Jubiläum in Dachau:Bürger mit Handicap im Blick

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Auf der Jubiläumsfeier erhält die Caritas für ihre Werkstätten viel Lob von Lokalpolitikern. (Foto: Toni Heigl)

Seit 40 Jahren schafft die Caritas-Werkstatt Dachau Arbeitsplätze für behinderte Männer und Frauen. Sie ermöglicht ihnen auf diese Weise soziale Kontakte, Anerkennung und das gute Gefühl, gebraucht zu werden

Von Petra Schafflik, Dachau

Die tägliche Arbeit ist weit mehr als notwendiger Broterwerb. Im Job finden Menschen soziale Kontakte, Status, Anerkennung und das Gefühl, gebraucht zu werden. Genau diese Aspekte sind es, die 130 Männer und Frauen jeden Tag antreiben, um sich auf den Weg zu machen zu ihrem Arbeitsplatz in der Dachauer Caritas-Werkstatt für Menschen mit Behinderung. Diese besondere Einrichtung, die nun ihr 40-jähriges Bestehen feiert, bietet passgenaue Jobs für Bürger mit Handicap.

Die Werkstatt und ihre qualifizierten Mitarbeiter schaffen das Umfeld, in dem Behinderte "etwas leisten können, sich einbringen, etwas beitragen und dafür geschätzt werden", sagte Klaus Weißbach, Caritas-Vorstand für Wirtschaft, am Freitag beim Festakt im ASV-Saal vor Ehrengästen und der gesamten Werkstatt-Belegschaft. "So sein - und dabei sein" - gemäß diesem Leitspruch der Caritas schafft die Werkstatt an zwei Betriebsstandorten in Dachau-Ost für Behinderte die Teilhabe an der Arbeitswelt. "Sie leisten Großartiges für die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft", sagte deshalb Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD).

Caritas-Werkstatt Dachau: Petra Schläger, Josef Fuß, Edeltraud Stefan und Siglinde Neumeier sind von Anfang an dabei. Beim Festakt wurden sie von Werkstattleiter Lothar Natusch für ihre 40-jährige Betriebszugehörigkeit geehrt. Auf der Bühne erinnerten sich die "alten Hasen" daran, wie alles anfing, damals 1976, im Betriebsgebäude an der Schleißheimer Straße. Auch der Umzug 1986 in den Neubau an der Einsteinstraße im Gewerbegebiet-Ost ist den Beschäftigten noch gut in Erinnerung. Zu dieser Zeit stellte die Behindertenwerkstatt Eigenprodukte her, Puppenstuben, Holzspielzeug und Möbel für Kindergärten gehörten zum Sortiment. Ein Betrieb für Menschen mit psychischen Behinderungen (Cepro) kam später dazu, die Produktion wurde 2000 auf Lohnarbeit und Dienstleistungen umgestellt.

Künftig spielt das Bundesteilhabegesetz (BTHG) eine große Rolle, das der Bundestag gerade beschlossen hat. Klar sei, dass die Neuregelung nicht auf "Einschränkung der Wahlfreiheit, weniger Leistungen und schlechter Rahmenbedingungen hinauslaufen darf", warnte Caritas-Vorstand Weißbach. Im Zeichen von Inklusion gab es auch Überlegungen, spezielle Werkstätten mit Arbeitsplätzen ausschließlich für Behinderte künftig nicht mehr zu unterstützen. Deshalb ist Hans Horn, Landesvorsitzender der Caritas-Werkstätten, froh, dass das BTHG "die Zukunft der Werkstätten sichert". Auch Landrat Stefan Löwl (CSU) ist überzeugt, dass Werkstätten "in Zeiten von Inklusion als wichtiger Baustein weiter bestehen werden". Die meisten Werkstattbeschäftigten, sagt Horn, könnten auf dem ersten Arbeitsmarkt nicht bestehen. Dennoch wird sich für die Behindertenarbeit einiges ändern, weil künftig Jobs für Menschen mit Handicap auch von neuen Anbietern organisiert werden dürfen. "Für Leistungsfähige gibt es mehr Wahlmöglichkeit." Verlierer des BTHG seien "die, die einen hohen Hilfebedarf haben". Auch Bezirkstagspräsident Josef Mederer (CSU) kennt die Vorbehalte gegen das BTHG, "aber es überwiegen die Chancen". Die Aufgabe der Inklusion gelte es nun, engagiert anzugehen. Da dürfte sich umso mehr in Zukunft auszahlen, was Mederer als glückliche Fügung bei der Werkstatt-Gründung 1976 bezeichnet: dass diese Einrichtung mit der Caritas ein "hochkompetenter Partner" organisiert, der "das Soziale innovativ umsetzt".

© SZ vom 03.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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