Jubiläum:Aus Altomünsters Gemäuern dringt Musik

Jubiläum: EUMWA-Organisatorin Claudia Geisweid.

EUMWA-Organisatorin Claudia Geisweid.

(Foto: Toni Heigl)

Der Europäische Workshop von Pianist Markus Kreul bringt seit zehn Jahren herausragende Talente in den Landkreis. Dann wird gemeinsam gegesessen, gefeiert und musiziert. Dieses Mal nimmt auch ein Stipendiat aus Tibet teil

Von Anna-Sophia Lang, Dachau

In diesem Jahr hat Markus Kreul, künstlerischer Leiter des Europäischen Musikworkshops Altomünster, mehrere Videobotschaften zur Pressekonferenz mitgebracht. Eine kommt vom 12-jährigen Jonas aus Barcelona. Er nimmt schon zum zweiten Mal teil. Für Stefan Pitz, der sich aus Belgien zu Wort meldet, ist es sogar das dritte Mal. "Ich mag die tolle Stimmung und dass man die Musik teilt." Das gemeinsame Essen und Feiern, sagt er, sei aber auch nicht schlecht. Das findet auch die siebenmalige Teilnehmerin Sandra Rieger, die an der Münchner Musikhochschule studiert und ihre Videobotschaft aus Freising schickt. "Gemeinsam zu musizieren, ist die schönste Art", sagt sie in die Kamera. Susanne Müller aus Freiburg hat ihre Videobotschaft gleich in eine Melodie gefasst. "Aus Altomünsters Gemäuern dringt Musik den ganzen Tag", singt sie.

Der Musikworkshop findet in diesem Frühjahr zum zehnten Mal statt, für die Öffentlichkeit gibt es am Ostermontag ein Auftaktkonzert zu hören. Großen Anteil an der Erfolgsgeschichte hat auch die Sparkasse Dachau, die den Workshop seit langem finanziell unterstützt. "Er hat sich von einem Nischenereignis zu einem Höhepunkt entwickelt", sagt Claudia Geisweid, die den Workshop seit vielen Jahren organisiert. "Ich bin sehr glücklich, dass sich das so etabliert hat." Gemeinsam Musik machen, gemeinsam essen, gemeinsam feiern. Das ist es, was die Teilnehmer am Europäischen Musikworkshop so schätzen. Die besondere Atmosphäre in Altomünster und die Zusammenarbeit mit hochkarätigen Dozenten in einem geschützten Rahmen lässt viele immer wieder kommen. So entstehen länderübergreifende Netzwerke. Markus Kreul spricht von "Synergieeffekten". "Sie treffen sich auch außerhalb des Europäischen Workshops und machen zusammen Musik, helfen einander zum Beispiel bei Auftritten." Jonas, Stefan, Sandra und Susanne gehören zu den insgesamt etwa 50 Musikern, die in diesem Jahr teilnehmen.

Auch Altomünsters Bürgermeister Anton Kerle (CSU), zum zweiten Mal Schirmherr, ist stolz auf die Veranstaltung. "Das Künstlerische war in Altomünster schon immer ein Aushängeschild. Der Musikworkshop hat Ausstrahlungskraft nach außen. Deshalb wollen wir ihn weiter fördern." Ein Faktor könnte dem allerdings in die Quere kommen: Das Birgitten-Kloster, in dessen Gästehaus viele Workshop-Teilnehmer untergebracht sind, wird geschlossen. Kerle hofft, dass das Kloster weiter öffentlich zugänglich sein wird und für kulturelle Zwecke genutzt werden kann. "Das ist unser Ziel. Aber es ist Zukunftsmusik."

An den Kursen ändert das Jubiläum wenig. Weiterentwickelt werden soll die Zusammenarbeit der Dozenten mit ihren Schülern: Sie sollen noch mehr als bisher gemeinsam musizieren. Dass der Unterricht auf Augenhöhe stattfindet, gehört zum Standard. "Wir versuchen ein Klima zu schaffen, in dem man ohne Druck oder Angst lernen kann", sagt Kreul, "sonst wird die Entfaltung verhindert." Neu im Dozententeam ist etwa der Geiger Ingolf Turban, der als Solist schon mit den Berliner, Münchner und New Yorker Philharmonikern gespielt hat. Zum ersten Mal dabei ist der Tenor Dominik Wortig, der regelmäßig an der Mailänder Scala singt. Neulinge sind auch Phil Mullen aus London, der einen Improvisationsworkshop leiten wird, und die Pianistin Jelena Stojković, die an der Universität Augsburg lehrt.

Wie jedes Jahr kommen die Teilnehmer aus vielen Ländern. Sogar ein Stipendiat aus Tibet ist unter ihnen, er studiert in Markus Kreuls Klasse an der Universität Augsburg. Viele der Teilnehmer sind Musikstudenten, andere sind Laien. Der jüngste Musiker ist acht Jahre alt. Zehn Teilnehmer kommen aus dem Landkreis. Ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr, langsam aber beständig. "Trotzdem sind es immer noch zu wenige", sagt Kreul. Eine Tatsache, die er auch der fehlenden Kreismusikschule zuschreibt. Eine Institution, in der er großes Potenzial für die Nachwuchsförderung sieht, deren Einrichtung der Kreistag jedoch erst vor wenigen Tagen ablehnte.

So richtig wird das Jubiläum dann aber beim Meisterkonzert im Dachauer Schloss gefeiert. Mehr Teilnehmer als sonst werden gemeinsam mit ihren Dozenten auftreten. Auf dem Programm stehen Klassiker von Wolfgang Amadeus Mozart und Maurice Ravel, aber auch ein sechshändiges Klavierstück von Sergei Rachmaninoff, Werke von Alban Berg und Astor Piazzolla.

Auftaktkonzert am Ostermontag, 28. März, 18 Uhr, Kapelle im Gästehaus des Birgitten-Klosters Altomünster. Meisterkonzert am Mittwoch, 30. März, 19.30 Uhr, Schloss Dachau. Abend der Begegnung mit Ingolf Turban am Donnerstag, 31. März, 19.30 Uhr, Historischer Keller am Hechthof, Altomünster. Der Eintritt ist frei. Alle weiteren Konzerte unter www.eumwa.de.

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