, mangelhafter Brandschutz und womöglich kommt bald die Decke runter.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Das Karlsfelder Hallenbad muss dringend saniert werden: Die Lüftung funktioniert nicht mehr, die Wärmebänke sind defekt, durch das Dach dringt Wasser. Niemand weiß, wann die aufgehängte Decke herabstürzt. Auch beim Brandschutz gibt es gravierende Mängel, Stark- und Niederstromleitungen werden durch gemeinsame Kabelschächte geführt. Für die Ansaugpumpen in den Becken fehlen Vakuumsensoren, die bei Unterdruck die Pumpe abschalten; ein Kind könnte dadurch unter Wasser festgehalten werden und ertrinken. Die Fliesen sind unterspült, bei den Armaturen platzt der Rost auf. In einer Leitung steht das Kaltwasser, was über kurz oder lang zu hygienischen Problemen führen könnte.

Die Mängelliste, die das Ingenieurbüro Kannewischer aus Baden-Baden nach seiner technischen Bestandsaufnahme des Hallenbads dem Bauausschuss vorträgt, scheint kein Ende zu nehmen. Kaputte Fliesen, undichte Beckeneinfassung, Risse in den Wänden. Allein der Wärmeverbrauch, der etwa doppelt so hoch liegt, wie er sein dürfte: "Das ist nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch kaum vertretbar", sagt Andreas Debus. Dennoch lobt der Ingenieur den Zustand des 1971 eingeweihten Bades. Es sei gut gepflegt und für sein Alter in ordentlichem Zustand. Er und sein Kollege Thomas Hein bekämen da ganz andere kommunale Bäder zu Gesicht.

Hallenbad

Ist vielleicht die Fassade undicht? Während der Sanierung soll näher untersucht werden, warum der Wärmeverbrauch im Karlsfelder Hallenbad so hoch ist.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Für die Gemeinderäte ist das kein großer Trost. Demnächst stehen wieder Haushaltsberatungen an. Dass es ein Schuldenhaushalt werden würde, war klar. Aber wie viele Millionen kommen jetzt noch oben drauf? Den Gemeinderäten steht das Entsetzen ins Gesicht geschrieben. Baureferent Günter Meikis spricht von einem "erschreckenden Vortrag".

Die schlimmsten Befürchtungen werden dann aber schnell entkräftet: Etwa 723 000 Euro brutto veranschlagt das Ingenieurbüro für die Sanierung, und nicht alles müsste sofort erledigt werden, sagt Andreas Debus. "Aber es gibt viele Dinge, die Sie nicht mehr fünf bis zehn Jahre herausschieben können." Zum Beispiel die Lüftungsanlage. Sie ist für ein gesundes Raumklima wichtig, für das Wohl der Badegäste, für die im Hallenbad Beschäftigten, aber auch für die Substanz des Gebäudes. Das will die Gemeinde auch noch auf den Prüfstand stellen. Wenn saniert wird, dann umfassend und nachhaltig.

"Wir müssen jetzt eine Prioritätenliste anlegen", sagt CSU-Fraktionschef Bernd Wanka. "Der Wassereinbruch gefällt mir nicht." So etwas könne sehr schnell sehr teuer werden. Sein Kollege Johann Willibald richtet sich schon darauf ein, dass die Sanierung, alles in allem, eher 1,5 Millionen Euro kosten dürfte als 720 000. Bündnis-Sprecherin Mechthild Hofner, macht sich nach den Einlassungen der Ingenieure vor allem um die Sicherheit Sorgen, besonders um die Decke, unter deren Hohlräumen bereits der Schimmel blüht. "Da gehen sofort alle Alarmlichter los", sagt sie. "Man denkt an Bad Reichenhall."

Hallenbad

Der Bau aus den frühen Siebziger Jahren muss an vielen Stellen dringend ausgebessert werden.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Im Winter 2006 war dort eine Eislaufhalle zusammengebrochen, 15 Menschen starben, mehr als 30 wurden verletzt. Hofner will wissen, ob die Decke im Hallenbad hält. Aber diese Fragen kann Debus ihr nicht beantworten, er ist Experte für Bädertechnik, nicht für Statik. "Wir an Ihrer Stelle würden das auf jeden Fall schnellstmöglich von Fachleuten überprüfen lassen."

Genau das kündigt Bürgermeister Kolbe an. Näher untersucht werden muss auch noch, warum das Hallenbad so einen hohen Wärmeverbrauch hat und so einen niedrigen Wasserverbrauch - trotz undichter Stellen. Umgerechnet auf jeden Badegast liegt der Verbrauch in Bädern normalerweise bei 100 bis 120 Litern, in Karlsfeld sind es 62. Debus kann die Zahl selbst kaum glauben. "Damit wären Sie das Bad mit dem niedrigsten spezifischen Wasserverbrauch in ganz Deutschland!"

Immer wieder hat es Diskussionen gegeben, die wohl teuerste freiwillige Leistung der Kommune zu streichen. Allein der laufende Betrieb des Hallenbads beschert der Gemeinde jährlich ein Defizit von rund 600 000 Euro. Von Schließung ist jetzt nichts mehr zu hören. Das Hallenbad ist auch ein politisches Symbol dafür, dass die Kommune auch in wirtschaftlich harten Zeiten den Rotstift nicht bei den Bürgern ansetzen will. Jedes Jahr besuchen mehr als 90 000 Badegäste das Hallenbad.

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