Karlsfeld:Ablösung für die Traglufthallen

Asylbewerber und Helferkreis

Der Grundriss der neuen Unterkunft soll dem der einfachen Häuser in der Parzivalstraße in Karlsfeld gleichen. Nur die Ausführung soll robuster sein.

(Foto: Niels P. Joergensen)

In Karlsfeld soll eine neue Flüchtlingsunterkunft für etwa 190 Menschen entstehen, erstmals in Holzmassivbauweise.

Von Anna-Sophia Lang, Karlsfeld

Der Landkreis Dachau bekommt eine neue Flüchtlingsunterkunft, die erste in Holzmassivbauweise. Sie soll die Traglufthallen in Karlsfeld und Bergkirchen ersetzen, die um den Jahreswechsel herum abgebaut werden. Die neue Unterkunft soll in Karlsfeld nahe dem See gebaut, am sogenannten Spitz zwischen Hochstraße und Bajuwarenstraße, gebaut werden. "Die größten Brocken sind geklärt, jetzt geht es nur noch ums Kleingedruckte", sagt Landrat Stefan Löwl (CSU). Gemeinde und Landratsamt hätten ihre Zustimmung erteilt, die Baugenehmigung sei kurz vor der Vollendung. Der Vertrag zwischen dem Landkreis, dem das Grundstück gehört, und der Wohnungsbaugesellschaft im Landkreis (WLD), welche die Unterkunft errichten wird, sei geschlossen. Anfang dieser Woche werde der Mietvertrag zwischen der WLD und dem Freistaat unterzeichnet. Er ist für die Kosten der Unterbringung von Flüchtlingen zuständig, deren Asylverfahren noch nicht abgeschlossen ist.

Wenn alles glatt läuft, wie es der Landrat erwartet, können die Bauarbeiten im Herbst beginnen. Im Frühjahr sollen die ersten Asylsuchenden einziehen. Wann genau, hängt davon ab, wie das Wetter den Winter über ausfällt. Vom Grundriss her wird die neue Unterkunft der bereits bestehenden Karlsfelder Einrichtung in der Parzivalstraße gleichen: Vier Gebäude mit 31 Wohnungen, die aus je drei Zimmern, einem Aufenthaltsraum mit Küchenzeile und einem Bad bestehen. 186 Menschen finden dort Platz. Eine Wohnung wird für Verwaltung und Schulungen genutzt. Neu ist, dass die Unterkunft aus Massivholzelementen bestehen wird. Die Gebäude in der Parzivalstraße wurden in Holzständerbauweise errichtet, einer vereinfachten Version. Massivholz ist im Vergleich zwar etwas teurer, aber dafür stabiler, länger haltbar, brennsicherer und energieeffizienter. Die Bauweise wurde im Landkreis schon verwendet. Im Dachauer Stadtrat hatte sich die SPD dafür eingesetzt, Flüchtlingsunterkünfte nur noch in dieser Bauart zu errichten.

Die Häuser können auch für andere Zwecke genutzt werden

Das Baurecht gilt zunächst für 15 Jahre. Das Gelände liegt zwar im Außenbereich, eine Sonderregelung des Bundes macht die Wohnbebauung aber möglich. Wenn keine Asylsuchenden mehr dort untergebracht sind, können die aus einzelnen Brettsperrholzteilen bestehenden Häuser leicht abgebaut werden. Oder sie können für andere Zwecke genutzt werden, wenn die Gemeinde es will, etwa als reguläre Sozialwohnungen, als Kindertageseinrichtung oder als Studentenwohnheim. Die Bauweise ermöglicht eine relativ rasche Umwandlung und Massivholzgebäude können jahrzehntelang stehen. Gefertigt wird die Flüchtlingsunterkunft am Spitz von der Zimmerei Polt aus Vierkirchen, die seit 1996 solche Gebäude errichtet. Architektin ist Carola Hain-Fischer aus Dachau, die häufig mit Polt zusammenarbeitet und schon viele Holzhäuser im Landkreis realisiert hat.

Bis vor Kurzem war nicht klar, ob im Landkreis überhaupt zusätzliche Unterkünfte für Asylsuchende gebaut werden dürfen. Nachdem in den vergangenen Monaten deutlich weniger Geflüchtete in Bayern ankamen als noch im vergangenen Herbst, hatte die Regierung von Oberbayern einen Baustopp verhängt. Der Landrat und seine Mitarbeiter hatten jedoch immer betont, sie wollten die Pläne für zusätzliche Unterkünfte weiterverfolgen, um die Asylsuchenden aus den Traglufthallen zu holen. Diese waren von Anfang an nur als Übergangslösung gedacht. Etwa 400 Menschen leben noch in den beiden zeltartigen Unterkünften in Karlsfeld und Bergkirchen. Die Wohnbedingungen sind schwer auszuhalten: Es dringt kaum Licht hinein, ein Gebläse surrt permanent und die Menschen haben kaum Privatsphäre, weil die Parzellen für je sechs Personen keine Decke und nur Vorhänge als Türen haben.

Karlsfelder Traglufthalle wird im November geschlossen

Nun hat die Regierung von Oberbayern dem Bau der Unterkunft am Spitz zugestimmt. Sie soll nicht zusätzlich zur Karlsfelder Traglufthalle entstehen. Im Gegenteil: Beide Traglufthallen im Landkreis sollen vorher geschlossen werden, sagt Löwl. Die Verträge laufen nur ein Jahr, dabei wolle man es belassen. Das bedeutet: Die Halle in Karlsfeld müsste im November geschlossen werden, die in Bergkirchen im Januar. Weil die neue, dauerhafte Unterkunft am Spitz bis dahin noch nicht fertig ist, müssten die Bewohner auf andere Landkreise verteilt werden, sagt der Landrat. Bloß für die Menschen in der Bergkirchener Halle könnte es mit Glück noch reichen.

Sinnvoll ist der Bau der neuen Unterkunft am Spitz nach Löwls Ansicht in jedem Fall. Zum einen, weil die bestehenden Unterkünfte in Petershausen, Haimhausen, Odelzhausen und in der Lilienstraße in Dachau überbelegt sind. Außerdem laufen auch die Verträge für die Container sukzessive aus. Und: "Irgendwann werden neue Flüchtlinge kommen." Sorgen macht Löwl sich auch über nachkommende Familienangehörige anerkannter Asylsuchender. Die dürfen zwar eigentlich nicht in die Unterkünfte einziehen. "Wir werden es aber nicht schaffen, für alle adäquaten Wohnraum zu finden." Im Einzelfall müsse man daher wohl Ausnahmen machen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: