Jahreshöhepunkt :Feier Frei

Das Siedlerfest ist Publikumsmagnet: 48 Vereine ziehen bei Traumwetter durch Karlsfeld - für die Veranstalter "ein großartiger Auftakt"

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Für viele Karlsfelder ist es der Höhepunkt des Jahres. Und so stehen, schon lange bevor sich der Festzug zum Siedlerfest überhaupt in Bewegung setzt, viele Leute am Straßenrand und warten. "Es lohnt sich auf jeden Fall", erklärt ein Mann. Die Kinder werden langsam unruhig. Sie rennen hin und her. "Wann gibt's endlich Bonbons?" Und der Mann muss immer öfter betonen, dass es sich lohnt zu warten. "Bumm." Die Leute zucken zusammen. Aus der kleinen Kanone etwas abseits am Straßenrand raucht es heftig. "Bumm." Die Musik setzt ein. Die Blaskapelle zieht vorüber. Festreferentin Christa Berger-Stögbauer winkt aus der ersten Kutsche. Sie strahlt übers ganze Gesicht. Für eine Stunde kann sie die Hektik der vergangenen Wochen abstreifen. Als Vorsitzende des Siedlergemeinschaft Karlsfeld-Nord lastet die Organisation dieses großen Fests auf ihren Schultern und natürlich denen ihrer Vorstandskollegen. Kein Pappenstiel. Bürgermeister Stefan Kolbe kann da entspannter sein: Er freut sich auf das Fest und wirft den Kindern mit beiden Händen Bonbons zu. Auch Landrat Stefan Löwl, der SPD-Landtagsabgeordnete Martin Güll und sein Kollege Anton Kreitmeier (CSU) genießen von ihrer Kutsche aus das Bad in der Menge. Die Leute jubeln ihnen zu.

Dann kommt Stimmung auf: Die Feuerwehrler spritzen mit Pumpguns und Schläuchen etwas Wasser in die Menge. Die einen schreien, die anderen lachen. Es ist ein erfrischender Spaß an diesem sonnigen Samstagmittag. Insgesamt 48 Vereine präsentieren sich bei dem Marsch durch Rathaus- und Gartenstraße zum Festplatz am See. Die Turnerinnen des TSV Eintracht Karlsfeld schlagen Räder und begeistern die Zuschauer mit Handstandüberschlag und Spagat. Auch Volleyballer und Badmintonspieler zeigen ihr Können. Die Tänzerinnen des Faschingsclubs verteilen im knappen Glitzerkleidchen Flyer an die Zuschauer. Auch die Siebenbürger Sachsen ziehen mit ihren fremd wirkenden Trachten die Blicke auf sich. Das Heimatmuseum hat historische Kostüme ausgegraben: Die Männer fahren mit Anzug und Zylinder auf Hochrädern vorüber, die Damen tragen schicke Kleider aus den 50er Jahren. Es ist ein Augenschmaus. Ab und zu bekommen die Erwachsenen am Straßenrand mal ein Becherchen Wein oder Bier gereicht, manchmal sogar Hochprozentiges. Die Kinder dagegen stürzen sich immer wieder auf die Straße, um die Bonbons einzusammeln, die aus den Wagen geworfen werden. Auch betagte Senioren bücken sich gelegentlich für etwas Süßes.

Mitten im bunten Treiben läuft von vielen unbemerkt im schicken Anzug mit rot-weiß-grüner Schärpe der Ehrengast vorüber. Es ist der neue Bürgermeister der Partnerstadt Muro Locano, Giovanni Setaro. Vor vier Wochen erst ist er mit 70 Prozent aller Stimmen gewählt worden. Am Samstag lernt er zusammen mit 16 Landsleuten die bayerischen Traditionen kennen. Und so zieht er sich zum Bieranstich schnell um: Statt mit Anzug steht er nun im karierten Hemd mit Lederhose auf der Bühne. "Da hat sich was getan", lacht Bürgermeister Stefan Kolbe amüsiert.

Punkt 14.30 Uhr richten sich die Blicke Richtung Bühne: Kolbe steht bereit mit dem dicken Hammer. Um ihn herum die Ehrengäste. Routiniert und schnell schlägt er den Zapfhahn ins Fass. "O'zapft is", brüllt er, während er die ersten Krüge füllt. "Zwei Schläge, das ist guter Karlsfelder Standard", kommentiert er später. Der Schweiß steht ihm auf der Stirn, im Zelt ist es heiß. Die meisten Festbesucher sitzen deshalb lieber draußen im Biergarten.

"Es war ein großartiger Auftakt", freut sich indes die Festreferentin Berger-Stögbauer. "Die Brettl-Spitzen sind super gelaufen und jetzt beim Festzug so ein herrliches Wetter." Dann rennt sie auch schon wieder weiter. Die Anspannung ist ihr deutlich anzumerken. Vereine, Gemeinderäte und Bürgermeister indes gehen jetzt zum gemütlichen Teil über: Brotzeit, Bier und viele Gespräche. "Auf dem Siedlerfest trifft man Leute, die man das ganze Jahr nicht sieht", schwärmt Vizebürgermeister Stefan Handl. Seine Kinder freuen sich da mehr aufs Karussellfahren, ungeduldig zerren sie schon am Arm ihrer Mutter. Auch Kolbe ist mit dem Siedlerfest aufgewachsen. "Ich gehe schon fast 50 Jahre hierher. Das macht Spaß", sagt er mit einem Leuchten in den Augen. Er genießt es in vollen Zügen. An allen zehn Tagen wird er auf dem Festplatz sein - und nichts verpassen. "Ich habe mein mobiles Büro immer dabei", sagt er und lacht. 4140 Senioren lädt die Gemeinde am Dienstag zum Siedlerfest ein. Handl und Kolbe wollen mit möglichst vielen sprechen. Karussellfahren steht bei den beiden dagegen nicht so sehr im Fokus. "Aber in den Cyber Space werde ich schon mal steigen", sagt Kolbe. Die Überschlagsschaukel ist das Highlight des Fests - zumindest für Wagemutige.

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