Jubiläumsfeier:Das neue Wir-Gefühl

Hochspannung 2

Bergkirchen hat sich in den vergangenen 40 Jahren zu einer leistungsstarken Gemeinde entwickelt.

(Foto: Niels P. Jørgensen)

Vor 40 Jahren schlossen sich sieben Ortschaften zur Großgemeinde Bergkirchen zusammen. Seitdem hat sich die Kommune rasant entwickelt - die ehemals selbständigen und selbstbewussten Dörfer sind längst eine funktionierende Einheit

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Eine Liebesheirat war es nicht, als sich vor 40 Jahren sieben Ortschaften westlich von Dachau zu einer Gemeinde zusammengeschlossen haben. Schließlich waren Bergkirchen, Eisolzried, Feldgeding, Günding, Kreuzholzhausen, Lauterbach und Oberbachern damals eigenständige, vor allem aber auch enorm selbstbewusste Dörfer. Als die Gebietsreform sie 1978 dann unter das Dach einer Gemeinde führte, "da hat keiner Hurra geschrien", erzählt Bürgermeister Simon Landmann (CSU). Doch was als Vernunftehe begann, hat sich zu einer modernen, leistungsstarken Kommune gemausert. Aber nicht nur neue Wohngebiete, zeitgemäße Infrastruktur und Gewerbeflächen sind entstanden. Viel wichtiger ist ein Wir-Gefühl der Bergkirchner, das heute die Bürger aller Ortsteile verbindet. Ein Erfolg, der nicht von Anfang an absehbar war. Auch wenn der 40. Geburtstag kein klassisches Jubiläum ist, wird deshalb in Bergkirchen am kommenden Wochenende groß gefeiert, mit Festabend, Gottesdienst und Feier auf der Rathauswiese.

Freiwillig ging gar nichts, als 1978 die Gebietsreform anstand. Auch weil lange keine Klarheit herrschte über den künftigen Sitz und Namen der neuen Großgemeinde. Sollte es Bergkirchen werden, wo mit Kirche und Schule wichtige Einrichtungen lagen? Oder doch Günding, das schon damals mit 981 Einwohnern größer war als Bergkirchen mit nur 616 Bürgern? Der Entscheid im frisch gewählten Gemeinderat der neuen Großgemeinde ging dann knapp mit nur einer Stimme Mehrheit aus. Für Bergkirchen als Gemeindesitz stark gemacht hatte sich auch der aus Günding stammende Bürgermeister Hubert Huber (CSU), damals neu ins Amt gewählt. Die Anfänge waren schwierig, weiß Rathauschef Landmann zu berichten. "Auf Traktor-Anhängern wurden die Leitz-Ordner mit den unsortierten Unterlagen von den einzelnen Ortschaften abgeliefert." Angerollt sind die Fahrzeuge vor dem Bergkirchener Schulhaus, wo die neue Gemeindeverwaltung mit damals sechs Mitarbeitern eingerichtet wurde.

Seitdem hat Bergkirchen unter der Ägide der beiden Bürgermeister Hubert Huber (CSU) bis 2002 und dann Simon Landmann (CSU) eine rasante Entwicklung hingelegt. Die Infrastruktur mit Wasserleitungen und Abwasserkanälen wurde gebaut. dann stellte die ländlich geprägte Gemeinde die Weichen für die Ansiedlung von Betrieben. Inzwischen liegt mit 4400 Jobs jeder zehnte Arbeitsplatz im Landkreis in einem der 550 Bergkirchener Betriebe. Auch die soziale Infrastruktur hat sich rasant entwickelt. Die Grund- und Mittelschule erhielt 1998 einen Neubau und ist heute neben Dachau und Karlsfeld inzwischen die einzige Volksschule, die von einer Gemeinde selbständig und nicht im Schulverbund organisiert wird. Für junge Familien gibt es eine zeitgemäße Kinderbetreuung, von Krippe über Kindergarten, Mittagsbetreuung und Hort bis zur offenen Ganztagsschule. Ein Seniorenbüro kümmert sich um die Belange der älteren Generation. Dank der guten finanziellen Lage konnten

Bürgerhäuser und Jugendtreffs in den Ortschaften erhalten werden oder neu entstehen. Auch die drei Sportvereine, TSV Bergkirchen, SV Günding und FC Birkenhof in Eschenried werden gleich stark unterstützt nach einer einfachen Maßgabe: "Wir zahlen alles", sagt Landmann. Noch immer gibt es acht Feuerwehren, doch das früher ausgeprägte Konkurrenzdenken ist überholt, die Wehren arbeiten zusammen, haben sich spezialisiert und repräsentieren nach außen eine Feuerwehr. Auch im Gemeinderat spiegelt sich die Ortsgeschichte. Dort sind neben CSU und SPD nach wie vor fünf freie Wählergruppierungen aus Bachern, Feldgeding, Bergkirchen, Eisholzried/Lauterbach/Kreuzholzhausen und Günding/Neuhimmelreich vertreten. Kein Nachteil, findet der Rathauschef. "Parteipolitisches Geplänkel kommt so gar nicht auf." Und das Ergebnis spreche für sich: Aus sieben selbständigen Dörfern sei nun eine "gut funktionierende Einheit geworden, die zuversichtlich in die Zukunft schaut".

Das Programm zum Jubiläum: Festabend am Samstag in der Sporthalle in Günding (ab 18.30 Uhr) mit den Ampermusikanten und der Bläsergruppe Nicola Hahn. Am Sonntag zieht eine Fahnenabordnung vom Rathaus zur Kirche (9.45 Uhr). Nach dem Festgottesdienst (10 Uhr) klingt das Fest bei schönem Wetter aus mit einem Brunch und "Spielen ohne Grenzen" am Rathaus.

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