Blaue, gelbe, grüne und rote Kugeln ballen sich in der oberen Bildhälfte zu einer dicken Wolke. Farbnebel dampfen heraus. Die quellenden, bunten Ballons stellen die Gleichzeitigkeit von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft dar. Ein verwirrendes Spiel von Körpern im Bildraum, aus dem nicht klar hervorgeht, wo vorne und hinten ist. Alle Objekte scheinen gleichberechtigt nebeneinander zu existieren. Die feinen Farbspuren, die sich nach unten über die Malfläche ziehen, sind Gedanken, die herabregnen. Die Malerin des Bildes, Ilka Sander, ist eine von zehn Schülern des Malstudios von Zita B. Riedl, die in der Kunstwerkstatt des Karlsfelder Kunstkreises ihre Arbeiten ausstellen.
Unter dem Titel "Ungleich - Ausgeglichen" präsentieren acht junge Frauen und zwei junge Männer im Alter von 16 bis 34 Jahren meist abstrakte Arbeiten. Sie besuchen verschiedene Malgruppen und arbeiten in Acryltechnik, Kreide, Kohle und Tusche. Auch Collagen sind zu sehen. Der Großteil der Bilder entstand frei, es wurde aber auch thematisch gearbeitet. Viele Teilnehmer malen schon seit 20 Jahren bei Zita B. Riedl.
So wie Alena Müller-Hörmann und Alexandra Kellerer. Sie sind schon seit der Grundschule dabei, "eigentlich seit immer", sagt Alena Müller-Hörmann. Für die 33-jährige gehört die Malschule Riedl zu den festen Terminen in der Freizeit. Die 34-jährige Alexandra Kellerer bestätigt: "Es ist ein schönes Hobby und Ausgleich zu vielem." Ihr Bild aus spontan gesetzten blauen, pinkfarbenen und gelben Farbflächen strahlt Lebensfreude aus. Auch für Ilka Sander, die Malerin der bunten Ballons, ist das wöchentliche Malen ein Loslassen vom Alltag und Stress.
Vielfältige Ausdruckmöglichkeiten
Das Malstudio besteht seit 1987 in der Rothschwaige. 2006 fand die erste Ausstellung beim Karlsfelder Kunstkreis statt, seitdem zeigen die Malschüler ihre Arbeiten dort alle zwei Jahre. Zurzeit hat die Kunsttherapeutin Zita B. Riedl fünf Gruppen. Dass ihr viele Schüler so lange Jahre treu sind, freut sie: "Für mich ist es auch schön, weil ich ihre Entwicklung mitverfolgen kann." Glenn Knapp ist seit der fünften Klasse ihr Schüler. Von ihm stammen mehrere Bilder in der Ausstellung, unter anderem eine große, gegenständliche Honigbiene in einem surrealistischen Kaleidoskop aus Waben. "Damals habe ich noch nicht daran gedacht, etwas eigenes zu machen", sagt er. Heute bereitet ihm das Malen soviel Spaß, dass der Fachoberschüler später auf jeden Fall einen Beruf mit künstlerischer Ausrichtung ausüben möchte, zum Beispiel als Illustrator.
Das freie Gestalten bietet vielfältige Ausdruckmöglichkeiten. Isabel Rubik malte ein Bild in schwarzen und hellen Grautönen. Spitze Formen nehmen wie ein dunkles, auf- und absteigendes Rauschen den Bildraum ein. Kleine azurblaue Farbinseln und ein gelber Lichtstreif sind die einzigen Buntfarben im Bild. "Ich hatte eine schwierige Zeit", erklärt Isabel Rubik die Wahl ihres Motivs. Jana Schambeck komponierte verschachtelte blaue Felder, über denen sich ein zartes Gelb aufbäumt. "Island", sagt die 24-Jährige. Sabrina Kanthak experimentierte in der selben Technik, in der Gerhard Richter malt. Ineinander übergehende, feine, verwischte Streifen, die mit einer Riesenspachtel erzeugt werden. "Diese Technik hat ein Eigenleben, denn schöne Elemente sind plötzlich weg. Man muss sich entscheiden, ob man aufhört oder weitermacht", so Sabrina Kanthak. Weitere Aussteller sind Julian Frank, Nicola Kanthak und Veronica Schier.
Die Ausstellung des Malstudios Zita B. Riedl am Drosselanger 7 ist am Samstag/Sonntag, 11./12.Juni, von 14 bis 18 Uhr geöffnet.