Karlsfeld:Auftakt zur Kooperation mit Flüchtlingen

Gewählte Sprecher beraten nach den Tumulten in Karlsfeld mit dem Landratsamt über Verbesserungen in den Unterkünften.

Von Gregor Schiegl, Karlsfeld

Nach den Tumulten in der Karlsfelder Traglufthalle am Freitag, bei der ein oder mehrere Unbekannte versucht haben, die Halle von innen anzuzünden, haben sich Vertreter des Landratsamts, der Caritas, der Polizei und Vertreter der knapp 300 Flüchtlinge am Montag zu einem Gespräch getroffen. Dabei ging es darum, wie die Lebensbedingungen in der Halle verbessert werden können. Die Unzufriedenheit der Bewohner spielte bei den Auseinandersetzungen am Freitag offenbar eine zentrale Rolle. Die erst seit wenigen Tagen belegte Halle ist die erste Notunterkunft dieser Art im Landkreis. Noch im Verlauf dieses Jahres sollen auch in Dachau und auf dem Gada-Gelände Bergkirchen Traglufthallen aufgestellt werden.

Wolfgang Reichelt vom Landratsamt sprach nach dem Treffen von einem "sehr konstruktiven Gespräch". Die Flüchtlinge aus Nigeria, Senegal, Mali und Pakistan hatten jeweils einen Sprecher aus ihren eigenen Reihen bestimmt, um ihre Anliegen vorzutragen. Dabei nutzten sie das Treffen auch, um sich für die Vorkommnisse am Freitag zu entschuldigen, wie Wolfgang Reichelt der SZ sagt. Zudem hätten sich die Flüchtlinge ausdrücklich für die Hilfe bedankt. "Sie sehen, welche Anstrengungen unternommen werden, um ihnen zu helfen", sagt Reichelt. "Aber sie wissen auch, wie viele Menschen wir derzeit unterbringen müssen, und dass vieles, was wünschenswert wäre, leider nicht möglich ist."

Dicke Luft

Größter Kritikpunkt der Flüchtlinge ist das schlechte Klima in der Traglufthalle. Die Gerüche von Essen, Sanitäranlagen und knapp 300 dicht zusammenlebenden Menschen vermengen sich zu einer Mixtur, die auch Reichelt "nicht unbedingt angenehm" empfindet. Schon nach der Besichtigung der Traglufthalle vor drei Wochen hatten Karlsfelder Bürger über Kopfschmerzen geklagt. Das Landratsamt will nun mit dem Vermieter der Halle, der Berliner Firma Paranet, sprechen, wie die Belüftung verbessert werden kann.

Unangenehm empfinden viele Flüchtlinge auch, dass die Türen der Toilettencontainer zu den Schlafunterkünften hinausgehen. "Das können wir leider nicht mehr ändern", sagt Reichelt. Denn dazu müsste man die ganze Traglufthalle abbauen. Dafür ist ein anderes Problem gelöst: Die Raucher müssen jetzt nicht mehr im Freien frieren. Für sie gibt es seit dem Wochenende extra ein kleines Raucherzelt. Die 30 bis 40 Muslime unter den Flüchtlingen wünschen sich außerdem einen gemeinsamen Gebetsraum. Nun wird geprüft, wo man einen solchen Raum in der Traglufthalle noch einrichten könnte.

Die einen wollen reden, die anderen wollen schlafen

Ein weiteres Problem: Die Temperaturen werden nachts auf 18 bis 19 Grad heruntergefahren. Zum Schlafen sei das angenehmer, glaubt Reichelt, aber viele Flüchtlinge empfinden das als zu kalt. Sie wollen oder können nachts auch nicht schlafen und halten sich lieber im Gemeinschaftsbereich auf. Dort geht es manchmal so laut zu, dass die, die schlafen wollen, keine Ruhe finden. Die Sprecher der Flüchtlinge sollen den Sicherheitsdienst gebeten haben, nachts stärker durchzugreifen, um die Nachtruhe zu gewährleisten.

Das Gespräch geht auf Initiative von Landrat Stefan Löwl (CSU) zurück, der vor zwei Wochen noch lautstark Sanktionen gefordert hatte, um für mehr Disziplin in den Massenunterkünften zu sorgen. Solche Treffen soll es nun regelmäßig geben. "Das ist ein fortlaufender Prozess", sagt Reichelt.

Der Helferkreis bittet dringend um warme Decken (Wolle oder Fleece) für die Flüchtlinge. Bitte keine Federbetten oder Bettdecken. Die Spenden werden am Samstag, 28. November, von 10 bis 13 Uhr an der Sammelstelle, Dieselstr. 10, angenommen.

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