Im Zeichen der Tradition:Harmonie als Gesamtkunstwerk

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Zum 20. Jubiläum präsentiert die Stadtkapelle Dachau eine Vereinsfahne, deren Leitspruch das Ensemble nicht nur musikalisch verpflichtet.

Von Magdalena Hinterbrandner, Dachau

"In Harmonie vereint." Kunstvoll gestickt steht dieser Leitspruch in goldenen Buchstaben auf dem königsblauen Samtstoff der neuen Vereinsfahne der Dachauer Stadtkapelle. Zu ihrem 20. Jubiläum präsentierte der Musikverein am Sonntag stolz das neue Prachtstück. "Eine Fahne versinnbildlicht immer auch eine Idee. Unsere Idee ist die Förderung der Blasmusik und das Bewahren der Traditionen", sagt der Vorsitzende der Stadtkapelle Dachau Michael Wagner in seiner Festansprache. Zahlreiche Freunde und Vereine der Dachauer Stadtkapelle aus dem Dachauer Umland besuchten den Festgottesdienst mit Fahnenweihe am Sonntagvormittag auf der Thomawiese in Dachau. Fesch gekleidet, in Tracht und Uniform präsentierten sich die Vereine und feierten zusammen mit der Stadtkapelle deren Geburtstag im Festzelt, das für das Dachauer Volksfest in einer Woche bereits aufgebaut worden ist.

"Ohne Harmonie geht's nicht", sagt Vikar Friedmann Krocker zu Beginn des Festgottesdienstes. Sowohl im Verein, als auch in der Musik sei eine gute Harmonie unentbehrlich. "Man könnte fast sagen, ohne Harmonie gibt es auch keine Musik." Vor allem aber solle dieser Leitspruch auch immer daran erinnern, "dass man sich für seine Nächsten und Vereinskameraden einsetzen" solle. Das Vereinsleben sei gerade in dieser Zeit unentbehrlich. Früher sei es selbstverständlicher gewesen, einem Verein anzugehören.

Zum 20. Jubiläum kamen Fahnenabordnungen vieler Vereine. (Foto: Niels P. Joergensen)

Zum bayerischen Präsentiermarsch, gespielt vom sinfonischen Blasorchester der Stadtkapelle Dachau, hoben die Träger ihre Fahne hoch, um sie den Gästen im Zelt feierlich zu präsentieren: Auf blauem Samt der goldene Schriftzug, darüber das Vereinslogo der Stadtkapelle Dachau, verziert mit goldenen, geschwungenen Notenlinien. Die andere Seite der Fahne zeigt das Dachauer Schloss mit dem bayerischen Staatswappen und dem Dachauer Stadtwappen auf tiefrotem Samtstoff. Drei Fahnenbänder zieren zusätzlich das Gesamtkunstwerk. Die Fahnenbänder stehen für die Gründungsmitglieder, die Fahneneltern Sigrid und Helmut Schmittinger, und die verstorbenen Mitglieder.

Salut der Böllerschützen

Die anderen Vereine, darunter die Freiwillige Feuerwehr Karlsfeld und der Dachauer Trachtenverein, neigen zur Fahnenweihe andächtig ihre eigenen Vereinsfahnen. Passend dazu begleitet der Marsch "In Harmonie vereint" die Weihe. Es folgt ein mächtiges Salut der Böllerschützen des Schützenvereins Einigkeit Etzenhausen. Feierlich erheben sich zum Abschluss des Gottesdienstes alle Gäste im Zelt zur Bayernhymne.

"Aber warum brauchen wir eine Fahne?" fragt der Vereinschef Michael Wagner zu Beginn seiner Festrede. Früher sei auf eine Fahne mit dem eigenen Leben geschworen worden. Man habe versprochen, seinem Land ewige Treue zu halten. Sie sei "ein sichtbares Zeichen der Macht und der eigenen Identität" gewesen. "Was wären denn sonst zum Beispiel die Länder heute ohne ihre Flagge", fragt Wagner. Eine Fahne sei auch Zeichen des Besitzes und des Eigentums. "Aber nicht zuletzt eben auch Ausdruck eines gemeinsamen Gedankens. Sie ist das Symbol für die Geschichte eines Vereins und das Sinnbild für die dahinterstehende Tradition." Und genau die werde in der Stadtkapelle Dachau "groß geschrieben". In Wagners Worten: "Tradition, Zusammenhalt, Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit und Respekt."

Tiefroter Samt - die Vereinsfahne der Stadtkapelle Dachau. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Seit vielen Jahren trug sich der Verein mit der Idee einer eigenen Vereinsfahne. Zum 20. Geburtstag der Stadtkapelle wurde sie verwirklicht. "Schon 2015 haben wir uns hingesetzt, einen eigenen Festausschuss gegründet und angefangen zu organisieren", erzählt Wagner. Lukrative Spenden hätten das Festwochenende und eben die eigene Fahne ermöglicht. Pläne seien geschmiedet, Ideen entwickelt und zahlreiche E-Mails verschickt worden. Am vergangenen Wochenende präsentierte die Stadtkapelle nun sichtlich stolz das Ergebnis.

Tragende Säulen der musikalischen Ausbildung

Am Samstag spielte die Stadtkapelle Dachau zusammen mit dem Musikverein Sankt Hubertus aus Niederprüm nachmittags im Festzelt auf der Thomawiese auf. Abends gab es eine fetzige Party im Zelt mit der Band "Skandal aus Bayern". Viele Besucher des Gottesdienstes tags darauf hatten deswegen eine sehr lange Nacht hinter sich. Den Respekt für ihre Disziplin spricht ihnen der Dachauer Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) aus. "Hätte ich jetzt eine Hut an, ich würde ihn ziehen". Am Samstagabend so zu feiern, "aber trotzdem heute im Zelt zur festlichen Fahnenweihe" zu kommen", beeindrucke ihn. "Dieses Publikum habe die Stadtkapelle Dachau auch mehr als verdient." Dann hob Hartmann zum Lob auf die Stadtkapelle an. Auf die Organisation der Feier. Vor allem auf "die Leistungen, welche die Dachauer Musikkapelle das gesamte Jahr über erbringt". Hartmann würdigte "die musikalische, aber auch pädagogische Erziehung, das Verinnerlichen der Traditionen und das Intakthalten des Vereinslebens". Er schloss mit den Worten: "Die Dachauer Stadtkapelle ist eine der tragenden Säulen der musikalischen Ausbildung in der Stadt Dachau."

Der Zusammenhalt funktioniert nicht nur in der Dachauer Stadtkapelle intern, sondern auch mit den Vereinen untereinander. Wegen eines Busproblems musste der Musikverein Sankt Hubertus aus Niederprüm früher abreisen als gedacht. Doch einen kleinen Auftritt ließen sich die Musikanten nicht nehmen und sprangen spontan früher ein, bevor sie die lange Heimreise Richtung Eifel antraten. Der Musikverein Eichenau, der eigentlich zu der Zeit spielen sollte, genoss die Musik der Niederprümer und spielte später. Es herrschte eine lockere Atmosphäre, ungezwungen, aber trotzdem festlich.

Am Samstagabend spielten im Festzelt die Musiker der Band "Skandal aus Bayern" in Lederhosen. Von Skandal aber keine Spur: Alles verlief harmonisch. (Foto: Niels P. Joergensen)

Die Orchester spielen zünftig zum gemütlichen Frühschoppen bei Weißwurst und Bier auf. Ehrliche Blasmusik, ohne große Verzierungen in der Melodik, ohne absichtlich rhythmisierte Passagen, ohne Hervorhebung einzelner Instrumente, sondern einfache, klare und reine Töne begleiten die Gespräche der Besucher und das nette Beisammensein nach dem morgendlichen Gottesdienst im Festzelt auf der Thomawiese. Nach einem bayerischen Marsch der Dachauer Stadtkapelle hört man nach dem Applaus von nicht nur einem Besucher ein herzliches, ausdrückliches Lob: "Einfach schön."

© SZ vom 07.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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