Karlsfeld:Bund nimmt Karlsfelder Tunnel in Verkehrswegeplan auf

Für Bürgermeister Stefan Kolbe ist die Entscheidung des Bundeskabinetts ein "wichtiges Signal". Jetzt kann die Gemeinde in die Planung einsteigen

Von Helmut Zeller, Karlsfeld

Morgenstau

Stau, ein gewohntes Bild im morgendlichen Berufsverkehr in Karlsfeld.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Noch kommt der Karlsfelder Tunnel nicht, ob er überhaupt jemals gebaut wird, steht auch in den Sternen - aber für Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) ist die Entscheidung des Bundeskabinetts ein "wichtiges Signal". Am Mittwoch wurde der Entlastungstunnel für die B 304 durch die Ortsmitte in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen. Leider nicht als vorrangiges Projekt, aber immerhin in die Kategorie "weiterer Bedarf mit Planungsrecht". Jetzt kann die Gemeinde in eine konkrete Planung gehen, alle Probleme und Vorteile eines Verkehrstunnels prüfen lassen - allerdings eines verkürzten. Die B 304 würde nach der neuen Version nicht mehr in Höhe der Hochstraße, sondern bei der Gartenstraße unter die Erde verlegt werden.

Aber schon dafür musste die Dachauer Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt (CSU) ihren Parteifreund, Verkehrsminister Alexander Dobrindt, kräftig anschieben. Denn im Entwurf des Bundesverkehrswegeplans, der im März vorgestellt wurde, war das Projekt komplett gestrichen. Landesgruppenchefin Hasselfeldt hat die Korrektur dieser Entscheidung hinbekommen. Karlsfeld, die zweitgrößte Gemeinde im Landkreis mit 20 000 Einwohnern, erstickt im Verkehr. Aus dem Hinterland und der Stadt Dachau rollt täglich eine Blechlawine zigtausender Autos auf der B 304 mitten durch den Ort. Entsprechend groß war die Enttäuschung bei den Karlsfeldern im März gewesen. Der Entlastungstunnel, der mit Kosten von 130,7 Millionen Euro zur Bewertung stand, war mangels Wirtschaftlichkeit nicht berücksichtigt worden. Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) kritisierte diese Entscheidung, die auf falschen Annahmen und veralteten Zahlen gründete. So meinten die Planer, warum auch immer, dass es an der B 304 in Karlsfeld keine Anwohner gebe. Auch das Ergebnis einer neuen Verkehrszählung war in die Beurteilung nicht eingeflossen.

Alle Beteiligten an einem Tisch

Die Ablehnung hatte sich bereits im Vorfeld der Veröffentlichung des Entwurfs abgezeichnet, wie Gerda Hasselfeldt am Mittwoch der SZ mitteilte. Allerdings sei es ihr gelungen, Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und andere Verkehrspolitiker für dieses Projekt zu "sensibilisieren". Die CSU-Politikerin habe dann der Gemeinde dringend empfohlen, ihre Einwände persönlich dem Minister bei der Regionalkonferenz in Landsberg mitzuteilen. Dort sagte Dobrindt zu, dass eine Alternativplanung nachbewertet und die Einwendungen zur ursprünglichen Beurteilung im Rahmen der Öffentlichkeitsbeteiligung überprüft würden.

Hasselfeldt brachte daraufhin alle Beteiligten an einen Tisch. Man stand vor einer weiteren großen Hürde: Die Frist der Öffentlichkeitsbeteiligung bot kaum ausreichend Zeit für eine Alternativplanung mit einem verkürzten Tunnel. Doch die bayerische Straßenbauverwaltung meisterte diese Herausforderung hervorragend, wie die CSU-Politikerin sagte. Der in Absprache mit der Gemeinde verkürzte Tunnel wird nun mit Kosten von 81,9 Millionen Euro veranschlagt. Unter Berücksichtigung aller Bewertungskriterien ergibt sich nun ein Nutzen-Kosten-Verhältnis von eins zu eins. "Ich bin sehr froh, dass die gemeinsamen intensiven Bemühungen Früchte getragen haben", sagte Gerda Hasselfeldt.

Leidgeprüfte Karlsfelder sind vorsichtig

Aber noch ist der Tunnel nicht gebaut. Das Projekt war schon einmal vor Jahren im Wegeplan und fiel dann wieder raus. Die leidgeprüften Karlsfelder sind deshalb eher vorsichtig. Aber Bürgermeister Kolbe freut sich, dass das Thema jetzt konkret angegangen werden kann. Dann, so Kolbe, wisse die Gemeinde, welche Vor- und Nachteile ein Tunnel bringt.

Die Straßenbauverwaltung kann nun die Planung bis zum Baurecht vorantreiben. "Damit können vor Ort alle Weichen dafür gestellt werden, dass es - bei entsprechender Finanzlage - zum Bau kommt", erklärt Hasselfeldt. "Karlsfeld kann versichert sein, dass ich mich in einem ersten Schritt mit aller Kraft für die Inangriffnahme der Planungen einsetzen werde." Offen bleibt die Frage, ob es jemals Geld für den Tunnelbau geben wird.

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