Immobilienpreise:Ein Tropfen auf den heißen Stein

1160 Wohnungen sind im vergangenen Jahr im Landkreis entstanden. Viel zu wenige, sagt die Baugewerkschaft IG Bau

Von Thomas Radlmaier, Dachau

Im Landkreis wird eine Immobilie nach der anderen hingeklotzt. Hier ein Haus, dort ein Single-Appartement. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind im vergangenen Jahr im Landkreis 1160 Wohnungen entstanden, davon befinden sich 477 in Ein- und Zweifamilienhäusern. Bauherren investierten fast 300 Millionen Euro in neuen Wohnraum. Doch letztlich verpuffen die Bemühungen im angespannten Immobilienmarkt im Münchner Speckgürtel wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Die Zahl der Neubauten klänge nach viel, sagt Karl Bauer von der Baugewerkschaft IG Bau. "Tatsächlich müssten es aber mehr sein, wenn die Wohnraum-Offensive der Bundesregierung klappen soll." Der Bau bezahlbarer Wohnungen sei die einzige effektive Antwort auf steigende Mieten und hohe Immobilienpreise, von denen auch Bayern betroffen sei.

Dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München zufolge sind in der Region um die Landeshauptstadt 12 200 Wohnungen entstanden. Das entspricht 4,2 Wohnungen pro 1000 Einwohner. Die meisten Fertigstellungen gab es 2016 in den Landkreisen Freising, nämlich 5,3 je 1000 Einwohner. Im Landkreis Dachau liegt dieser Wert bei 3,1 pro 1000 Einwohner. Für Christian Breu, Geschäftsführer des Planungsverbands, ist das zu wenig. Die Nachfrage nach Wohnraum in der Region sei ungebrochen, es bestehe ein immenser Nachholbedarf beim Wohnungsbau, sagt er. "Mindestens 15 000 Wohnungen müssen jährlich gebaut werden." IG Bau-Regionalleiter Bauer nimmt die Bundesregierung in die Verantwortung: Die große Koalition hätte eine ganz andere Messlatte gelegt: 1,5 Millionen Neubauwohnungen bundesweit bis 2021 - also 375 000 pro Jahr. Derzeit seien es weniger als 285 000. "Das bedeutet, dass der Wohnungsneubau schon in diesem Jahr um satte 32 Prozent zulegen müsste."

Die Baugewerkschaft IG Bau hat sich mit Vertretern der Bauwirtschaft zum "Verbändebündnis Wohnen" zusammengeschlossen. Dessen Mitglieder fordern den Bund, Freistaat und auch die Kommunen auf, mehr für den Wohnungsbau zu tun. "Gerade für den sozialen Wohnungsbau muss deutlich mehr getan werden", sagt Bauer. Auch das Wohneigentum im Kreis Dachau müsse gefördert werden. "Es müssen sich wieder mehr Menschen die eigenen vier Wände leisten können - vom Maurer bis zur Industriekauffrau."

Nach Angaben des Planungsverbandes sind die Durchschnittspreise für Wohnbauland in allen Landkreisen der Region stark gestiegen, im Landkreis Dachau im Vergleich zu 2006 um mehr als 50 Prozent. Ein Quadratmeter kostet hier 386 Euro, wobei zwischen den Kommunen erhebliche Preisspannen bestehen. So zahlt man in Karlsfeld 760 Euro, in Altomünster nur 157 Euro. Auch bei den Preisen für bestehende Wohnungen gibt es nur eine Richtung: steil nach oben. Im Landkreis Dachau muss man für eine Bestandswohnung mehr als 4500 Euro pro Quadratmeter hinlegen. 2006 waren es noch etwa 2000 Euro. Im Vergleich dazu sind die Mietpreise im Landkreis moderat gestiegen, von rund acht (Jahr 2006) auf zwölf Euro (2018) pro Quadratmeter.

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