Karlsfeld:Aus Respekt vor der Natur

Seit zehn Jahren bauen Hobbygärtner auf den Sonnenäckern im Landkreis ungespritztes Bio-Gemüse an. Die Erfolgsgeschichte feiern die Organisatoren der Solidargemeinschaft Dachauer Land mit einem leckeren Buffet.

Andreas Förster

Karlsfeld: Der Karlsfelder Pfarrer Bernhard Rümmler segnet die Parzellen der 40 Pächter sowie das neue Feldkreuz von Landwirt Wolfgang Offenbeck.

Der Karlsfelder Pfarrer Bernhard Rümmler segnet die Parzellen der 40 Pächter sowie das neue Feldkreuz von Landwirt Wolfgang Offenbeck.

(Foto: joergensen.com)

Das Wetter meinte es gut mit den Hobby-Gärtnern in der Rothschwaige. Zumindest zeitweise schien am Samstagvormittag die Sonne, als Michaela Steiner von der Solidargemeinschaft Dachauer Land den Pächtern ihre Sonnenäcker übergab. Zum zehnten Mal schon, das wurde natürlich zünftig gefeiert. Zunächst segnete der Karlsfelder Pfarrer Bernhard Rümmler die Parzellen der 40 Pächter sowie das neue Feldkreuz von Bauer und CSU-Kreisrat Wolfgang Offenbeck. Auf dessen Hofgut an der Würm liegen die sogenannten Bifänge - 40 Meter lange und zwei Meter breite Kartoffelfurchen, die sich bestens fürs Anpflanzen von Gemüse, Kräutern und Blumen eignen.

Auch Offenbeck ist schon seit zehn Jahren mit dabei - und damit ein wichtiger Teil dieser Erfolgsgeschichte. 2003 ging es los mit 23 Pächtern an einem Standort. Inzwischen locken die Sonnenäcker Jahr für Jahr etwa 100 Pächter an vier Standorten in Dachau und Karlsfeld an und haben etliche Nachahmer gefunden: Mittlerweile gibt es ähnliche Projekte im gesamten regionalen Netzwerk von "Unser Land". Als letztes schloss sich 2012 sogar Werdenfels an, obwohl es dort so gut wie keine Ackerflächen gibt. In Ohlstadt fand sich schließlich doch ein Bauer mit Acker - und nun ist dieser, so Steiner, "der landschaftliche schönste Sonnenacker von allen mit herrlichem Gebirgspanorama". Dementsprechend wurde das runde Jubiläum mit einem Buffet aus Produkten der Solidargemeinschaft Dachauer Land gefeiert.

Auch die Karlsfelder Sozialreferentin und SPD-Gemeinderätin Anita Neuhaus ließ es sich schmecken. Sie ist seit neun Jahren Pächterin der Sonnenäcker und "dankbar für mein ungespritztes Bio-Gemüse, die schönen Zinnien und die Sonnenblumen. Ich liebe es zu sehen, was die Natur in der kurzen Zeit des Wachsens alles hervorbringt". Der Aufwand sei gar nicht so groß: "Wer rechtzeitig im Mai und Juni Unkraut weghackt, hat im Sommer fast kein Problem mehr damit." Und gießen müsse man auch nicht, die Ackerflächen seien feucht genug. Landwirt Offenbeck versichert: "Ackerpflanzen, die nicht gegossen werden, graben ihre Wurzeln so tief ein, dass sie keine zusätzliche Bewässerung mehr brauchen." Außerdem gebe es auf so einem Bifang keine Schnecken.

Der Standort an der Würm wird ergänzt durch einen weiteren Standort an der Erlenstraße in Karlsfeld, einen an der Feldstraße in Niederroth und einen im Lus in Dachau, nahe des romantischen Biergartens Alte Liebe. Dass die Pacht im vergangenen Jahr um 15 Euro auf 60 Euro pro Saison hochging, habe niemanden abgeschreckt, sagt Sonnenäcker-Chefin Michaela Steiner. Immerhin war der Obolus acht Jahre lang auf demselben Niveau geblieben. Und man bekomme auch viel für das Geld: Neben der fruchtbaren Ackerfläche, die vom Bauern vorbereitet und im Herbst abgeerntet wird, gebe es zum Beispiel auch Referate am Anfang und am Ende der Saison, in denen Experten über die Lagerung von Feldfrüchten oder das Ziehen neuer Pflänzchen berichten. Außerdem erhalten Kindergärten und Schulen dadurch Zugang zur Natur, auch sie können beim Pflanzen und Ernten helfen.

Bei Familie Huber aus Dachau-Süd spielt dieser Gedanke eine sehr wichtige Rolle: Vater Paul und Mutter Sabine nehmen ihre drei Jungs Martin, 8, Stephen, 6, und Andreas, 5, mit auf den Acker, um ihnen von klein an zu vermitteln, "dass unsere Nahrungsmittel nicht aus der Gefriertruhe im Supermarkt kommen".

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