Integration:Klartext

Integration: Die Plakate wollen Vorurteile und Missverständnisse über Flüchllinge korrigieren. Christiane Kettinger hat sie in Haimhausen aufgehängt.

Die Plakate wollen Vorurteile und Missverständnisse über Flüchllinge korrigieren. Christiane Kettinger hat sie in Haimhausen aufgehängt.

(Foto: Toni Heigl)

Plakate gegen Vorurteile über Flüchtlinge in Haimhausen

Von Anna-Sophia Lang, Haimhausen

In Rot und Blau stehen sie in Haimhausens Straßen. Große comicartige Figuren, gezeichnet von bekannten Illustratoren aus ganz Deutschland. Fragen stehen darauf, Ängste, Thesen. "Denen geht's gar nicht so schlecht. Die haben alle teure Handys." - "Die Flüchtlinge bringen den Terror zu uns." Oder: "Wir haben keinen Platz." Es sind Vorurteile über Flüchtlinge. Vorurteile, die in den vergangenen Monaten immer lauter wurden.

Deshalb hat eine Gruppe von Künstlern das Projekt "Bildkorrektur" gegründet und Plakate entworfen, auf denen sie Vorurteilen mit Fakten begegnen. "Handys sind überlebenswichtig für Flüchtlinge, um sich vor Militärattacken zu schützen, Verwandte oder den Fluchtweg zu finden und mit den Daheimgebliebenen zu kommunizieren." Oder: "Terror und Krieg sind nicht die Folge, sondern der Grund, warum so viele Menschen zu uns fliehen."

Als Christiane Kettinger vom Helferkreis Haimhausen die Plakate auf Münchens Straßen von der Fachstelle für Demokratie und gegen Rechtsextremismus sah, war für sie klar: Die will sie auch in Haimhausen. Sie besprach sich mit Flüchtlingshelfern und fragte bei der Gemeinde nach. Die stellte große Plakatständer zur Verfügung. An vier Stellen im Ort gibt es nun für eine Weile die Zeichnungen der "Bildkorrektur"-Künstler zu sehen. Sie sollen Vorurteile entkräften und zum kritischen Nachdenken über eigene Vorstellungen auffordern.

In Haimhausen leben etwa 120 Asylsuchende, sie kommen aus afrikanischen Ländern, aus Afghanistan und Pakistan. Allgemein kämen die Plakate im Ort sehr gut an, sagt Christiane Kettinger. Manche Bürger begutachteten sie mit großer Skepsis oder lehnten sie offen ab. Kettinger sagt: "Ein gutes Zusammenleben kann nur gelingen, wenn man sich nicht von Vorurteilen leiten lässt, sondern offen auf die Asylbewerber zugeht, denn viele Ängste sind faktisch unbegründet."

Eine "Herausforderung, die jeden betrifft", ist ihre Integration für Haimhausens Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU). "Deshalb ist alles gut, was das Bewusstsein dafür stärkt." Felbermeier lobt die Geflüchteten in seiner Gemeinde und bezeichnet sie als "neue Mitbürger". Sie seien äußerst diszipliniert und brächten sich ein, wo sie könnten. Er will sie und die Ehrenamtlichen vom Helferkreis unterstützen, wo er kann. "Ich bin froh, dass wir solche Leute haben."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: