Karlsfeld:Einigkeit über viertes Gymnasium

Die Kreistagsfraktionen setzen sich parteiübergreifend für eine Ganztagsschule in der Nähe des Karlsfelder Bahnhofs ein.

Von Walter Gierlich

Karlsfeld: CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck gibt sich bescheiden: "Wir haben das natürlich nicht erfunden, das Thema wird ja schon seit Jahren diskutiert."

CSU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Offenbeck gibt sich bescheiden: "Wir haben das natürlich nicht erfunden, das Thema wird ja schon seit Jahren diskutiert."

(Foto: DAH)

Der Landkreis Dachau bekommt ein viertes Gymnasium. Die Weichen dafür stellen an diesem Donnerstag die Kreisräte in einer gemeinsamen Sitzung von Schul- und Kreisausschuss. Aus allen Fraktionen gibt es positive Signale sowohl für die Grundsatzentscheidung, dass der Landkreis ein viertes Gymnasium - und zwar als gebundene Ganztagsschule - beim Kultusministerium beantragen soll als auch für den Standort Karlsfeld. Kritik kommt allerdings vom SPD-Bildungspolitiker Martin Güll: Der Landtagsabgeordnete, der selbst nicht dem Kreistag angehört, hält es aus der jetzigen Sicht zwar für verständlich, wenn ein viertes Gymnasium gefordert wird. Er vermisst aber eine Gesamtbildungsplanung für den Landkreis und würde für Karlsfeld eine Gesamtschule favorisieren - und zwar im jetzigen Schulzentrum an der Krenmoosstraße.

Den Antrag, ein viertes Gymnasium zu errichten, hat die CSU-Fraktion gestellt, doch deren Vorsitzender Wolfgang Offenbeck gibt sich bescheiden. "Wir haben das natürlich nicht erfunden, das Thema wird ja schon seit Jahren diskutiert." Den Antrag habe die CSU in erster Linie eingebracht, um die Sache voranzubringen und das Verfahren zu beschleunigen. Offenbeck teilt auch mit, dass es "ganz gute Signale aus dem Kultusministerium" gebe, dass der Antrag auf ein viertes Gymnasium genehmigt werde. Allerdings müsse dann auch noch das Finanzministerium sein Plazet geben. Doch nach seiner Ansicht weist die deutlich gestiegene Nachfrage nach dem Ganztagszweig des Josef-Effner-Gymnasiums, der jetzt in der ehemaligen Realschule an der Steinstraße untergebracht ist, eine solche Dynamik auf, dass ein viertes Gymnasium benötigt wird. Fraglich ist für ihn jedoch, ob es komplett als Ganztagsgymnasium errichtet wird. Unumstritten ist hingegen - zumindest in der CSU-Fraktion - der Standort Karlsfeld, wie Offenbeck betont. Die 19 000-Einwohner-Gemeinde weist in ihrem neuen Flächennutzungsplan bereits ein Grundstück für ein Gymnasium in der Nähe des S-Bahnhofs aus. Der CSU-Fraktionschef, der auch Zweiter Bürgermeister in Karlsfeld ist, nennt in erster Linie zwei Gründe, die für diesen Standort sprechen: Zum einen wechseln jährlich knapp 90 Karlsfelder Grundschüler aufs Gymnasium, so dass man allein schon aus ihnen drei Klassen bilden könnte. Zum zweiten verweist Offenbeck auf die gute S-Bahn-Anbindung. "Ich glaube schon, dass über den Antrag große Einigkeit herrscht", sagt der CSU-Fraktionsvorsitzende.

Da hat er Recht. Eleonore Haberstumpf, Grünen-Kreisrätin aus Karlsfeld, betont ebenfalls, dass es Konsens über ein viertes Gymnasium und den Standort gebe. Das vorgesehene Grundstück liege "wunderbar an der S-Bahn" und sei dadurch auch für Schüler aus dem Landkreis gut erreichbar. Sie ärgert sich allerdings über die CSU, der sie vorwirft, einen "Schaufensterantrag" gestellt zu haben. "Es war immer klar, dass wir ein viertes Gymnasium brauchen. Der CSU-Antrag ist reine Wahlpropaganda." Kurz und knapp fällt die Antwort des Fraktionsvorsitzenden der Freien Wähler im Kreistag, Michael Reindl, aus: "Wenn ein viertes Gymnasium kommt, dann hat Karlsfeld Vorrang." Seine Fraktion habe den Standort "immer schon favorisiert."

Zustimmung kommt auch aus der SPD-Fraktion. Deren Vorsitzende Marianne Klaffki betont, ihre Kreisräte wollten das vierte Gymnasium "sehr dringend" - und zwar als gebundene Ganztagsschule. Das sei ein Meilenstein, der die Region voranbringe. Für Klaffki ist es daher "selbstredend der Fall, dass wir zustimmen". Auch SPD-Kreisrat Reinhard Pobel betont: "Gerade für mich als Karlsfelder Kreisrat gibt es kein Wenn und Aber." Er wünscht sich ganz klar ein gebundenes Ganztagsgymnasium an seinem Wohnort.

Innerhalb der SPD gibt es allerdings einen Riss, denn der Vorsitzende der Landkreis-SPD und des Bildungsausschusses im bayerischen Landtag, Martin Güll, wirft der CSU allzu kurzfristige Planung vor. "Man geht nur einen Schritt weiter, aber es fehlt ein Gesamtkonzept." Er ist auch nicht sicher, dass wirklich Bedarf besteht. Nach seiner Ansicht müsste man "den gesamten Bedarf nach der Grundschule in den Blick nehmen: Es kommen ja nicht alle, die in die fünfte Klasse des Gymnasiums eintreten, beim Abitur an". Sein Plädoyer für die Gesamtschule, die von allen Kindern gemeinsam besucht wird, begründet er genau damit: "Man muss vernünftige Angebote neben dem Gymnasium machen. Das ist die Zukunft."

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