Karlsfeld:Neue Grundschule bekommt nun doch Lüftungsanlage

Karlsfeld: Karlsfelds SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll.

Karlsfelds SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Nach Intervention der SPD kippt Karlsfelds Gemeinderat den Beschluss des Bauauschusses. Und alle sind darüber froh.

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die Karlsfelder SPD-Fraktionssprecherin Hiltraud Schmidt-Kroll ist erleichtert. "Ich bin froh, dass die krasse Fehlentscheidung revidiert ist", sagt sie. Ihr erneuter Antrag an den Karlsfelder Gemeinderat hat die Kehrtwende gebracht: Die neue Grundschule an der Krenmoosstraße wird nun doch eine moderne Lüftungsanlage bekommen. Noch vor zwei Wochen hatte der Bauausschuss mit knapper Mehrheit beschlossen, sich das Geld für eine derartige Anlage zu sparen. Immerhin an die 700 000 Euro sollte die Lüftung kosten. "Die Ingenieure haben uns in der Sitzung erklärt, wenn man die Fenster aufmacht, tut's das auch", verteidigt CSU-Gemeinderat Johann Willibald die damalige Entscheidung. Angesichts der angespannten Haushaltssituation sei das der Grund für ihn gewesen, die Lüftung abzulehnen. "Aber jetzt hat sich herausgestellt, dass gar nicht alle Fenster geöffnet werden dürfen. Das haben wir nicht gewusst." Aus Sicherheitsgründen dürfen in einer Grundschule nur die Fenster geöffnet werden, die an der Wand sind, alle anderen können höchstens gekippt werden, so die Experten bei ihrem zweiten Vortrag im Gemeinderat. Die Schüler könnten andernfalls, wenn sie unachtsam herumrennen, gegen eines der Fenster laufen und sich verletzen.

Die Mehrkosten für eine Lüftungsanlage sind anders als noch vor zwei Wochen offenbar deutlich geringer. Erstens müssen weniger Fenster eingebaut werden, zweitens kann man viel Energie sparen. Durch die Anlage wird die Luft gefiltert und zurück in den Klassenraum geblasen, ohne dass sie abkühlt. Wenn man dagegen immer wieder Stoßlüften muss, kühlt die Raumtemperatur ab und muss erst wieder aufgeheizt werden. Bis zu 40 Prozent der Heizkosten könne man mit einer Lüftungsanlage sparen, hat Willibald bei seinen Recherchen in anderen Schulen herausgefunden. Ein beachtlicher Betrag. Außerdem verrieten die Experten erst bei ihrem zweiten Vortrag im Gemeinderat, dass Karlsfeld mit Zuschüssen vom Freistaat rechnen könne, wenn sich die Gemeinde für eine moderne Lüftung entscheidet. Nach Berechnungen der Ingenieure lägen die Mehrkosten für die Anlage damit nur noch bei etwa 250 000 Euro statt bei 400 000 Euro.

Mangelhafte Information

Willibald zeigte sich erbost über die schlechte Information im Bauausschuss. "Man muss den Mut haben, seine Entscheidung zu revidieren, wenn man das Gefühl hat, das war nicht so gut", kommentierte er den Stimmungsumschwung in seiner Partei. Auch er zeigte sich sehr erleichtert, dass Schmidt-Kroll die Sache mit der Lüftung noch einmal ins Gremium gebracht hatte. "Es wäre blöd gewesen, wenn wir den Beschluss beibehalten hätten", gibt er zu. Und Hiltraud Schmidt-Kroll gibt zu bedenken: "Was wäre gewesen, wenn irgendwann eine Vorschrift kommt, die die Schadstoffbelastung in der Luft entsprechend der Richtlinie regelt?" 1000 bis 1500 Kohlenstoffdioxid-Teilchen pro Millionen sollten demnach nicht überschritten werden, sonst kann man Kopfschmerzen bekommen, müde und unaufmerksam werden. Ganz zu schweigen von ansteckenden Krankheiten, die sich rasend schnell ausbreiten, wenn die Lüftung schlecht funktioniert. "Wenn einer Masern hat, ist ruckzuck die ganze Klasse betroffen", so Schmidt-Kroll. Bei einer Fensterlüftung ist der Kohlendioxidwert in der Luft jedoch schnell um ein Vielfaches höher. "Wir müssten nachrüsten, und das kostet ein Vielfaches", sagte Willibald.

"Es kann nicht sein, dass wir einen Ladenhüter bauen", hatte sich Beate Full (SPD) nach der Entscheidung im Bauausschuss gedacht. Bislang war alles nach neuesten Erkenntnissen geplant worden, deshalb kostet die Schule schon 28 Millionen Euro. "Und dann wollen wir lüften wie in den 1950er Jahren?", fragte Full. Dabei soll der Bau doch für die nächsten 40 Jahre sein. "Das kann nicht wahr sein", dachte Schmidt-Kroll und setzte alle Hebel in Bewegung.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: