IHK Dachau:Klage über "Antihaltung"

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Die Unternehmer hören es gerne, viele Bürger weniger: Landrat Hansjörg Christmann hält neue Gewerbe- und Wohnflächen für notwendig.

Von Renate Zauscher

Dem Siedlungsdruck müsse Rechnung getragen werden, betonte Landrat Hansjörg Christmann (CSU). Foto: Heigl (Foto: DAH)

"Gefühlt geht es uns sehr gut", sagte Landrat Hansjörg Christmann (CSU) als Gastredner in der jüngsten Tagung der Industrie- und Handelskammer (IHK) für den Bereich Dachau und Fürstenfeldbruck in Odelzhausen. Doch Fachkräftemangel und "eine Antihaltung" vieler Bürger gegen Großprojekte bereiteten ihm Sorgen, betonte er.

Als eines der Kernprobleme im Landkreis bezeichnete Christmann den Mangel an Personal im Erziehungs- und Pflegebereich. Aber auch strukturelle Probleme sieht der Landrat: Es seien, so erklärte er, dringend weitere Ausweisungen von Gewerbe- und vor allem von Wohnbauflächen nötig. Bei den Bürgern sieht er aber eine Abwehrhaltung, die sich momentan im Widerstand gegen die Pläne für die Neue Mitte in Karlsfeld zeige. "Wir müssen dem Siedlungsdruck und den Gewerbenotwendigkeiten Rechnung tragen", erklärte Christmann und beklagte "ständige Bürgeranträge und Bürgerbegehren". Auch die dritte Startbahn müsse, "wenn sie notwendig wird", gebaut werden, sagte der Landrat und verwies auf den Wachstumsschub, den der Bau des Flughafens im Erdinger Moos vor Jahren ausgelöst hatte.

In der Runde der Wirtschaftsvertreter aus den Landkreisen Dachau und Fürstenfeldbruck teilte man Christmanns Sicht bezüglich der bürgerlichen "Antihaltung" gegen viele Projekte, sieht aber auch die Politik in der Verantwortung: Sie müsse entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. So erklärte ein Germeringer Unternehmer, dass "eine entscheidende Dynamisierung der Baugenehmigungen" nötig sei und kritisierte, dass in den Bauämtern der Kommunen oft nicht die Leute säßen, "die die Dinge schnell und dynamisch angehen".

Die Tagung fand im Verwaltungsgebäude der Firma W.E.T. Automotive Systems, einem der weltweit größten Hersteller von Autositzheizungen, Sitz-Klimatisierungen und Autokabelsystemen, statt. W.E.T. hat seit 1992 seinen Sitz in Odelzhausen. Die Firma wurde vor zwei Jahren jedoch von einem amerikanischen Unternehmen übernommen. Auf großes Interesse der Sitzungsteilnehmer stieß die Darstellung dessen, was der Autozulieferer für die Gesundheit seiner Mitarbeiter tut. Dazu gehören Gesundheitstage, das Angebot ärztlicher Check-Ups oder die finanzielle Förderung von Aktivitäten in Fitnessparks. Vorstandsmitglied Frithjof Oldorff, der das betriebliche Gesundheitsmanagement der Firma vorstellte, ist sich sicher, dass der geringe Krankenstand in dem Unternehmen damit zu tun hat.

Weitere Themen auf der Tagesordnung waren die Vorstellung einer neuen Internetplattform für den Informationsaustausch innerhalb des IHK-Bereichs Dachau und Fürstenfeldbruck und ein Bericht über die Fachkräftesituation. Im Jahr 2030 werden einer Prognose der IHK zufolge bereits 100 000 Fachkräfte in der Region München fehlen. "Die Fachkräftesicherung ist für die IHK strategisches Ziel Nummer eins", erklärte dazu Robert Obermeier von der IHK München und Oberbayern, und sein Kollege Jens Wucherpfennig sprach von der "großen Herausforderung" für die Unternehmen, in einer immer älter werdenden Gesellschaft "junge Nachwuchskräfte zu finden und zu binden". Mit einem "Fachkräftemonitor" und dem Aufzeigen von Handlungsansätzen will die IHK dabei Hilfestellung bieten.

Über eine Nachricht immerhin konnten sich die Tagungsteilnehmer der Industrie- und Handelskammer in Odelzhausen uneingeschränkt freuen: Robert Obermeier berichtete von guten Konjunkturdaten und einem "kräftigen Aufwärtstrend" der Wirtschaft.

© SZ vom 25.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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